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Alt 13.12.2011, 20:01   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
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Beiträge: 954
Standard Hanns-Dieter Hüsch liest Flöhezimt: Zart besaitet

Zart besaitet

Flöhezimt ist äußerst zart besaitet,
was ihm mitunter Schwierigkeit bereitet.
Der kleinste Kummer geht ihm an die Nieren.
Sein Doktor rät, er solle meditieren.
Also versinkt er stumm in sich
beim Suchen nach dem eignen Ich
und bemerkt dabei entsetzt,
dass seine Saiten durchgewetzt.
Flöhezimt erhofft sich Wandlung
von einer Musikalienhandlung
und ersteht nach seiner Wahl
einen Saitensatz aus Stahl.
Flöhezimt zieht nach dem Kauf
bei sich andre Saiten auf.
Seither ist Herr Flöhezimt
zuweilen grauenhaft verstimmt.
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Alt 07.03.2017, 20:19   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi Fridolin!

Schönes Ding, griffiges Wortspiel!

Der gute Hüsch musste an manchen Stellen aber ziemlich zaubern, um das Ganze flüssig zu halten!

Hier eine metrisch klare Version, falls erwünscht:


Herr Flöhezimt ist zart besaitet,
was ihm mitunter Stress bereitet.
Der Kummer geht ihm an die Nieren.
Sein Doktor rät zu meditieren.

Darum versinkt er stumm in sich
beim Suchen nach dem eignen Ich
und er bemerkt dabei entsetzt,
dass seine Saiten durchgewetzt.

Herr Flöhezimt erhofft sich Wandlung
von einer Musikalienhandlung
und er ersteht nach seiner Wahl
den Saitensatz aus edlem Stahl.

Herr Flöhezimt zieht nach dem Kauf
nun andre Saiten bei sich auf.
Seither ist Meister Flöhezimt
zuweilen grauenhaft verstimmt.

So sind alle Zeilen vierhebig und haben einen unbetonten Auftakt. Das ist klar rhyrhmisch lesbar und ausgewogen.

Sehr gern gelesen und gehört! Ich vermisse den guten Hanns-Dieter!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 09.03.2017, 16:54   #3
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
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Hi Erich,

was hast du da ausgegraben?

Ich habe früher unter dem aus meinem Namen gebildeten Pseudonym "Gerd Flöhezimt" Versfolgen für den Süddeutschen Rundfunk geschrieben, die Geschichten über Herrn Flöhezimt hat Hanns-Dieter Hüsch vorgetragen. Ich habe damals noch gegen den Strich gereimt, was Hanns-Dieter durchaus gefallen hat. Für mein Buch habe ich die Geschichte dann auf Professor Schlurch umgedichtet:

Professor Schlurch ist zart besaitet,
was ihm oft Schwierigkeit bereitet.
Der Kummer geht ihm an die Nieren,
sein Doktor rät zu meditieren.

Beim Suchen nach dem eignen Ich
versinkt er also stumm in sich,
bemerkt dabei jedoch entsetzt,
dass seine Saiten durchgewetzt.

Professor Schlurch erhofft sich Wandlung
durch eine Musikalienhandlung
und er ersteht nach langer Wahl
den besten Saitensatz aus Stahl.

Professor Schlurch zieht nach dem Kauf
bei sich dann andere Saiten auf
und ist, was seine Frau verstimmt,
seitdem oft grauenhaft verstimmt.

Wie du siehst, sind die Verse weitgehend in deinem Sinn geglättet. Bei meinem Beitrag von damals ging es nur um den Vortrag von Hanns-Dieter.

Ich danke für die Beschäftigung mit Herrn Flöhezimt.

LG Fridolin
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Reime zu schütteln, gilt vielen als Nonsens von Spaßern, nichts Rechtes!
Aber die Spaßer mit Ernst suchen im Unsinn den Sinn!
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Alt 09.03.2017, 19:28   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi Fridolin!

Ich kann mich erinnern, den einen oder anderen "Flöhezimt"-Text dereinst mal im Fernsehen gesehen zu haben, wenn Kabarettsendung war und Hüsch auftrat!

Damals dichtete ich noch nicht wieder, aber ich hörte Hüsch immer gerne zu, seine trocken-verschmitzte Vorstragskunst hat mich stets erheitert!

Hätte nie gedacht, den Autor dieser Texte kennenzulernen - beziehungsweise, damals dachte ich, Hüsch hätte sie selbst geschrieben!

Gern wieder ausgegraben!

LG, eKy
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Alt 09.03.2017, 20:46   #5
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
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Hi Erich,

da muss ich etwas richtig stellen. Hanns-Dieter Hüsch hat von mir nur meine Versfolge "Flöhezimt und Morgenstern" gesprochen. Sonst hat er schon seine eigenen Texte verfasst.

Ein weiteres Gedicht aus der Versfolge ist dieses hier:

Hanns-Dieter Hüsch liest Flöhezimt - Besuch im Zoo

Flöhezimt war jüngst im Zoo,
und dort wurde jäh ein Floh
ihm ins rechte Ohr gesetzt,
welcher darin schwätzt und schwätzt.
Flöhezimt, ihn einzulullen,
geht scheinbar ein auf seine Schrullen,
doch – beim heiligen Pardauz! –
Überall gilt er als Kauz.
Wieder schleicht sich Flöhezimt zum Zoo,
holt sich einen zweiten Floh
und praktiziert ihn mit Humor
in sein noch freies linkes Ohr.
Drauf sagt er hochbefriedigt: „So!
Jetzt höre ich euch stereo!“
Indes, was Flöhezimt vernimmt –
was reden denn schon Flöhe? Zimt!

LG Fridolin
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Aber die Spaßer mit Ernst suchen im Unsinn den Sinn!
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Alt 09.03.2017, 21:23   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Fridolin!

Das hatte ich durchaus so gemeint: die Flöhezimt-Texte sind von dir.

Dass Hüsch als bekannter Kabarettist und Literat eigene Texte hatte, ist mir schon klar. Oder hat er auch eigene Flöhezimt-Texte verfasst?

Wie dem auch sei - ein Teil davon ist auf jeden Fall von dir, darum geht es.

LG, eKy
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