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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 11.06.2015, 21:49   #1
Stachel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: Niederrhein
Beiträge: 103
Standard Halt mich

Hoffnungsvoll erwart ich dich, mein blondgelockter Schopf.
Achtzehn Wochen harrte ich, getrennt, allein, verzagt.
Lebenskrisen haben mich derweil vermehrt gejagt,
Tauziehn, ringen um die Vorherrschaft in meinem Kopf.

Meine Graugedanken drehen sich um jenen Punkt,
Insistieren auf dem Recht des umfangreichen Lenkens.
Chancenlos häng ich im dichten Nebel meines Denkens,
Hilfsbedürftig, weil das Kreisen alles überfunkt.

Deine Gegenwart verhofft mir trittsicheren Grund,
Oder doch zumindest, für den Tunnel, helles Licht.
Charmebestückt, wie immer, übersiehst du mein Gesicht,
Hältst heut nichts vom Schweigen, tust mir deine Wochen kund.

Fast grazil umschleichst du meines Kopfes leeres Grab.
Eben angekommen, küsst du flüchtig meine Wangen.
Selbst dir unbemerkt, führst du mich so zu einer langen
Treppe, doch die Stufen führen weiter nur hinab.

Geändert von Stachel (13.06.2015 um 15:07 Uhr) Grund: Änderung aufgrund von guten Vorschlägen :-)
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2015, 20:15   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Stachel!

Langzeilige Formen sind nicht ohne! Meist tendiert man dazu, die Sätze mittels einer Flut von Adjektiven und Attributsätzen zu dehnen - da geht rasch mal der rote Faden verloren!

Die Peanuts:

Hoffnungsvoll erwart ich dich, mein blond-gelockter Schopf. Würd ich zusammenschreiben: "blondgelockter".
Achtzehn Wochen harrte ich, getrennt, allein, verzagt.
Lebenskriesen haben mich derweil vermehrt gejagt, "Lebenskrisen". Wäre "geplagt" am Zeilenende nicht treffender als "gejagt"?
Tauziehn, ringen um die Vorherrschaft in meinem Kopf. Müsste - so wie der Satz konstruiert ist - heißen: "ziehen Tau und ringen um die Vorherrschaft im Kopf."

Meine Grau-Gedanken drehen sich um jenen Punkt, Warum nicht "Graugedanken"?
Insistieren auf dem Recht des umfangreichen Lenkens. Ich würde sagen: "Insistieren auf das Recht ..."
Chancenlos häng ich im dichten Nebel meines Denkens,
Hilfsbedürftig, weil das Kreisen alles überfunkt.

Deine Gegenwart verhofft mir trittsicheren Grund, Hebungsprall "trittsicheren". Kann man das so sagen: "Deine Ggw. verhofft mir ..."?
Oder doch zumindest, für den Tunnel, helles Licht.
Charmebestückt wie immer, übersiehst du mein Gesicht, Kein Komma nach "immer".
Hältst heut nichts vom Schweigen, tust mir deine Wochen kund.

Fast grazil umschleichst du meines Kopfes leeres Grab.
Eben angekommen, küsst du flüchtig meine Wangen.
Selbst dir unbemerkt, führst mich damit zu einer langen Hier fehlt das "..., führst du mich ..." Altern.: "..., führst du mich so zu einer langen"
Treppe, doch die Stufen führen weiter nur hinab.


Gern gelesen! (Bis auf die Kleinigkeit, dass du die Zeilenanfänge immer groß schreibst, auch wenn es ein klein geschriebenes Wort sein sollte. Ich weiß, dass manche Lyriker das gern so machen (und früher gemacht haben), aber ich finde es ehrlich gesagt eher irritierend und störend beim Lesen.)

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (12.06.2015 um 20:21 Uhr)
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Alt 13.06.2015, 15:30   #3
Stachel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: Niederrhein
Beiträge: 103
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Hallo Erich,

vielen Dank für die vielen guten Vorschläge. 7-heber haben es mir tatsächlich angetan. Ich mag sie einfach, vor allem, wenn diese Zahl hier eine passende Bedeutung entfaltet, wie ich finde:
Die höchste einstellige Primzahl (unteilbar) zeigt die fehlende (mit-)teilunsfähigkeit des LI, die auf einem hohem Niveau liegt. Damit ist nicht die Qualität des Gedichts gemeint, sondern das Level der Barriere innerhalb der Beziehung.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Würd ich zusammenschreiben: "blondgelockter".
Warum nicht "Graugedanken"?
Ohne besonderen Grund, daher gerne vereinfachend verändert.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Wäre "geplagt" am Zeilenende nicht treffender als "gejagt"?
"Gejagt" gefällt mir etwas besser für diesen "Getriebenen", auch klanglich.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Müsste - so wie der Satz konstruiert ist - heißen: "ziehen Tau und ringen um die Vorherrschaft im Kopf."
Ich habe mir erlaubt, ein neues Verb zu erschaffen: Ich tauziehe, du tauziehst ...
Wichtiger Grund dabei: siehe unten

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Ich würde sagen: "Insistieren auf das Recht ..."
Ich insistiere in der Regel nicht auf mein, sondern auf meinem Recht. Dem Online-Duden habe ich gerade nichts anderes entnehmen können, aber 100%ig sicher bin ich nicht.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Kein Komma nach "immer".
Ich glaube, mir fehlt eher ein weiteres Komma etwas davor.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Hebungsprall "trittsicheren".
Da muss ich nochmal brüten. Bisher störte er mich nicht. Danke für den Hinweis.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Kann man das so sagen: "Deine Ggw. verhofft mir ..."?[/COLOR]
Ich fand es zumindest nicht unpassend. Die Bedeutung ist klar und, falls es eine neue Wendung sein sollte, schenke ich sie hiermit der Welt.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Hier fehlt das "..., führst du mich ..." Altern.: "..., führst du mich so zu einer langen"
Diese Idee finde ich ausgezeichnet und habe sie sofort umgesetzt.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
(Bis auf die Kleinigkeit, dass du die Zeilenanfänge immer groß schreibst, auch wenn es ein klein geschriebenes Wort sein sollte.
Ich danke dir für dieses Kompliment ganz besonders. Ein Leistenvers ist dann gelungen, wenn es nicht so schnell bemerkt wird. Dann wirken die Zeilenanfänge nämlich offenbar nicht "gestellt". Hier liegt auch das "Tauziehn" begründet.

Aber natürlich danke ich dir auch sehr herzlich für die intensive Korrektur, die ich sehr zu schätzen weiß.

Freundliche Grüße vom
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2015, 16:16   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, Stachel!

Ach - ein Akrostichon!

Sehr gelungen! Ich habe es wirklich nicht bemerkt. Das passiert nur, wenn es nirgendwo bemüht klingt. Bravo!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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