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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 25.06.2009, 21:50   #1
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
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Die kleinen Münzen in der Schale,
die vor ihm auf dem Boden steht,
im Hintergrund die Kathedrale,
wo Gottes Wort im Wind verweht.

Seine Puppen an den Schnüren
sind so alt wie seine Hand,
wollen Publikum verführen,
tanzen vor der bunten Wand.

Und sein Auge weint verborgen,
sieht der Menschen Lachen nicht,
nur sein Ohr geliehn dem Morgen,
wenn sein karges Lächeln bricht.

Und die Erben kommen heuer,
greifen gierig nach den Schätzen,
werfen Puppen in das Feuer,
reißen seine Welt in Fetzen.

Alles ist verlor'n, erloschen,
seines Lebens stille Kunst;
nicht der allerletzte Groschen
bringt zurück der Söhne Gunst.



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Geändert von Chavali (02.07.2009 um 10:45 Uhr)
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Alt 27.06.2009, 08:41   #2
Panzerknacker
Mal lachend - mal traurig
 
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Beiträge: 1.613
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Hallo Chavali,

wunderschöne und einfühlsame Zeilen. Ich sehen den alten Mann direkt vor mir stehen. Meich haben sie begeistert deine Zeilen.

Nachdenliche Grüße vom Knacki ins Saarland
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Ich bin ein Niemand.
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Alt 28.06.2009, 13:27   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Liebe Chavali,

eigentlich ist das ein sehr trauriges Gedicht.
Der alte Mann, der Puppenspieler erfeut mit seiner Kunst die Menschen, versammelt sie um sich, doch in Wahrheit ist er ziemlich einsam.
Vielleicht hat er gar ein kleines Vermögen gehortet, was er nicht mehr ausgeben konnte.
Als der Tod in holte, kamen dann seine Erben und haben sich seine Güter aufgeteilt.
Für die alten Marionetten scheint aber kein Platz mehr zu sein, in dieser Welt ohne den alten Puppenspieler.
Sie werden achtlos vernichtet, ohne zu bedenken, was sie dem alten Mann vielleicht bedeutet haben könnten.
Mit den Puppen vergeht auch die Erinnerung an ihn und an seine Kunst.
Was zählt ist einzig und allein der schnöde Mammon.

Besonders stark finde ich die erste Strophe, wo Gottes Wort in der Kathedrale im Wind verweht.
Genauso verwehen die Gedanken und die Erinnerungen an diesen stolzen alten Puppenspieler.

Alles soweit in Ordnung, außer das du hier recht willkürlich vom Trochäus in den Jambus und umgekehrt wechselst.

Alles in Allem ein schönes, nachdenkliches, aber auch trauriges Gedicht, welches ich gerne gelesen und kommentiert habe...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 28.06.2009, 14:07   #4
Medusa
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Liebe Chavali,

mir gehts wie Faldi: Inhaltlich wirklich sehr gut gelungen; traurig, mitreißend, schöne Bilder (vielleicht ein wenig zu lang).

Metrisch habe ich auch Probleme: Der Wechsel zwischen betonten und unbetonten Auftakten, zwischen Jambus und Trochäus, mal abgesehen von den unterschiedlichen Kadenzen, die durchaus zu tolerieren sind, steigert nicht wirklich den Lesefluss. Wiederholte er sich nachvollziehbar, wäre nichts dagegen einzuwenden. Hier erscheint er mir jedoch sehr willkürlich.

Ich befürchte, jetzt bekomme ich als Antwort ein X-Muster. Wie Du weißt, nützt das gar nichts . Mein Vorschlag ist: Passe die Auftakte an und glätte die Metrik. Dann wird es ein Supergedicht!

Ich habe Dein Gedicht sehr gerne gelesen und mich damit beschäftigt.
Herzliche Grüße,
Medusa.
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Alt 02.07.2009, 10:42   #5
Chavali
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Lieber Knacki,
Zitat:
wunderschöne und einfühlsame Zeilen
Da bleibt mir nur noch ein herzliches *dankeschön* zu sagen.


Lieber Faldi,
vielen Dank für dein Interesse und die passende Interpretation.
Zitat:
Alles soweit in Ordnung, außer das du hier recht willkürlich vom Trochäus in den Jambus und umgekehrt wechselst.
Stimmt - das Wechseln finde ich nicht mal schlimm, ist z.T. sogar gewollt,
aber dass es ungleichmäßig daherkommt, finde ich auch weniger gut.
Ich schaue mal, was ich daran noch verändern kann.

Liebe Medusa,
Zitat:
Ich befürchte, jetzt bekomme ich als Antwort ein X-Muster. Wie Du weißt, nützt das gar nichts . Mein Vorschlag ist: Passe die Auftakte an und glätte die Metrik. Dann wird es ein Supergedicht!
Deine Furcht ist umsonst. Obwohl das Xen immer ein spannendes Spiel ist
Die Auftakte nehme ich mir nochmal vor, verprochen.
Dank auch an dich!


Liebe Grüße,
Chavali
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Alt 02.07.2009, 10:52   #6
lingua
Schreibattacke
 
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Hi Chavali,

wow! das gefällt mir ausgezeichnet. Ich habe keinerlei Probleme mit Metrik oder Rhythmik - ich finde es fantastisch, wirklich richtig richtig gut.
(und das, obwohl es gereimt ist. Es gibt nicht viele gereimte Gedichte, an denen ich nicht zu merken meine, dass sie geflissentlich gereimt wurden, wo ich meine, der Technik wurde Vorschub geleistet. Dieses jedoch ist so eines.)
Das hat Klasse.
Mehr weiß ich nicht zu sagen. Deshalb ...
Grüße
L.
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Alt 02.07.2009, 18:30   #7
Chavali
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Liebe lingua,

über deine zustimmenden Worte freue ich mich sehr.
Besonders, was die Reimtechnik angeht.
Ich hatte noch ein wenig gefeilt und jetzt gefällt es mir selber
Zitat:
wow! das gefällt mir ausgezeichnet. Ich habe keinerlei Probleme mit Metrik oder Rhythmik - ich finde es fantastisch, wirklich richtig richtig gut.
Hab ganz lieben Dank!

Liebe Grüße,
Chavali

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Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.01.2013, 08:43   #8
Panzerknacker
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Hallo Chavali

ganz zufällig bin ich da drüber gestolpert. Ich finde deinen Puppenspieler immer noch so schön und einfühlsam wie damals. Der muss einfach nochmals nach oben

schöne Grüße
der Knacki
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Panzerknacker ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.05.2013, 12:32   #9
Chavali
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Hallo lieber Knacki

das ist ja eine Überraschung!
Aus dem Keller geholt! Toll!
Zitat:
Ich finde deinen Puppenspieler immer noch so schön und einfühlsam wie damals.
Der muss einfach nochmals nach oben
DANKE!

Lieben Gruß,
Chavali

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