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Abends am Strand Sinnliches und Erotisches

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Alt 03.03.2014, 16:13   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Krallen der Lust

Du gibst dich mir mit allen deinen Sinnen,
ein Opferlamm, das heiß verbluten will.
Das Tier gewahrend hält dein Wollen still
und lässt den Trieb die Oberhand gewinnen.

Mit bloßen Krallen meiner Fantasie
will ich das Fleisch von deiner Seele reißen
und rasend in die nackte Blöße beißen,
die sich ergeben will und weiß nicht wie!

Mit scharfen Fängen darf ich dich zerfetzen
bis auf den Urgrund deiner wahren Lust,
wo du begreifst, was du mir geben musst:
All jene Träume, die dich sonst verletzen!

So fallen wir gereinigt in den Abend,
geborgen noch im Dunst gestillter Gier,
und feiern still das unerklärte "Wir",
darin wir schweben, satt und alles habend.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (05.03.2014 um 19:37 Uhr)
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Alt 05.03.2014, 17:48   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Standard

Servus Erich,

mal abgesehen davon, dass dies sehr elegant geschrieben ist, musste ich beim zweiten Lesen, welches ich laut und mit voller Euphorie vornahm, doch ein wenig schmunzeln und hinterher über die volle Breite des Gesichtes grinsen.

Vor meinem geistigen Auge erschien der große, böse Wolf, wie er lüsternd das Rotkäppchen auf seinem täglichen Gang zur Großmutter beobachtet und sich dabei vorstellt, was er mit diesem wohl so alles anstellen könne.
Seine Fantasien gehen dabei bis zur vollständigen Vereinigung der beiden, das ungeklärte "Wir", worin sie schweben, jeder auf seine Weise natürlich, satt und alles habend...

Na ja, ein wenig S/M blitzt hier schon durch die Zeilen...

Aber es hat mir trotzdem gut gefallen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 05.03.2014, 18:29   #3
Chavali
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Hi Erich, hi Faldi,

mir scheint hier eine autoerotische Variante verdichtet worden zu sein

Gekonnt gemacht - also den Text meine ich
Vier Strophen zu je vier Zeilen in umarmenden Reimen - wie passend!

LG Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 05.03.2014, 20:03   #4
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Goldig, der Märchenbezug! Vor allem, wenn man weiß, dass viele dieser Märchen einen starken erotischen Bezug haben, eigentlich verborgene Warnungen sind: Rotkäppchen, Rumpelstilzchen und co. mahnen vor der Bestie Mann, seiner egoistischen Gier, dem sexuellen Hunger ohne Selbstkontrolle, seiner Berechnung und Schliche, zum Ziel zu gelangen.

aber was soll das heißen: "trotzdem gefallen"!?? Was ist denn schlecht an ein wenig s/m?
Um das zu unterstreichen: Hier geht es nicht um Vergewaltigung, sondern um pure Lust in beiderseitigem Einvernehmen!


Hi, Chavi!

Dass Strophe 2 aus dem Kadenzrahmen fällt, hat mich schon geärgert, aber gerade diese Str. wollte ich nicht umschreiben.

wmmw

mwwm

wmmw

wmmw

Autoerotisch ja, weil mir seit Jahren die Praxisnähe fehlt - aber ohnehin eher eine Erinnerung an vor Jahrzehnten erlebte Ekstase: Wenn beide sich einfach fallen, sich nur von Erregung und Hingabe erfüllen lassen.


Euch beiden vielen Dank für eure Gedanken!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Geändert von Erich Kykal (05.03.2014 um 20:19 Uhr)
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Alt 05.03.2014, 20:10   #5
ginTon
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Hi Erich,,

Also ich habe es mir jetzt ein paar mal durchgelesen und finde es nicht so erotisch.
Mich persönlich hast du damit nicht abgeholt. Wenn es eine S/M
Fantasie wäre, dann is sie mir zu lau. Das Opferlamm in der ersten Strophe
ist ein religiöser Hauch von Unendlichkeit, den ich erst wie ein Tierporno las.

Auch gefällt mir das gleichmäßige in dem Rhytmus nicht in diesen Zusammen-
hang. Etwas mehr Variabilität, um die Erregungen während des Liebesspieles
zu unterstreichen, hätte ich mir gewünscht. So bleibt am Ende für mich nur
festzustellen, dass dieses Gedicht natürlich formal gut geschrieben ist, mich
dennoch in keinster Weise erreicht oder erregt oder wie man es sonst so
im Erotischen sagen würde.."Gestillte Gier" etc. pp sind mir auch etwas zu
ausgelatschte Begriffe...

hab es gerne gelesen und kommentiert ...LG gin
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Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse (Nietzsche)

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 05.03.2014, 20:25   #6
Erich Kykal
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Hi, GinTon!

Tierporno?
Nun, es stimmt wohl: Jeder versteht das, was ihm am nächsten liegt.

Scherz beiseite: Fazit mag bleiben, dass Geschmäcker nun mal verschieden sind. In diesem Sinne danke ich dir für diese Ansicht aus einem anderen Blickwinkel.
Gleichmaß ist mein lyrischer Kern - ohne geht es bei mir einfach nicht. Über die geeignetere lyrische Darstellung von Ekstase kann man im Bedarfsfall diskutieren - dies hier ist nun mal eine von mir - eben so, wie es MIR gefällt. Mehr ist nicht nötig...

LG, eKy
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Alt 08.05.2014, 11:07   #7
Narvik
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Hallo Erich Kykal,

verzweifelt suche ich in dieser Rubrik etwas, was mich wirklich anregen könnte. Bisher hat das noch nicht so richtig funktioniert. Jetzt weiß ich nicht, ob es an den Gedichten liegt oder an mir. Wahrscheinlich ist das Letztere der Fall, denn wenn man schon so viel erlebt hat, muss etwas ganz Besonderes und Neues her.
Dieses Gedicht von dir mag mich sprachlich überzeugen, doch leider erreicht es mich diesmal inhaltlich nicht so sehr, denn ich habe das etwas anders in Erinnerung.
Macht aber nichts, denn es ist subjektiv und wie schon gesagt, gut geschrieben ist es alle Male.

Herzliche Inselgrüße

Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
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Alt 08.05.2014, 15:09   #8
Erich Kykal
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Hi, Narvik!

Hier ging es mir auch nicht primär so sehr ums Erotische, eher darum, dass sich eine schier übermächtige Spannung löst - in beiderseitigem Einverständnis!

LG, eKy
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Alt 09.05.2014, 08:11   #9
Cebrail
verkannt
 
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Hallo eky,
so unterschiedlich können die Auflassungen sein.
So finde ich hier ein erotisches Funkenfeuer und ich sage mal, dass der Moment aus der Situation entsteht.
In deinem Gedicht lese ich von Hingabe bis zur totalen Aufgabe und vor allen Dingen, einem großen Maß an Vertrauen dem Partner gegenüber und wie du schon sagst, von gegenseitigem Einverständnis.
Das ist natürlich immer Subjektiv und es gibt sicherlich auch viele Menschen die das anders sehen, wer immer nur mit Salz würzt und es mag soll es so weiter machen, ich mag ab und an auch mal ein wenig Chili.

Dieses Gedicht ist auch mal ein guter Kontrast zu dem was sonst in dieser Rubrik findet und einzig diese Zeile;

Zitat:
All jene Träume, die dich sonst verletzen!
mag mir nicht so recht gefallen.


In diesem Sinne gern gelesen und was dazu gesagt.

Einen lieben Gruß
C.
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„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas
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Alt 09.05.2014, 15:45   #10
Erich Kykal
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Hi, Cebrail!

Danke für deine Gedanken!

Die von dir erwähnte Zeile, die dir nicht gefällt, beschreibt jene erotischen Fantasien, die man als selbsterniedrigend empfindet, und für deren Ausleben absolutes Vertrauen, Verschwiegenheit und Toleranz des Partners unabdingbar sind.
Fast jeder hat wohl so ein paar ganz spezielle "Wünsche", für die er sich vor anderen genieren würde. Derlei offen zu zeigen würde die eigene Würde verletzen, das eigene Selbstbild untergraben. Also lässt man diese Bedürfnisse unbefriedigt, verleugnet sie, schließt sie weg, bis sie gären und sich schließlich irgendwann unkontrolliert Bahn brechen, wobei der potentielle Schaden natürlich noch erheblich größer sein mag.

In diesem Gedicht bietet sich das LyrIch also dem Partner als solch ein absolut toleranter und vertrauenswürdiger Partner an, bei dem der andere auch seine "speziellen Fantasien" ausleben kann, weil sie von Toleranz und Verständnis - oder einem ähnlichen oder ergänzenden Begehren - getragen und abgefedert werden.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (06.08.2017 um 12:05 Uhr)
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