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Kolosseum Kampf der Lyrikgötter

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Alt 07.06.2019, 18:43   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ach, wie sind wir alle letztlich hier
Spielzeug unsrer falschen Ideale,
schaffen doch einander das Fatale
nur in Spasmen wie ein wundes Tier!

Uns gilt nur die eigene Erhebung
durch Erniedrigung der Kombattanten,
und die Schmähungen, die ausgesandten,
dienen nur der eigenen Belebung.

Kann es sein, dass wir zur Reife finden
im Gezerre unter Konkurrenten?
Oder sind die Sträuße, die wir binden,

letztlich bloß Symptome für ein Scheitern?
Wenn wir ehrlicher uns hier bekennten,
könnten wir uns endlich doch erweitern?
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 30.07.2019, 22:31   #2
Terrapin
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Du suchst die Sehnsucht, um an ihr zu scheitern,
wie Unkraut, das zum Licht sich aufwärts reckt,
und eine Welt der Spiele neu entdeckt;
O reck empor die Sprossen dieser Leitern,

das deine Blütenflore uns erheitern,
synkopisch-treuer Silbenarchitekt,
du suchst nach Worten, einem Dialekt,
und nach apokalyptisch-finstren Reitern,

bis alles welkt, was einst in Farben glomm,
dies Firmament der Tünche zu erweitern,
solang das Rot der Sonne darin schwomm...

die Glieder schmerzen und die Wunden eitern
und aus der Bergen ruft es nach dir - komm!
Du einsamer Gesell von Außenseitern.
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.

Geändert von Terrapin (31.07.2019 um 19:03 Uhr)
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Alt 31.07.2019, 13:06   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Nabelschau

Und nicht mal jenen bin ich eingeboren:
den Außenseitern, die sich bündig scharen!
Ich bin ein Solitär, der mit den Jahren
verstaubte, ewig blass und unerkoren.

Das Feuer, das das Licht in mir entfachte,
das eine fröhlich-heiße Sonne sandte,
erlosch in mir - es blieb das Abgewandte,
das dunkel meine Traurigkeit bewachte.

Entlegen bin ich nun den wachen Dingen
und unauffindbar solchen, die mich suchen.
Entschieden lang das ungewollte Ringen

mit einer Welt der Wünsche und Geschäfte -
beendet dieses kränkliche Misslingen
des müden Schauspiels, das ein Leben äffte.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 09.08.2019, 22:44   #4
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Das Leben, wie es ist, ist nur ein Schnappschuss
mit allem, was passiert um dich herum,
und fühlst du dich auch sekundär und dumm,
bedenk, die Träume stehen frei zum Abschuss,

dein Tun und Lassen klöppelt einen Lapsus
im übermächtigen Delirium
aus dem, weswegen du dich fragst, warum
bring ich es selbst nicht endlich doch zum Abschluss.

Die Nächte rennen von dir ach so schnell
da wird's im fernen Ost schon wieder hell,
das halbverweste Blut rollt durch die Venen...

und über dunklen Tannen sieht man fast
am Sternenhimmel violetten Glast
von lächerlicher Einsamkeit und Tränen.


ALTERNTIV


Der Stadtbeton ist unpersönlich kalt
und Verse Terrapins verzieren Streetart...
du nimmst es einfach hin und gibst dich alt.

Die Jugend zeigt auf dich und nennt dich Retard
denn niemand regt der Ruhm, der dir einst galt,
Pardon, uns frisst und kotzt das Leben, Sweetheart!
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.
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Alt 10.08.2019, 14:12   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Ansichtssache

So traurig ich im Sein auch immer sein mag,
ein Selbstmord käme mir nicht in den Sinn!
Mag auch zerworfen wirken, was ich bin -
ich bin ganz eins mit mir, wo ich hier dreinschlag!

Der gute Spruch, den ich mir immer aufsag:
Man kann nun mal nicht wissen, was "danach" ist,
und eh du einfach nur für immer flach bist -
genieße, was du kannst: das ist ein Auftrag!

Wir malen Bilder, suchen uns darin -
Verzweifelte, gebunden bis ans Kinn!
Wir bauen uns Verliese aus Gedanken,

vergessen rasch, dass uns die Welt vergisst!
Das einzige, was unser Tun bemisst,
sind einzig wir - und unser Geist in Schranken.
__________________
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Geändert von Erich Kykal (11.08.2019 um 11:58 Uhr)
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Alt 31.08.2019, 23:13   #6
Terrapin
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Frage An den Bodensatz der Gesellschaft.

Die Kälte deiner baren Arroganz
behält die Nase scheinbar immer oben.
Da fällt mir nichts mehr ein als dich zu loben -
dergleichen sah ich nie in solch Substanz.

ich flechte Lorbeerreiser dir zum Kranz.
Du unser Kaiser! - beten wir Mikroben...
zur Gottheit haben wir dich uns erhoben
und feiern dich mit Liedgesang und Tanz.

Du warst in Kampf und Siegen vielverzeiligt
und öffnetest uns dennoch keine Predigt
was dich zur Antwort vielerlei beteiligt.

Dass nie ein Wort von uns dich je beschädigt,
da unser Gunst und Jubel dich nur heiligt -
vom Leben, wissen wir, bist du erledigt.
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.

Geändert von Terrapin (01.09.2019 um 07:13 Uhr)
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Alt 04.09.2019, 21:27   #7
Erich Kykal
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Standard (?) - Häh?

Ich werd nicht schlau aus deinen letzten Zeilen,
die an den "Bodensatz" sich ätzend richten.
Nichts Gutes weißt du darin zu berichten -
worüber eigentlich genau? Es übersteilen

sich zynisch kranke Lobeshudeleien -
an wen genau? Was sind das für Geschichten,
die gänzlich auf Erklärungen verzichten,
doch schmerzlich Häme und Entrüstung schreien?

Wer will an solchen Versen lang verweilen,
die nur ein Unerklärtes uns bedichten?
So bleiben Lehren, so sie sie erteilen,

verworren nur, wem sie auch angedeihen.
Wen wollen diese Zeilen wohl vernichten,
und wen der Lüge und des Unrechts zeihen?
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Alt 20.10.2019, 23:10   #8
Terrapin
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Der pseudointelektuelle Geist,
der durch die Porzellanvitrine rammelt,
in der sich manche Sprachkeramik sammelt,
durchstreift die Au der Lyriker zumeist

im Zustand, der kein Glück und Heil verheißt.
Vergessen überschattet, was er stammelt,
das Feld, auf dem sein Leichnam still vergammelt,
entschlummernd und besiegt wo Sternlicht gleißt.

Die Abendstunde blüht in voller Größe
aus den bewölkten Bergen rings umher.
Da tönt das Echo all der Todesstöße

im quell des Blutes keiner Gegenwehr...
in des Moments Elan, dem ich entflösse,
begriff ich nur, ich rang damit zu sehr.
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.

Geändert von Terrapin (20.10.2019 um 23:28 Uhr)
Terrapin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2019, 00:36   #9
Erich Kykal
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Im Quell des Blutes, in der Knochen Schale,
wo dieser Born des Lebenssaftes sprudelt,
wird nicht gezögert und auch nie gehudelt,
nur still gewoben an der Kraftspirale,

daraus wir schöpfen, wenn uns das Fatale
des Schicksals überfordert und besudelt.
Auf dieser roten Woge krängt und trudelt
das Boot des Geistes meistens ins Banale,

anstatt bewusst zu ehren, was sein Träumen
erhält und atmen lässt, wenn er aus Räumen
ersehnter Wolkenschlösser auferwacht.

Er lässt sein Blut in heißem Wallen schäumen,
und seine Wünsche und Gedanken bäumen
sich blindlings aus den Fehlern, die er macht.
__________________
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Geändert von Erich Kykal (23.10.2019 um 00:43 Uhr)
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Alt 02.11.2019, 19:01   #10
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.909
Standard --> Kyknall und Terrorpin



I.


Ich dachte mir schon, dass ihr zwei Chaoten
hier end- und sinnlos weiter sonettiert,
doch was sich eurem Geiste dort gebiert,
gehört in meinen Augen schlicht verboten.

Ich gebe ein paar gute Haltungsnoten
fürs Reimvermögen, das wie einstudiert,
doch sinnbefreit das Dichterohr pikiert,
als käme es von chronisch lyrisch Toten.

Es lohnt sich nicht, sich darob zu erregen,
lass deine Säfte einfach anders fließen,
Gesindel tummelt sich auf allen Wegen.

Ich denke mir, die beiden zu erschießen,
rentiert sich nicht, sie haben meinen Segen,
um weiter ihre Größe zu genießen.


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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