Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Denkerklause

Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 18.11.2010, 16:33   #1
Archimedes
der mit dem Reim tanzt
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: SpreeAthen
Beiträge: 565
Standard Wehmut

Wie wollten wir die schnöde Welt verändern,
mit Sozialismus, ohne Heuchelei,
wir drehten an Gesellschaftsrändern,
der Kinderladen war stets auch dabei.

Bewusstseinsübungen, die brachten
die Freiheit doch so recht in Schwung,
Establishment war ständig zu verachten,
“wir schaffen das“, wir fühlten uns ja jung.

Doch leider konnten wir bald deutlich sehen,
gesellschaftlich gelang die Wende nicht:
Das bloße am Bewusstsein drehen,
es landete für manche vor Gericht.

Die Kinder haben wohl den Schaden,
der Ellenbogen-Einsatz ist ihn'n fremd,
wir fühlen uns jetzt Schuldbeladen.
Entwicklungsmöglichkeiten, ungehemmt,

die brachten nicht den steten, reifen,
gesellschaftlich bewussten, neuen Staat.
Nur Egoisten können wieder sich abgreifen,
was Solidarität geboten hat.

So träumen wir in späten Jahren
von einer bessern, lebenswerten Welt,
gerecht für jeden, Fried-erfahren
und unabhängig von dem ganzen Geld.
__________________
gestörte Kreise
Archimedes ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.11.2010, 18:57   #2
Galapapa
Galapapa
 
Registriert seit: 19.04.2009
Ort: Nordschwarzwald
Beiträge: 878
Galapapa eine Nachricht über MSN schicken
Standard Wehmut

Hallo Archimedes,
sehr schön gedichtet, rund und flüssig zu lesen!
Der Inhalt macht mich in der Tat wehmütig, da ich in dieser Zeit gelebt und gelernt habe und angesichts der hohen Ziele von damals, in der 60ern, stehe auch ich vor einem Scherbenhaufen, vor einem kleinen allerdings. Denn bewegt haben wir doch Einiges, glaube ich.
Mit einem zuversichtlichen Gruß!
Galapapa
Galapapa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.11.2010, 19:23   #3
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber Archi,

ich bin froh, dass du es nicht unter "Trauer" gesetzt hast.
Weißt du warum?
Weil ich den Glauben an eine bessere, gerechtere und schöne Welt nicht aufgeben will.
Ich weiß genau, was du meinst.
Wir gehen derzeit durch eine Zeit der Angst. Angst um den Job, Sorge um die Familie - die Jungen noch mehr als wir.


Zitat:
Zitat von Archimedes
die brachten nicht den steten, reifen,
gesellschaftlich bewussten, neuen Staat.
Nur Egoisten können wieder sich abgreifen,
was Solidarität geboten hat.
Die Egoisten haben es wieder geschafft. Sie haben die "Gunst der Stunde" für sich genutzt.
So ist es eigentlich immer gewesen: Verständnis heucheln, um für sich einen Gewinn zu erzielen. Rein mathematisch geht diese aber Rechnung nie, nie auf.
Sie holt die Egoisten ein und quittiert es. Ob sie es so empfinden, sei dahin gestellt.

Ich vermisse einen Aufschrei pro Menschlichkeit und fürchte mich vor dem Tag, wo man den "Mob" wieder für alles verantwortlich macht.

Du hast eine Wehmut verdichtet, die stimmig ist und die (unsere) Kinder nicht anprangert. Das macht dein Gedicht wahrlich wehmütig, aber nicht ausweglos.

Mir gefallen diese Gedanken und die Verse.
Ich glaube daran, dass man sich wieder auf Solidarität besinnen wird.
Du weißt es auch, du mit den Kreisen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.11.2010, 22:05   #4
Archimedes
der mit dem Reim tanzt
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: SpreeAthen
Beiträge: 565
Standard

Hallo Galapapa, liebe Dana, ihr habt hier so schöne Kommentare geschrieben, die die Botschaft der Zuversicht senden. Die mag ich zwar nicht teilen, bin aber mit euch der Meinung, dass sich was ändern wird. Wir sind jetzt in der Phase des "jeder sorgt für sich, dann ist für alle gesorgt"(Kapitalismus). Der hat gut funktioniert, und seine Faszination hat hochgradige Sozialisten zu Heuchlern werden lassen. Jetzt kommen wir aber in eine Phase, da ganze Staaten in die Armut fallen und es bald nicht mehr so weiter gehen kann, da ganz Europa zum Armenhaus verfallen wird. China, Indien und Brasilien werden die Neureichen werden, da sie das Know-how, die billigen Arbeitskräfte und die Rohstoffe haben.
Mir scheint, es gibt nur die Möglichkeit, in Richtung " jeder sorgt für alle, dann ist für jeden gesorgt"(Sozialismus). Das funktioniert nur, wenn das Interesse darin besteht, die Gesamtheit voranzubringen. Dazu gehört, sich mit dem Durchschnitt zufrieden zu geben. Das dauert noch, wenn aber Europa demnächst sich wie Afrika zu den ärmeren Kontinenten zählen wird, besteht diese Chance, dass nicht Reichtum und Spaß zur Kultur des Volkes gehört, sondern Gemeinwohl und Solidarität.
Das dazu, dass ich das Gedicht nicht bei "Trauer" eingestellt habe. Die Wehmut besteht im Verpasst haben von Chancen, die sich mit Neuanfängen ergeben hätten. Aber lernt der Mensch überhaupt? Wir sind doch wieder in der gleichen Situation wie 1933: Das Volk wird insgesamt immer ärmer, was wohl wieder zu einem populistischen Volksverhetzer und -verräter führen wird. Die Frage ist eigentlich nur, welche Volksgruppe diesmal als "Juden" herhalten muss. Es ist also auch Wehmut für die Zukunft angebracht.

Ich danke euch für die geübte, besondere Solidarität
Gruß Archimedes ...der mit den wehwirklichen Kreisen
__________________
gestörte Kreise
Archimedes ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 21:55 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg