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Alt 11.02.2012, 15:41   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Standard Homs 11.02.2012

Homs 11.02.2012


Du trägst in Dir den Drang zum lauten Siegen,
Als wäre Herrschaft wichtigster Ertrag.
Die Sonne scheint so fahl an diesem Tag,
Und Schlachtenlärm berichtet von den Kriegen.

Die Toten sind umschwirrt von schwarzen Fliegen,
Und Blut bedeckt die Straßen als Belag.
Wo kurz zuvor die Stadt im Morgen lag,
Da wollen nachts die Feuer nicht versiegen.

Der Griff zu Macht, Gewalt und zu den Waffen
Hat nichts gebracht als Elend, Mord und Not.
Dazu hat niemand diese Welt erschaffen,

Er wollte Freude, Leben und nicht Tod:
Das Rauben und das Morden und das Raffen
Hast Du, Assad, bewirkt, und nicht Dein Gott.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 12.02.2012, 07:48   #2
a.c.larin
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Beiträge: 4.893
Standard

hallo walther,

da gebe ich dir schon recht: dem sinnlosen schlachten ist absolut nichts abzugewinnen!

über die beschaffenheit des lebens an sich denke ich mittlerweile anders.
sollte es tatsächlich von "jemandem" erschaffen worden sein, dann ist es doch von anbeginn an auf den tod zugeschnitzt - denn niemand kommt daran vorbei oder auch nur daran vorüber.
das "fressen und gefressen werden" ist wesentlicher bestandteil der natur und der mensch, als teil von ihr, kann dem auch nicht entgehen.
er hat sich nur, entwicklungstechnisch betrachtet, mehr und mehr auf die seite der "fresser" geschlagen. und wie er frisst!

die kriegerischen auseinandersetzungen und handlungen machtgeiler potentaten wurzeln wohl originär in ebenderselben materie: es sind die revierkämpfe der männchen, die hier ausufern und durch high tech größere reichweiten erzielen als durch hörner, zähne oder klauen.

was wir halt immer wieder hoffen ist, dass der mensch etwas besseres wäre als der alte löwe, der die jungen seines rivalen tötet: eben "human".
wir hoffen es - und dann setzen sich eben doch die regungen und verhaltensweisen aus dem stammhirn durch (weil : älterer gehirnteil) - und der cortex schweigt, oder ist schlichtweg von dem emotionen überrumpelt!

und daher sieht man es immer wieder: ums menschsein muss man sich bemühen. wilde tiere sind wir sowieso.

ob gott dazu auch eine meinung hat, weiß ich nicht. wenn doch, dann schweigt er jedenfalls sehr beharrlich.
und wir müssen mit unserem entsetzen alleine fertig werden.

insoferne halte ich dein gedicht für ein wichtiges - wenngleich es kaum etwas an den tatsachen ändern wird. aber das bewusstsein hält es hoch, dass etwas anders sein könnte, ja sogar anders sein sollte. ein raum von hoffnung für den verstand, der beim anblick des horrors sonst gänzlich versagen müsste.

well done!
lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.02.2012, 18:37   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Beiträge: 3.210
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Lb. larin,

dieses Gedicht ist die Übung, eine alte Form mit einem aktuellen Inhalt aufzuladen. Der Text ist hoch politisch, aktuell, betroffen, engagiert.

Ich habe an anderer Stelle diesen Text wie folgt gekennzeichnet:
Zitat:
Hier sehen wir ein sehr rhythmisches, fast liedhaftes Gedicht, das ohne Enjambements auskommt. Das hat damit zu tun, daß die Sprache und ihre Taktung quasi gegen den Inhalt laufen. Sie zähmen die Erregung über das, was beschrieben wird. Es ist ein gezügelter Zorn, eine gebändigte Wut.

Ich habe diese Sprache, meine Diskussion mit ... hat das dargelegt, bewußt gewählt. Die Exaltation des Inhalts reichte mir aus. Ich wollte die äußere Form nicht in den Dienst der Ereignisse stellen, vielmehr wollte ich darlegen, daß die Verantwortung für das Handeln nicht externalisiert werden kann. Der Mörder ist bekannt. Eine Exkulpation ist nicht möglich, die Berufung auf ein höheres Wesen, ein übergeordnetes Ziel ist nicht herleitbar. Das braucht den kalten, den klaren Verstand. Und die ordnende, zwingende, kühle Form.
In der Tat geht es hier nicht um Gott. Vielmehr geht es um Verantwortung. Es geht darum, daß niedere Instinkte walten. Der Mensch ist kein Tier, weil er selbst Monstrositäten planerisch angeht. "Gott" kann als Begründung nicht herhalten.

Vielen Dank dafür, daß ich Dir aus der Seele haben sprechen können. Nun sind es schon zwei, bei denen das Gedicht diese heilende Wirkung hatte.

LG W.
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