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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

 
 
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Alt 21.07.2011, 15:15   #4
Justin
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Hallo Stimme ,

Deinen Beitrag habe ich gestern noch gelesen, konnte mich aber nicht mehr aufs Schreiben konzentrieren und hole das heute nach. Beim Lesen kann es nichts Schöneres geben, als an ein Buch zu geraten, das einen ganz gefangen nimmt. Deshalb habe ich als Einstimmung auf Strittmatters "Laden" verwiesen. Deine Recherchen via Suchmaschine sind richtig gewesen. Strittmatters Romantrilogie erzielte damals in der DDR Rekordauflagen, und man könnte von einem Bestseller sprechen. Doch war dieser Begriff im Osten im Grunde genommen verpönt.

Du hast recht, daß sich der Wandel im Handel überall gleichermaßen vollzogen hat, als er erst einmal "systemkonform" geworden war. Ich wollte aber eher auf den Übergang aufmerksam machen, der nach der Wende eingetreten ist. Viele Dinge sahen wir damals im Osten als Mangel an. Die Taschenbuchausgaben von "Fischer", "Rowohlt" oder "dtv" z. B. waren heiß begehrt. Man brachte sie sich gern aus Ungarn mit oder später direkt aus dem Westen. Doch es gab auch viele Bücher als Lizenzausgaben westdeutscher Verlage. Das konnte schon als Fortschritt angesehen werden.

In der Sendereihe "Kennzeichen D" wurde ein Besucher aus dem Westen befragt, was ihm bei uns am besten gefallen hatte und die Antwort lautete: Die Buchläden, in denen man viele gute Bücher findet. Heute können wir das besser nachvollziehen. Wenn das Buch als Ware bezeichnet wurde, ist das so falsch nicht. In der DDR konnte man nicht einfach mal so ein Buch bestellen und mußte oft Wartezeiten in Kauf nehmen. Aber wenn man dieses Buch dann besaß. war die Wertschätzung dafür oft größer. Die Auslagen hatten keine reißerische Aufmachung, sondern regten in ihrer Offerte stärker zu eigenen Urteilen an. Aus heutiger Sicht möchte ich unser Verhältnis zum Buchmarkt als ambivalent bezeichnen. Man freut sich einerseits über die Angebote, die es früher nicht gab, würde aber andererseits auch gern die Schraube zurückdrehen, die den Kommerz hemmungslos in Fahrt gebracht hat.

Du äußerst dich selbst treffend dazu. Es wird so viel auf den Markt geworfen. daß man an der Echtheit zweifeln muß. Wenn plötzlich Personen, die ins öffentliche Leben getreten sind oder durch den Boulevard bekannt wurden, alle ein Buch schreiben, so ist das verdächtig und läßt Zweifel aufkommen. Da haben dann wohl doch Ghostwriter eifrig mit dran gestrickt. Einige "Verfasser" sind so ehrlich, das zuzugeben; andere hingegen verschweigen es viel lieber. An diesen Mauscheleien sind auch Lobbyisten beteiligt, die damit verstärkt auf ihre Interessen hinarbeiten. Manchmal verraten sich Menschen selbst, ohne es vielleicht zu merken. So sagte mal eine junge Tänzerin in einem Interview: "Ich habe zuerst kaum 2 Sätze zustande gebracht, doch dann kamen die Medien auf mich zu, die mich ja aus meinem Tanzfilm her kannten". Und wie es weitergegangen ist, kann ich mir recht gut vorstellen .

Im Gegensatz dazu sind wir hier in diesem Gedichteforum bestimmt sehr viel ehrlicher. Mit dieser Einschätzung hast Du recht. Und ich möchte wetten, daß viele Autoren, deren Werke in Hochglanz erschienen sind, Mühe haben, einen Vierzeiler zustande zu bringen. Wir sitzen zwar oft vorm Bildschirm, blenden aber gute Literatur nicht aus. Wir können es auch gar nicht, weil wir ja davon erst angeregt werden. Literatur ist für uns also immer auch Mittel zum Zweck.

Zu den Änderungen möchte ich sagen: Das "sellt" in Anführungszeichen übernehme ich wahrscheinlich, da so noch schneller auf die anglizistische Herkunft aufmerksam gemacht wird. Beim anderen Vorschlag, der das Autorensieben betrifft, möchte ich es lieber so belassen, wie es ist. Denn mit "manchen Autor" ist ja im übertragenen Sinne nicht nur einer gemeint, sondern eine Reihe davon - also die Mehrzahl, wo das "sieben" dann nicht falsch wäre.

Ich danke Dir, Stimme, für Deinen netten Kommentar, der mir gut gefallen hat und den ich gern gelesen habe.

Liebe Grüße

Justin


Liebe Dana,

lach nicht, hast Du mich in einem Abschnitt aufgefordert. Ich tue es aber doch ein wenig, nicht weil ich mich darüber lustig mache, sondern weil ich Deine Zeilen so liebenswert fand . Über die Angewohnheit, Sätze in Büchern mit Bleistift zu unterstreichen oder solche gefundenen Sätze in Schönschrift in Poesiealben zu übertragen, habe ich an anderer Stelle schon erfahren. Ich kann mich total in Deinen Seelenzustand reinversetzen und weiß, was Dir Bücher bedeuten. Daß Du gern ein Bilbiothekzimmer hättest, glaube ich Dir auf Anhieb, und auf jeden Fall auch die Liebe zu alten Büchern. Aus denen kann man sich dann, wenn sie vor einem liegen, so viel zurechtdenken. Dazu gehört wohl sogar der Geruch, von dem Du sprichst. Auf Trödelmärkte mit Büchern bin ich seltener gekommen, habe mich aber gern dort aufgehalten, wenn es sich wirklich mal ergeben hat. Und vielleicht würde ich im Fall, den Du beschreibst, auch nicht lange um ein Buch feilschen, wenn ich daran Gefallen fände.

Andere Menschen können sich häufig leichter von Büchern trennen. Mir fällt das, genau wie Dir, sehr schwer, weil so viele Erinnerungen daran hängen. Noch habe ich Platz und kann sie unterbringen. Sollte es zum Problem werden, würde ich zuerst nach Ausweichmöglichkeiten suchen.

Ich muß an den alten Tatort-Kommissar "Ehrlicher" - Peter Sodann, denken, der Bücher aus der ehemaligen DDR nicht dem Vergessen preisgeben möchte. Eine Immobilie soll zum Museum werden, in dem sich später alte Bestände wiederfinden. Eine Idee, die bestimmt auch Du für gut hältst.

In diesem Sinne liebe Grüße

Justin
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