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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 07.11.2014, 14:43   #1
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
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Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
Standard Entfremdung

Mein allererstes Enkelkind,
das hatte mich sehr lieb.
Ich war ihm Freund und Kamerad,
beschützte es auf schmalem Pfad,
bis seine Mutter, liebesblind,
die Lügen in es trieb.

Die Eltern hatten sich getrennt,
es war das Beste, doch nicht gut.
Das Kind kam gerne zu Besuch,
beladen von dem bösen Fluch,
der hassgenährt zu Hause brennt,
und immer weiter fraß die Glut.

Damit es nicht daran zerbricht,
hat es den einen Weg gewählt,
der seinem Herzen Ruh verheißt,
weil es sonst innerlich zerreißt.
Nun sagt es forsch: „Ich mag dich nicht“,
doch sehe ich, wie es sich quält.

So hoffe ich, vertrau der Zeit,
die ihm vielleicht die Wahrheit bringt.
Dass es das Lügenwerk durchschaut
und auf sein eignes Urteil baut.
Dann hat es sich davon befreit,
auch wenn für mich die Sonne sinkt.
__________________
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"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«

Geändert von Sidgrani (14.11.2014 um 16:06 Uhr)
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Alt 11.11.2014, 06:58   #2
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
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Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
Standard

Hei Black Raziel,

ja, das Thema ist traurig und leider so oft bittere Realität. Ich freue mich, dass du mir deine Eindrücke dagelassen hast.
Den zweiten und sechsten Vers der ersten Strophe habe ich bewusst um eine Silbe reduziert, ich finde es so eindrucksvoller. Deswegen kann ich das "es" hier nicht betonen, was ich aber gar nicht schlimm finde.

Danke für deine Gedanken und den Kommentar.

Lieben Gruß
Sid
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»Erich Kästner«
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Alt 11.11.2014, 18:31   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
Standard

Hallo Sidgrani,

ich bin immer zutiefst betroffen aber auch "froh", wenn ich jene "Alltagsthemen" gut verdichtet lese. Du hast es sensibel und direkt an- und besprochen. Die Dinge sind oft genug so bitter. (Ich kenne solche Geschichten zuhauf, beruflich und im privaten Umkreis.)
Die Kinder werden für etwas "abgestraft", was sie nicht verstehen können und auch nicht sollen.
Mich bewegt dieses Thema immer sehr.

Über die "Schuld" der Erwachsenen müssen wir nicht extra diskutieren.
Eine langjährige Erfahrung bestätigt jedoch immer wieder, dass Erwachsene von dieser "Schuld" eingeholt werden. Die Kinder werden erwachsen und bekommen aufgrund ihres eigenen Lebens eigene Gedanken. Sie melden sich und hinterfragen, sie betrachten alle Seiten.

Darum imponiert mir die letzte Strophe. Sie sagt genau das aus, aber die Geduld dafür kann einen liebenden Menschen verzehren.

Zitat:
Zitat von Sidgrani
So hoffe ich, vertrau der Zeit,
die ihm vielleicht die Wahrheit bringt.
Dass es das Lügenwerk durchschaut
und nur noch auf sich selber baut.
Dann hat es sich davon befreit,
auch wenn für mich die Sonne sinkt.
Ein sehr wertes Gedicht, Sidgrani.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 12.11.2014, 18:16   #4
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
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Beiträge: 1.051
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Liebe Dana,

ich freue mich über dein Mitgefühl und die wertvollen Gedanken. Ich musste und muss mich als Großvater schon seit einigen Jahren mit dem sogenannten "PAS-Syndrom" auseinandersetzen.

Das Gedicht ist erst in jüngster Zeit entstanden und leider, nicht wie sonst üblich, aus der Sicht des LI geschrieben. Für die Kinder ist es schlimm, sie wachsen mitten im Konflikt um die Trennung ihrer Eltern auf und werden hin und her gerissen. Irgendwann kapitulieren sie und machen das, was von dem erziehenden Elternteil verlangt wird.

Danke für deine Zeilen und dein Statement.

Lieben Gruß
Sid
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»Erich Kästner«
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Alt 13.11.2014, 05:03   #5
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
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Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Lieber Sid,
Dein Text ging mir sehr nahe.
Gelesen hab ich ihn schon am Tag, als Du ihn eingestellt hast, zum Antworten konnte ich mich nicht gleich durchringen, dazu brauchte es ein paar Anläufe.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie bitter eine solche Pille zu schlucken ist. Mir wurde sie vor vielen Jahren reingewürgt, sie steckt mir noch heute im Hals. Ob ich sie je verdauen kann, das bezweifle ich.
Und so muss ich mich eben auch mit Warten begnügen... hoffen und warten auf das, was Du in der letzten Strophe schreibst.

www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=1847

Meiner Ansicht nach ist solch ein Verhalten eine Form von legalem Kindesmissbrauch, da es keine gesetzliche Handhabe gibt, ihn zu unterbinden bzw zu beenden.

2 Winzigkeiten:
S3 Z2
hier würd ich aus 'den einzgen' den einen machen.

S4 Z4
'und auf sein eig'nes Urteil baut'
fände ich sprachlich ein bissl schöner.

LG von Lai
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (13.11.2014 um 05:42 Uhr)
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Alt 14.11.2014, 16:04   #6
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
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Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
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Liebe Lai,

lange habe ich gezögert und mit mir gerungen, bevor ich dann doch bereit war, dieses persönliche Gedicht einzustellen.

Ich finde es sehr traurig und erschreckend, dass so viele Elternteile nach der Trennung vom Partner ihre Kinder dafür büßen lassen, dass sie sich vom anderen verletzt und enttäuscht fühlen. Der Hass oder was auch immer, macht sie blind für die Bedürfnisse des Kindes und lässt sie die dessen Qualen nicht erkennen. „Dann schon lieber keine/n Mutter/Vater, als so eine/n.“ Wie oft habe ich es so oder so ähnlich gehört und gelesen. Die Kinder müssen es ausbaden und leiden oft noch als Erwachsene unter dem Erlebten.

Leider können die zuständigen Stellen in vielen Fällen nicht wirklich helfen. Oftmals sind sie zu überlastet und engagieren sich deshalb nicht genug. Es scheint ja nach außen hin alles in Ordnung zu sein.

Danke für die Tipps, deine Offenheit und deine Meinung zu diesem traurigen Thema.

Lieben Gruß
Sid
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