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Abends am Strand Sinnliches und Erotisches

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Alt 28.08.2019, 11:56   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Hermetisch

Die Liebe ist ein Immer Rücksicht Nehmen,
ein so empfindliches Einander Achten,
ein Ewig Aus Des Andern Sicht Betrachten,
es scheut die Gipfelstürme des Extremen.

Doch habe ich mich stets daheim gefunden
im puren, rein erotischen Gebrauchen,
im sinnlich nackten Ineinandertauchen,
von keinen Achtsamkeiten eingebunden.

Im Rausch, den nur die Sinne uns diktieren,
er reißt mich fort für selige Minuten,
und muss ich hinterher auch dafür bluten -
ich kann nicht anders als nur so mich spüren.

Verachte, wenn du magst, den Trieb des Tieres,
dressiere ihn zu menschlichem Ermessen,
und willst du diesen Urinstinkt vergessen,
verdränge dein Zutiefstes und verlier es.

Ich kann das nicht, vermag nur wahr zu lieben,
was ich nicht haben will und nicht begehre,
denn einzig in der liebelosen Leere
der Lust ist mir Erfüllung je geblieben.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 28.08.2019, 17:53   #2
Thomas
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Lieber Erich,

eine treffliche Beschreibung eines hermetisch geschlossenen Wesens. Hinter die Bedeutung der Großschreibung bin ich aber nicht gekommen.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 28.08.2019, 19:06   #3
Erich Kykal
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Hi Thomas!

So schreibt man jetzt zusammengesetzte Hauptwörter - nicht mehr als endlose Wurst wie früher.
Ich hätte auch Bindestriche setzen können, aber ich hab es eben mal so probiert. Soll ich die Bindestriche nachreichen?

LG, eKy
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Alt 28.08.2019, 19:19   #4
Thomas
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Lieber Erich,

wahrscheinlich wird das Aus Ein Ander Schreiben propagiert, damit die Computer Programme besser damit zurechtkommen. Bei sehr langen Wörter verstehe ich, dass man wegen der besseren Lesbarkeit einen Bindestrich setzt. In Gedichten kann man ja ziemlich machen was man will.

Ich dachte es wäre etwas geheimnisvolles dahinter.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 28.08.2019, 19:25   #5
Erich Kykal
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Hi Thomas!

"Auseinander" ist ja ein Wort, das wird nicht geteilt. Ich sprach von zusammengesetzten Nomen, wie beispielsweise das "Aus Der Haut Fahren".

Früher: Das "Ausderhautfahren"
Variante: Das "Aus-der-Haut-Fahren"

LG, eKy
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Alt 28.08.2019, 19:33   #6
Thomas
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Lieber Erich,

es war ein Spaß.
Im Ernst.
"Aus Der Haut Fahren" finde ich blöd.
"Ausderhautfahren" und "Aus-der-Haut-Fahren" finde ich beide ok. Aber das ist halt nur mein Meinung.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 28.08.2019, 20:02   #7
Erich Kykal
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Ich finde, ohne die Bindestriche ist das Schriftbild schöner. Wenn man das Konglomerat durch konsequente Großschreibung definiert, funzt es auch - und ist auch leichter lesbar als die früher gebräuchliche Endloswurst von Buchstaben.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (29.08.2019 um 12:29 Uhr)
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Alt 18.12.2021, 18:22   #8
Strassenreimer
Der reimende Irrsinn
 
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Hallo Erich!

Ich hatte nur kurz ein Auf Dem Schlauch Stehen-Moment und fand den Anfang sehr vielversprechend. Gerade die Redewendungen der ersten Strophe machten neugierig. Ohne Bindestrich ist völlig Ok, da sonst das Schrift-Bild alles verderben würde. Leider wurde es m.M.n. nicht einheitlich durchgezogen und man kommt beim anfangs sehr betontem Lesen in ein runterrasseln mit kurz aufflammenden Versuchen (ich hoffe du weißt was ich meine). Mir ist schon klar, dass man irgendwann mal ins Thema kommen muss, welches jetzt nicht unbedingt Meins ist, aber mit schönen Worten verkleidet wurde. Schön fand ich auch den Reim S4 Tieres und verlier es, schwächer dann aber S3 diktieren und spüren.
Inhaltlich lese ich die professionellen Damen-, oder Herrenbesuche, je nach Neigung, die zwar dich geldlich 'bluten' lassen, aber welche dir eine vielleicht unmoralisch anmutende Befriedigung geben. Das lyrische Du, also sicher der Partner, die Partnerin, vielleicht auch die Eltern, die sehnsüchtigst auf einen Enkel warten, ist sicher nicht erfreut darüber, sollte es aber hinnehmen!? War das die Grundaussage? Ansonsten entschuldige ich mich für meine komplette Fehlinterpretation.

Gern gelesen und LG
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Alt 02.06.2022, 13:52   #9
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heimkehrerin
 
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Huhu, servus...nach langer Zeit mal wieder da um ein wenig an der Küste des Eilands in Lyrik einzutauchen und da bin ich bei deinem Gedicht gestrandet - äh, gelandet -, lieber Erich, und habe mich gleich wohlgefühlt.

Du stellst - textlich gekonnt, wie immer - aif den ersten Blick zwei Arten der Liebe einander entgegen bzw. den unterschiedlichen Gebrauch des Wortes Liebe in den Mittelpunkt. Hier die Liebe zwischen zwei Menschen, die Verbundenheit auch auf der seelisch-geistigen Ebene meint und dort die Liebe, die den rein körperlichen, leidenschaftlichen Akt meint.

Verbundenheit ist aber auch dabei vorhanden und das eigentliche Thema des Gedichts - und das ist auf sehr erotische Art gelungen,, wie ich finde. Die Leidenschaft, die dabei im Vordergrund steht, wird ja bei zu (gezwungen?)"rücksichtsvollem" oder "bedachtem" Sex nicht selten das Opfer von zu viel Verkopftheit oder Kuschel-Stimmung. Nicht, dass die (gewollt) kuschelige Form des Aktes schlechter wäre oder weniger Qualitäten hätte - es ist eine andere Spielart von Sex und was sich alles als Rein- oder Mischformen zwischen Kuschel und Hart bewegt, ist (sofern einvernehmlich) zulässig, stimmig und so verschieden wie die Menschen menschlich sind. Letztlich geht es doch beim Akt immer um eine Begegnung - mit einem Gegenüber aber auch sich selbst.

So, wie ich den Text lese, spricht das LI hier laut über die eigene innere Beziehungslandschaft, wenn es um Liebe in Verbindung mit Lust und Erotik geht - auch um vielleicht sich selbst davon zu überzeugen, dass alles gut ist, wie es ist. Da ist von der rein animalischen Seite der Liebe die Rede und es heißt...

Zitat:
willst du diesen Urinstinkt vergessen,
verdränge dein Zutiefstes und verlier es.
Ob ein Gegenüber mit diesem "Zutiefsten" umgehen kann oder nicht, wird für das LI (so hofft es) erst gar nicht zum Problem oder Thema, wenn es "lieblos" in diese Begegnungen geht. Aus meiner Sicht ist es ein Geschenk, wenn mein Gegenüber das Vertrauen hat, sich mir auch von dieser Seite zu zeigen. Aber das sieht nicht jeder so - ich weiß. Dass das LI dennoch dieses Problem eines möglicherweise verletzten Gegenübers wahrnimmt, sagt mir die Zeile

Zitat:
und muss ich hinterher auch dafür bluten
.

Da lese ich dann doch den Funken einer - wenn auch vielleicht nur kurzen - Wahrnehmung eines Gegenübers in dessen Befindlichkeit. Auch, wenn es wohl in erster Linie die Folgen aus dessen Reaktionen sind, unter denen LI dann doch leidet.

Dem setzt LI trotzig entgegen, dass es

Zitat:
vermag nur wahr zu lieben,
was ich nicht haben will und nicht begehre,
denn einzig in der liebelosen Leere
der Lust ist mir Erfüllung je geblieben.
Besser kann man diese Form von innerem Zweispalt nicht in ein Gedicht fassen, wie ich finde.
Haben Wollen und Begehren (ich finde die bindestrichlose Schreibung übrigens super und sie war längst überfällig) bedeuten nämlich auch eine gefühlsmäßige Beteiligung - die widerum kann Angst machen. Angst vor Nähe, vor Verantwortung für noch jemanden außer einem selbst, vor Kontrollverlust (die eigenen Gefühle kriegt man schon irgendwie in den Griff, die des Gegenübers hat man nicht unter Kontrolle), vielleicht auch vor Veränderung allgemein - eine Beziehung bringt ja immerhin eine zweite Dynamik außer der eigenen mit ins Spiel. Und die Garantie, dass man sich in allem zu jeder Zeit einig wird, gibt es nicht.

Vielleicht funktioniert die "Lust in der liebelosen Leere" - was für eine geniale Umschreibung für Sich Fallen Lassen! - für manche ja nur so.
Vielleicht beschreibt das Gedicht aber auch - quasi en passant - eine Momentaufnahme, wie sie in vielen gelungenen Akten so gemacht werden könnte: den Moment, wo man sich nah dem Höhepunkt ganz im Akt und im Anderen fallenlässt und sich der eigenen Lust hingibt und alles rund um einen selbst ausgeblendet wird. Wo - hart ausgedrückt - der Andere für mehrere Augenblicke kein Thema ist, bestenfalls das Instrument zur Erfüllung der Lust, wenn auch auf einem gemeinsamen Weg dort hin und (im Idealfall) von dort auch wieder weg.

Die tragischere Lesart ist natürlich auch möglich - ein beziehungsunfähiges LI, das sich dazu trainiert (hat), Nähe nicht aufkommen zu lassen, um Lust empfinden und ausleben zu können.

Zitat:
Doch habe ich mich stets daheim gefunden
im puren, rein erotischen Gebrauchen,
im sinnlich nackten Ineinandertauchen,
von keinen Achtsamkeiten eingebunden.

Im Rausch, den nur die Sinne uns diktieren,
er reißt mich fort für selige Minuten,
lässt mich jedoch meiner ursprünglichen Interpretation folgen.
Das "nackte Ineinandertauchen" hat als eine mögliche Lesart auch etwas Zärtliches, Verletzliches an sich.
Das mit dem Hermetischen klappt wohl doch nicht so ganz wie LI das gerne wahrhaben möchte.

Schön, dass der Text das ermöglicht und nichts ausschließt oder konkreter auflöst! Food for Thought - das mag ich! Sehr sehr gerne gelesen, lieber Erich!


LG,
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"Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst,
ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat.
Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.”

― Peter Stamm, Agnes

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