14.02.2010, 19:40 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Der Troll
Der Troll
In einer sanften Sommernacht gezeugt - als Kind der Liebe - war ihm die Sonne zugedacht, die Schönheit wär durch ihn erwacht in ungeheurer Blütenpracht, auf dass sie ewig bliebe. Doch seine Taufe war der Krieg der unerlösten Väter. Nur den Verrätern bleibt der Sieg, sodass sein Herz in Fesseln schwieg, bevor sein Lied zum Himmel stieg in freien, klaren Äther. Das Lied ertrank in Bitternis und erdenkalter Schwere. Sein Herz fand keinen Kompromiss und nach dem letzten Schlangenbiss versteckte er sich als Narziss vor seiner dunklen Leere. So zog er lächelnd durch das Land und liebte es, zu sprechen - brillant, charmant und elegant, doch es war Säure im Krokant, denn nichts war ihm so amüsant, als Menschen zu zerbrechen. Geändert von norbert (14.02.2010 um 19:57 Uhr) |
14.02.2010, 21:59 | #2 |
Slawische Seele
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Lieber norbert,
ich denke gerade an dieses eine, mir nahes, Kind mit 12 Paten. Ich war nicht die Mutter, die unter Wehen gebar, bin aber als Patin dem Kinde nah geblieben und bleibe dem Taufversprechen treu, mich um dieses Kind zu kümmern. Wir Paten waren einst voller Zuversicht - ich habe den "stillen Krieg" noch nicht wahrgenommen. Dein Gedicht öffnet neue Sichtweisen - wie in großen Weltgeschichten. Im Nachhinein sieht man klarer und weiß, was warum - so - und nicht anders geschah. Die Be- oder Empfindlichkeiten mögen sein wie sie wollen. Paten sind auch nur Menschen. Doch "unmenschlich" ist es, persönliche Unzulänglichkeiten am Kind auszuleben. (Säure im Krokant - wie treffend) Ich bin nur froh, dass es um ein Metapherkind geht und um einen virtuellen Krieg - trotzdem bitter und schmerzhaft, weil es um Menschen geht, die sich der schönen Kunst verschrieben haben. Wo bitte kann man noch hoffen, wenn nicht hier? Ich will nicht annehmen, dass es hier wie anderswo ist. Dir ist es gelungen, das Geschehen unter "Der Troll" zu verbuchen und zu den Akten zu legen. Dir ist es gelungen, das Augenmerk auf das Kind zu richten, dem noch 11 Paten bleiben. Im Moment verbittert, jedoch pro Kind genesend, liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
15.02.2010, 13:32 | #3 | |
ADäquat
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Hallo norbert,
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16.02.2010, 15:30 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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ich danke euch beiden treuen seelen!
liebe dana, interessant, dass du den text so stark auf die kindheit beziehst - aber zu recht, denn ich denke auch, dass gerade das "zum höheren" geborene kind eine verschärfte wahrnehmung für die tragischen seiten de erwachsenen hat und deren schauspiel intuitiv durchschaut und darunter leidet... liebe chavali, du beziehst dich eher auf das "fertige wesen" troll als "schadenbringendes Geisterwesen" - ich bin hierbei zunächst ausgegangen von den "trollen" in den foren, die zwanghaft destruktiv auftreten, obwohl sie (einige zumindest) offenbar sehr begabt sind - ihre seelen sind verbrannt... liebe grüße untreubert |
16.02.2010, 23:44 | #5 | |
Lyrische Emotion
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Lieber untrollbert,
das ist selten, aber ich fange mal mit einem Zitat von dir an: Zitat:
Jeder versucht es so darzustellen, wie er es sieht. Manche spielen sich dabei zum großen Retter auf. Sei es für die Lyrik, sei es für andere User eines Forums, die es angeblich zu beschützen gilt oder sei es die Moral. Und wehe, es passiert diesen Leuten mal was. Sei es ein falsches Wort, sei es ein technisches Problem, sei es eine unerfüllte Forderung. Schon wird entweder übel vom Stapel gelassen, mit Rückzug gedroht oder einfach hintenrum Stimmung gemacht und gemobbt. Und das Schlimmste dabei ist, du kriegst von jenen immer wieder zu hören, das betroffene Forum läge ihnen am Herzen und daß sie es vor Schaden bewahren und nur helfen wollen. Das ist sowas von zum Kotzen, ich kann es nicht mehr hören. Denn sie tun letztendlich genau das Gegenteil von dem, was sie immer propagieren. Und deswegen gebe ich dir Recht. Ihre Seelen sind nicht nur verbrannt, sie sind so etwas von dermaßen verblendet von ihrer eigenen Eitelkeit, daß es dafür keine Worte gibt. Sie wollen sich nur selbst helfen und nehmen dabei keine Rücksichten. Ihre Handlungen werden hinter scheinbar lauteren Motiven versteckt und alles dient nur zur Befriedigung ihres eigenen Ego. Schade, daß bei diesen durchaus begabten Egomanen das menschliche Miteinander oftmals auf der Strecke bleibt, denn so berauben sie sich selbst vieler Chancen und verlieren letztendlich auch an Glaubwürdigkeit. Dein Gedicht ist wie immer technisch einwandfrei, da gibt es nichts zu bemängeln. Hervorzuheben wäre noch das interessante Reimschema a-b-a-a-a-b, was mich als Leser locker durch die Zeilen gleiten ließ. Auch mit dem Inhalt kann ich konform gehen. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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20.02.2010, 13:12 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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danke, ralf,
im gegensatz zu dir (als administrator und prellbock zwischen den geistern) sehe ich den hier beschriebenen typ des trolls weniger mit aggressiven als vielmehr mit traurigen augen: eine tief verletzte, gedemütigte seele, die - letztlich gegen die eigene natur - nur noch den schmerz weitergibt, den sie selbst erlitten und nicht verkraftet hat... liebe grüße norbert |
20.02.2010, 15:24 | #7 |
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Auch dieses Gedicht mußte ich mehrmals lesen (wie viele andere hier) und fand es nach dem ersten Mal schon irgendwie fesselnd und stark. Doch leider bin ich nicht der schnellste und und cleverste, wenn es um das "Erkennen" der Geschichte geht (liegt wohl am vielen Rum). Erst mit Deinem über mir stehendem Kommentar erschloß sich mir die ganze Tiefe Deines Gedichts. Wie gesagt, auf den ersten Blick fand ich´s stark, nach dem fünften ... unheimlich stark. Sogar so stark, das ich mich jetzt selbst einmal überprüfen muß, ob ich nicht auch schon des öfteren "troll"-artige Züge angenommen habe (also generell, nicht nur im web). Puh, wenn ich ehrlich bin (o.k., im Grunde mag ich Menschen ja auch nicht so besonders) ... also dahingehend ist das Gedicht für mich eine bereichernde Erkenntnis (den philosophischen Tauchgang erspar ich uns mal).
Dies ist also ein Gedicht, welches nicht nur durch eine einwandfreie Technik, der treffenden Wortwahl (einzig "amüsant", Freude - Trauer ?, aber hey) und dem bestechenden Reim mein Gemüt erreicht, sondern mich auch vor allem mit seinem eigenen entlarvenden Charakter zerbricht. Einiges gelernt, nachgedacht, mitgenommen, Danke! Es grüßt Neil Olssen ... |
22.02.2010, 18:52 | #8 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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danke, neil,
es ist allerdings längerfristig gefährlich, den troll mit rum besänftigen zu wollen - dadurch wird er umso verbitterter... liebe grüße seltersbert |
26.02.2010, 21:04 | #9 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo norbert
Es ist nicht nur der Troll in Foren - es wurde schon kommentiert - den man aus deinem Gedicht herauslesen kann. Ein in der Seele tief verletzter Mensch gibt sich leicht dem Zynismus hin, der Zerstörung von Heilem, oder konfrontiert andere mit seiner Wut und Verachtung; dies sind "Dämonen" eines Geistes, der damit gequält wurde und schlussendlich sich ihnen unterwarf, weil er in seinem Schmerz die Rache an denen ausführt, die ihn tatsächlich oder vermeintlich verletzt haben: Alle anderen! So ein "verwundeter Troll" generalisiert alle zu seinen Feinden, d.h. er differenziert nicht zwischen Menschen, die ihm Übles wollen und solchen, die ihn neutral beachten. Selbst eine liebevolle Zuwendung wird von solchen "Trollen" zunächst nicht als positiv wahrgenommen, sondern eher als heimtückische Nötigung oder hinterhältige Affront! Sie können sich im wahrsten Sinn des Wortes kein Vertrauen an die Lauterkeit des echten "Netten" vorstellen, daran glauben oder ehrliche Freundschaft bzw. gute Absichten annehmen. Er rächt sich mit den selben "Dämonen" die ihn selbst zerbrachen. Da bin ich vollkommen konform mit deinen Ansichten. Ich finde auch, dass du das Thema mit gekonnten Versen beschrieben hast. Ich habe selbst etliche Erfahrungen mit solch gebrochenen Seelen, nicht nur in Internetforen, sondern auch in meinem privaten sozialen Lebensumfeld. So hab ich mich früher ebenfalls schon an der Thematik poetisch versucht. Denn ein Verständnis dafür finde ich vonnöten. Vielleicht weniger für Querulanten in Foren, als vielmehr für sachlich Informationen solcher zerrissener Persönlichkeiten. Blaugold |
26.02.2010, 22:30 | #10 |
Lyrische Emotion
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Moin norbert,
ich muss mich noch mal kurz melden. Meine Sichtweise ist auch nicht aggressiv, ich bin es nur manchmal leid, den Kampf um diese oder jene Wahrheit ausfechten zu müssen. Ich bin es müde, mich immer wieder in eine Rolle gedrängt zu finden, wo ich erklären muss, ob ich der Bösewicht nun war oder jemand anderes. Das ist genau so traurig, jedenfalls macht es mich das. Ich muss ständig Feindschaften, Hass, Eifersucht und Neid mit anschauen, weil manche Leute so (geworden) sind, wie von dir beschrieben. Und die verdammte Eitelkeit manchmal, die es nicht erlaubt, auch einmal für ein gemeinsames Ziel über den eigenen Schatten zu springen. Aber: C'est la vie Augen zu und durch - das Leben geht weiter... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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