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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 10.03.2012, 22:13   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard Das Prosagedicht spricht

Das Prosagedicht spricht

Es sitzt, im Rampenlicht,
ein Prosagedicht
und spricht
über Dinge von großem Gewicht,
über Sollen, Wollen, Pflicht,
Selbstreflexion und Weltgericht.

Plötzlich unterbricht
sich das Prosagedicht
und spricht
mit Trauergesicht:
„Metrum hab ich nicht
und ich reime mich nicht,
deshalb hat ein Wicht,
im Deutschunterricht,
neulich gesagt:
Prosagedicht?
So was gibt‘s nicht!“

Im Scheinwerferlicht
sitzt, wie gesagt,
das Prosagedicht
und klagt.
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Alt 11.03.2012, 09:30   #2
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asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
Standard

ein wirklich hartes schicksal, das es da trägt, das prosagedicht, lieber thomas.



dein schachzug, einen höchst prosodisch angelegten text dennoch mit reimbetonenden wörtern und zeilenumbrüchen zu setzen, finde ich höchst amüsant. da bildet die form an sich schon die aussage ab. sowas mag ich.


solange "gedicht" mit reim assoziiert wird, wird kein verständnis für das eigentliche "wesen" des gedichtes aufkommen können. wo sollte es auch herkommen, wenn man jahre- und generationenlang lernt, beim gedicht käme es auf rhythmus und vor allem (end)reim an?

für viele ist doch schon ein riesenschritt, als gedicht zu akzeptieren, was zwar metrum-bedingten ebenmäßigen rhythmus aber keinen reim bietet. wenn dann ein metrum auch noch fehlt.... was ist es dann? ein gedicht?


"was ist ein gedicht?" (wenn nicht der reim und das metrum die berechtigung sind, es gedicht nennen zu dürfen)?
eine ähnlich unbeantwortbare frage in der heutigen zeit ist auch "was ist kunst?". über sie streiten die gelehrten und werden sich nicht einig. und auf ungelehrtem niveau hört man dieses "das kann ich auch" (=nix dahinter).

ich fürchte also, die menschheit kann nur schwer mit dem anerkennen von etwas leben, das sich an nicht-mess- oder einordenbaren kritierien festmacht. da fehlt der halt, um es für sich einordnen und bewerten zu können.

wir sind eine spezies, die bewertet. einschätzt. einordnet. um sicherheit zu haben. (der säbelzahntiger ist zwar ausgestorben, doch unser reptiliengehirn nicht).


ich fürchte, das prosagedicht klagt umsonst. vielleicht sollte es sich einfach nicht mehr um die anerkennung von vielen (oder gar allen?) bemühen. dann gäbe es auch keinen grund, sich zu grämen.


dir einen schönen sonntag,


fee
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
fee ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.03.2012, 11:26   #3
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Liebe fee,

da bist du sofort auf meinen Schachzug gekommen. Ich schließe daraus, dass du dich der Frage mit großer Offenheit stellst. Was ist ein Gedicht? Wer das fragt, um in Schubladen zu sortieren wird nichts Brauchbares zur Antwort finden. Beweis: Man nehme eine beliebige Poetik zu Hand, um mit großer Wahrscheinlichkeit auf etwas Unbrauchbares, oft sogar nicht einmal logisch konsistentes, zu stoßen. Ganz anders wird die Frage, wenn man mit den Dichtern der Vergangenheit selbst spricht und versucht, ihre Ideen und Neuerungen zu verstehen, um dann auf dieser Grundlage heute selbst etwas Neues zu schaffen, wenn auch nur in dem bescheidenen Rahmen, der einem möglich ist (Die Bescheidenheit des Ernsthaften bewahrt vor peinlichem Quark). Eine Definition als Antwort hat man dann wahrscheinlich immer noch nicht. Es zählt halt nur die wackere Tat, die Freude, die sie mit sich bringt, und was sie (vielleicht) für die Zukunft bleibendes bewirkt.

Liebe Grüße
Thomas

Geändert von Thomas (12.03.2012 um 12:44 Uhr)
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