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Stammtisch Gesellschaft, Politik und Alltag

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Alt 17.10.2009, 10:49   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Klassentreffen

Ach, was wussten wir, noch unerfahren,
von den Nöten, die der Lebensplan
jedem auferlegte mit den Jahren,
in gerader und geschwungner Bahn?

Wie wir lächeln! Blickt nicht der verkniffen?
Fehlte Weisheit, Mut, war da auch Ernst?
Dreißig Jahre später wird begriffen,
was du in Gesichtern liest, und lernst...

Sind wir füreinander denn nur Schachfiguren,
die sich stellen, wie die eigne Seele fühlt?
Nolens-volens zeichnet jeder Spuren
in die Welt hinein: Sein Innenbild.

Und wir blicken ganz erstaunt Gesichter,
die wir jetzt erst, später, richtig sehn.
War ich Mitmensch dir? War ich dein Richter?
Langsam lehrt die Zeit auch, zu verstehn....
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 17.10.2009, 11:53   #2
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe larin,

ein sehr ansprechendes Gedicht, wenn ich persönlich auch gänzlich andere Erfahrungen gemacht habe bei Klassentreffen.
Meist gebärdeten sich meine Mitschüler genauso albern und kindlich wie in den Schuljahren.
Oder sie glaubten, beweisen zu müssen, daß sie es "zu etwas gebracht" hatten.
Außerdem der Schock:
Was, sooo alt sind die geworden? mit der ernüchternden Einsicht, daß man selbst auf die Andern auch so wirkt.
Ich halte mich von Klassentreffen schon lange fern und leider kamen mir nie diese philosophischen Gedanken wie Dir.

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 17.10.2009, 12:08   #3
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

liebe cyparis,

bei unserem fünfjährigen, zehnjährigen, fünfzehnjährigen klassentreffen war das wohl auch noch so...

seit etwa zehn jahren findet es jährlich statt - im schnitt kommen immer zehn leute. der zahn der zeit nagt da an jedem ( macht die "dünnen" dicker und die "dicken" dünner - ), aber es gibt auch immer wieder sehr überraschende wendungen.....
alles in allem habe ich das gefühl, dass die zeit ein großer lehrmeister ist.
niemand entgeht ihr - auch wenn er in jungen jahre meinte, ausgerechnet er müsse "ungeschoren" davonkommen.....

gefehlt:
alle schafe kommen zur rasur! , nö:
(die einen früher, die anderen später )

in diesem sinne ganz versöhnlich :
larin
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Alt 19.10.2009, 11:38   #4
Panzerknacker
Mal lachend - mal traurig
 
Benutzerbild von Panzerknacker
 
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Ort: Da wo Napoleon noch nie kämpfte
Beiträge: 1.613
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Hallo Larin,

wenn ich deine Zeilen lese, dann weiss ich nicht soll ich mich freuen oder soll ich traurigsein? Aber: Ich bin fast fünfzig Jahre aus der Schule, und habe noch nie ein Klassentreffen gehabt. Aber ich wurde auch so alt,

der Knacki grüßt nach Austria
__________________
Ich bin ein Niemand.
Niemand ist perfekt.
Also bin ich perfekt.
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Alt 19.10.2009, 18:16   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
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lieber knacki,

es ist halt immer auch ein glücksfall, wenn sich jemand findet, der die adressen verwaltet, aktualisiert und diese treffen organisiert. bei frauen, die zusätzlich noch alle "paar jahre" mal den namen ändern, gar nicht so einfach.....

mach dir nichts draus: ein mann DEINER klasse trifft sich halt hier, und zwar täglich


liebe grüße, danke für deinen kommi!
larin
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Alt 20.10.2009, 00:54   #6
forelle
unpaniert
 
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Ort: Auf Wanderschaft
Beiträge: 513
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Liebe Larin,

in deinem Gedicht konntest du dich wohl nicht richtig festlegen,
wie du die oder das Klassentreffen empfinden sollst. Womöglich
ist das alles so konfus, weil es eben ALLES gibt, was man
erwarten KÖNNTE. Jedes Schicksal, es macht wohl vor keinem Halt,
ist möglich. Man kann kaum die Ausgangsperspektiven und die dazu
erfahrenen Erfolge bei jedem gleichsetzen.

Klassentreffen ist Abenteuer ist Leben. Spiegel des Lebens.
Wie viele Träume sind erfüllt - wie viele übrig?

.... aus der letzten Reihe
mg forelle

.
__________________

Es muss einen anderen Weg geben,
durchs Leben zu gehen,
als kreischend und um sich tretend
hindurchgezerrt zu werden.
(Hugh Prather)
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Alt 20.10.2009, 14:14   #7
a.c.larin
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liebe forelle,

ich denke doch , das ich versucht habe, meine empfindungen mitzuteilen:

die wahrnehmung bestimmter personen ändert sich mit der zeit - aber auch die personen selber verändern sich.
allmählich entwickeln sich einzelne facetten des wesens, andere wiederum verblassen, weil die lebensumstände entweder so oder so darauf einwirken....

es gibt im leben nichts derart festgeschriebenes.
erstaunlicherweise scheint aber jeder entwicklung ein geheimnisvoller, ihr zugrunde liegender "plan" voranzugehen, bzw. im hintergrund mitzuschwingen....
mit anderen worten : ein löwenzahn kann immer nur ein löwenzahn werden, wie er aber definitiv aussieht, das hängt sehr davon ab, wo er wächst.....

was mich betrifft, so mag ich diese klassentreffen jetzt mehr als früher,
denn die, die mir ferne waren, sind näher gerückt - und die, die mir zu nahe waren, sind etwas weiter weg....
so lässt sichs aushalten!

liebe grüße,
larin
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Alt 24.10.2009, 00:55   #8
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Liebe larin,
deine Klassentreffenbetrachtung hat mich sehr berührt, weil sie zu den eigenen führte.
Beim ersten Treffen nach vielen Jahren gingen wir fast so schüchtern auf einander zu, wie bei der Einschulung. (Mit Einschulung meine ich nicht die ABS-Schützen.)
Fast jeder suchte die Gesichter ab und fast jeder gab den gleichen Aufschrei von sich: "Nein, der Klaus!" "Warte, warte, sag nichts, ich komme gleich drauf!"
Nach ca. zwei Stunden waren wir wie früher. Erinnerungen kamen hoch.

Beim Verabschieden (nach und nach) wurde es wieder "fremder". In den Begründungen lagen Geschichten, die etwas preisgeben wollten - die man aber nicht kannte.

Meine Freundin (wir haben immer noch Kontakt) war ganz mutig. Sie kam später dazu, als alle schon saßen. Sie fing direkt mit einer Anprache an:
"Bitte, sagt nichts. Ich möchte jeden einzelnen von euch erkennen."
Es ist ihr bis auf einen gelungen. Sie fasste ihm auf die Schulter und sagte:
"Tut mir leid, mit dir kann ich gar nichts anfangen."

Seine Antwort: "Ich nehme das mal als Kompliment, weil sie mich in die Schülerschaft einreihen. Ich bin ihr Wipolehrer, Anne."
Das Gelächter war groß.

Mein Resümee nach einem Klassentreffen war immer: "Sie haben sich verändert, ja - und doch kam viel Vertrautes, Lustiges und gar "Fieses" von einst wieder durch."

Ach, wenn ich schon dabei bin:
Ich fühlte mich lange Zeit so, als wäre die Schulzeit erst gestern gewesen. In der Zeitung las ich einen Aufruf zum Klassentreffen der Absolventen meiner damaligen Schule und staunte:
"Ich wusste nicht, dass es die Schule schon vor 25 Jahren gab!"

Weiter unten stand der Name des damaligen Klassensprechers.
"Huch, das ist ja mein Jahrgang!!!! Meine Güte, ist das wirklich schon so lange her?"

Dein Gedicht hat mich sehr angesprochen, bzw. es hat eine Lawine von Gedanken losgelöst, die ich obendrein noch mitteilen musste.

Schön, wenn ein Gedicht so viel bewirkt, oder?

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2009, 09:19   #9
a.c.larin
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liebe dana,

es ist vielelicht kein wunder, dass klassentreffen uns so anrühren - da werden ja auf einmal viele, viele leben zusammen auf einen tisch geschüttet wie ein großer sack mit wollresten....
diese viellfalt ist verwirrend , beunruhigend, überwältigend, farbenprächig - und dabei entstehen schwingungen, auf allen ebenen und nach allen seiten.

erstaunlich ist vor allem das eine: wie die zeit uns verändert, obwohl wir doch immer als die erkennbar bleiben, die wir sind...

wenn wir in zwanzig jahren auf die texte dieses forums rückblicken, wird es uns vieleicht ganz ähnlich ergehen...

liebe grüße auch dir,
larin
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