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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 07.09.2016, 16:26   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Zur Klärung

So manches wurde über mich geschrieben,
und mancher hat auch gründlich missverstanden,
was mich beseelte in den Dichterlanden,
und hat mein stilles Wirken hintertrieben.

Ich sei von Stolz beseelt, von hohen Brauen
der Hoffart nur getrieben, wenn ich andern
die Zeilen kommentiere – unterwandern
wollt ich der Konkurrenten Selbstvertrauen!

Ich wollte nur mich dieserart erhöhen,
indem ich so erniedrige mit Worten,
dass jene armen Seelen bleich verdorrten,
die mich nicht als den Allerbesten sähen.

Was immer jene glauben, sei das ihre,
es trifft mich kaum, da ich mein Wohl und Werde
und Selbsterkennen hier auf dieser Erde
nicht über andrer Meinung definiere.

Ich weiß für mich, was immer ich hier tue,
es gilt dem schönen Wortgeflecht alleine!
Was mancher noch empfindet, sei das seine,
und es bewegt mich nicht in meiner Ruhe.

Seid nur gewiss, die ihr um Wortes willen
euch einzig umtut, um sie wohl zu formen:
Ich denke nicht in sozialen Normen -
allein Gedichte können mich erfüllen!

So will ich einzig diese besser machen,
wenn ich sie höflich nüchtern kommentiere,
doch das geht scheinbar manchen an die Niere,
die ängstlich ihren Dichterruf bewachen.

Gar rasch sind ihre Geister in Erregung
und werden müde nicht, zu unterstellen,
ich wollte nur mich selber so erhellen,
und setzen alle Kräfte in Bewegung,

ihr grelles Lied der Rache zu verbreiten.
Als wüchsen ihre Seelen so zu Riesen
in ihren selbst geschaffenen Verliesen,
versuchen sie verbohrt, mit mir zu streiten.

So glaubt, ihr Spötter, was ihr auch zu glauben
zurecht euch legtet, um euch selbst zu stützen -
es wird der Poesie und euch nicht nützen,
und nimmer mir den Seelenfrieden rauben.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 07.09.2016, 20:35   #2
Dana
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Lieber eKy,
natürlich passt dieses Gedicht in die Denkerklause. Beim Lesen beschlich mich eine ganz eigene Traurigkeit ob der Wahrheiten darin, so dass es fast in der finsteren Rubrik stehen könnte.
Zu oft entsteht in Gedichteforen ein "gnadenloser Zwist", der (betrachtet man den Sinn eines solchen Forums) immer wieder befremdet und lachend oder weinend macht.

Hier erklärt sich aber das lyr. Ich - lyrisch gekonnt und überzeugend, bzw. hier erklärt sich Erich Kykal und ich glaube ihm.
Ich habe Deine Kommentare und Kritiken zu Gedichten immer als Hilfestellung zur Verbesserung verstanden und nie erlebt, dass Du auf eine Änderung bestanden hast. Man brauchte es nur zu sagen.
Wenn man aber aufgrund eines Vorschlages als bösartig oder arrogant bezeichnet wird, zum Neider erklärt wird, dann fragt man sich schon, wer da spricht. Meist eskaliert man über eigene Eigenschaften - so die Psychologie.

Der Poesie selbst sind Hasstiraden noch niemals dienlich gewesen.
Du reihst wunderbar die "Streitgründe" auf, wie sie regelmäßig vorkommen und mit eigentlicher Dichtkunst wenig zu tun haben.
Regelmäßig wird beteuert, man wolle ehrliche Kritik, man wäre hier um zu lernen. (Ich benenne absichtlich das in der Hauptsache "Negative", was nicht negativ ist aber oft so ausgelegt wird.)
Man kann auch mal missverstehen, man kann auch mal zu persönlich werden - alles menschlich. Doch gerade weil es menschlich ist, sollte man auch menschlich damit umgehen können. Es gibt so viele Möglichkeiten.
Vor allem aber sollte man das eigentliche Anliegen - GEDICHTE - zu schreiben immer im Vordergrund belassen. Das funktioniert bei so vielen hier ganz wunderbar.
Dort, wo es nicht funktioniert, darf man sich den Seelenfrieden nicht rauben lassen. Diese Stärke ist für die Dichtkunst sehr wichtig.

Sehr gut dargestellt. Bleibe Deiner "Kunstfertigkeit" treu, ich lese sie gern.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 07.09.2016, 20:48   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Dana!

Interessanterweise wurde mir oft vorgeworfen, keine Kritik zu ertragen, weil ich selten mit Vorschlägen anderer zu meinen Arbeiten übereinstimme. Das stimmt zwar, aber aus anderen Gründen als von jenen gedacht: Wenn ein Vorschlag mir wirklich klanglich wie inhaltlich besser erscheint als meine eigene Version, bin ich - wie oftmals bewiesen - jederzeit und ohne Zögern bereit, dies anzuerkennen und anzunehmen! Es ist nur leider so, dass dies erheblich seltener vorkommt als die gegenteilige Möglichkeit. Genau das aber wird mir als Arroganz ausgelegt.

Auf der anderen Seite empfinden manche Dichter meine Vorschläge als vorsätzlich demütigend gemeint, als bewussten Versuch von mir, sie herabzusetzen oder zumindest mir gegenüber zu mindern. Sie begreifen nicht - oder wollen es nicht verstehen - dass es mir immer nur um die Gedichte selbst geht, um die Dichtkunst an sich. Natürlich mache ich diese Vorschläge auf der Basis meines persönichen lyrischen Geschmacks, keine Frage. Auch das wird von manchen negativ konnotiert - es sei mein Versuch, ihnen meine eigene lyrische Weltsicht, den eigenen Geschmack aufzuzwingen, weil ich ihr Verständnis "künstlerischer Freiheit" in meinen engen Grenzen nicht verstünde.
Egal, wie eng diese Grenzen nun wirklich sein mögen - ich erkenne eindeutige Sprach- oder Grammatikfehler, wenn ich sie lese, und wenn jemand sich stur weigert, sie zu korrigieren und sich stattdessen lieber auf sein Recht auf persönliche Sprachentfaltung beruft und ebenjene künstlerische Freiheit geltend macht, nur um sich keine intellektuelle Blöße geben zu müssen, dann werde ich diese Ausflucht auch deutlich klar machen. Auch das macht keine Freunde.

Zum Glück stolpere ich nur alle paar Jahre im Schnitt über so einen User, aber in letzter Zeit traten derartig unzugängliche und uneinsichtige Streithansel gehäuft auf. Dieses Gedicht oben reagiert ganz allgemein auf diese Kumulation.
Und nebenbei gibt es immer noch ein paar ganz besonders Rachsüchtige, die mich aus sicherer Entfernung nach wie vor zu diskreditieren versuchen. Nun, natürlich ficht mich das nicht an, denn wer einseitig derartigen Anwürfen unreflektiert und ohne die andere Seite zu kennen oder gehört zu haben Glauben schenkt, will sich entweder bei diesen Verbitterten einschleimen oder ist eher einfältig und leicht manipulierbar. Also ohnehin niemand, den ich gern kennenlernen möchte.
Aber ich wollte mal ganz allgemein klar machen, worum es mir geht. Natürlich kann man das ebenso glauben - oder auch nicht - wie die Gegendarstellung, die jene unflätigen Spötter bis heute in die Welt werfen. Ändern wird es also ohnehin nichts. Aber offenbar wollte etwas in mir dieses Statement setzen - und fühlt sich nun wohler.

Ich bin sicher schwierig in meiner leicht soziopathischen Art. Ich bin ehrlich, sage klar, was für mich Sache ist, schmeichle nicht und - ganz entgegen meinem Talent dafür - manipuliere andere nicht, mich so zu sehen, wie ich gesehen zu werden wünsche. Ich habe irgendwann gelernt, das ich als Mensch für das gemocht werden will, was ich bin, und nicht für das, was ich der Welt vormachen kann, indem ich mit Gefühlen und sozialen Mechanismen anderer spiele. Also bin ich, was ich bin - und wenn keiner mich so mag, soll es auch okay sein.
Die Oberschlauen könnten hier nun antworten, dass dieser ganze Artikel doch ein perfektes Beispiel geschickter unterschwelliger Manipulation sei - womit wir wieder bei der Glaubensfrage wären ...
Es ist schön zu lesen, dass du mir glaubst, und das wirkt schon viel!

Dennoch sei meine obige Einsicht wiederholt: Das Gedicht wird nichts ändern. Alles bleibt Auslegungssache. Keiner von denen, die mich hassen und verachten, wird darob seine Ansicht ändern. Aber es hat mir gut getan. Den kleinen Egoismus gönne ich mir ...

Vielen Dank für deine moralische Schützenhilfe!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

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Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (09.09.2019 um 22:40 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.09.2016, 21:45   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

ich weiß genau, was Du meinst.
Nichts ändert sich grundlegend, nur weil ich (andere) es will (wollen).
Über diese "Ausweglosigkeit" kann man nur lernen, zu sich selbst zu stehen.
Mir ist jemand, der sich erklärt immer tausend Mal lieber als jemand, der mich zu jemand erklärt.
Wir leben lyrisch in einer Phase, wo man zum Fossil erklärt wird, wann man auf Grammatik hinweist - das ist schon "Freiheitsberaubung". Ich bin überzeugt, dass man sich von dieser Freiheit (vorab in Schulen) einmal abwendet, wie von antiautoritärer Erziehung.
Ich weiß und kann es nur bestätigen, dass Du selbsreflektiert zugibst, kein Schmeichler, kein Romantiker zu sein. Prima, dann kann ich doch erst recht eine nüchterne Kritik als wohlwollend verstehen, oder?
Und natürlich schlagen wir nur vor, was unserem eigenen Empfinden für Sprachklang und Lyrik entspricht.
Du bekommst es seltener zu hören, weil Deine Gedichte dieses Empfinden erfüllen. Daraus aber einen Umkehrschluss zu machen, Du würdest bei anderen manipulieren, obwohl man bei Dir "wohlgesonnen" reagiert, ist billige Abrechnung.
Damit will ich nicht über einen konstruktiven "Streit" werten. Gekonnt ausgeführt wird er zu einer Bereicherung für Streiter und Leser.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Also bin ich, was ich bin - und wenn keiner mich so mag, soll es auch okay sein.
die Oberschlauen könnten hier nun antworten, dass dieser ganze Artikel doch ein perfektes Beispiel geschickter unterschwelliger Manipulation sei - womit wir wieder bei der Glaubensfrage wären ...
Es ist schön zu lesen, dass du mir glaubst, und das wirkt schon viel!
Es ist nicht ein perfektes Beispiel geschickter Manipulation. Es wird immer diese "geschickten Oberschlauen" geben, die einen Grund haben, das Ihre auf diese Weise zu manipulieren.

Liebe Grüße
Dana
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Alt 07.09.2016, 21:57   #5
Erich Kykal
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Hi Dana!

Danke für dein wohlwollendes Statement! Ich schließe mich deinen Argumenten vollinhaltlich an!

Dieses Gedicht oben ist nicht eben eine meiner lyrischen Großtaten, aber es wurde rasch geschrieben und es sollte primär um die Aussage gehen, nicht um lyrische Eleganz.
Schön, dass es dennoch gut lesbar ist, wie du sagst.

LG, eKy
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.09.2016, 10:08   #6
juli
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Standard Lieber Erich :)

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
So manches wurde über mich geschrieben,
und mancher hat auch gründlich missverstanden,
was mich beseelte in den Dichterlanden,
und hat mein stilles Wirken hintertrieben.

Ich sei von Stolz beseelt, von hohen Brauen
der Hoffart nur getrieben, wenn ich andern
die Zeilen kommentiere – unterwandern
wollt ich der Konkurrenten Selbstvertrauen!

Ich wollte nur mich dieserart erhöhen,
indem ich so erniedrige mit Worten,
dass jene armen Seelen bleich verdorrten,
die mich nicht als den Allerbesten sähen.

Was immer jene glauben, sei das ihre,
es trifft mich kaum, da ich mein Wohl und Werde
und Selbsterkennen hier auf dieser Erde
nicht über andrer Meinung definiere.

Ich weiß für mich, was immer ich hier tue,
es gilt dem schönen Wortgeflecht alleine!
Was mancher noch empfindet, sei das seine,
und es bewegt mich nicht in meiner Ruhe.

Seid nur gewiss, die ihr um Wortes willen
euch einzig umtut, um sie wohl zu formen:
Ich denke nicht in sozialen Normen -
allein Gedichte können mich erfüllen!

So will ich einzig diese besser machen,
wenn ich sie höflich nüchtern kommentiere,
doch das geht scheinbar manchen an die Niere,
die ängstlich ihren Dichterruf bewachen.

Gar rasch sind ihre Geister in Erregung
und werden müde nicht, zu unterstellen,
ich wollte nur mich selber so erhellen,
und setzen alle Kräfte in Bewegung,

ihr grelles Lied der Rache zu verbreiten.
Als wüchsen ihre Seelen so zu Riesen
in ihren selbst geschaffenen Verliesen,
versuchen sie verbohrt, mit mir zu streiten.

So glaubt, ihr Spötter, was ihr auch zu glauben
zurecht euch legtet, um euch selbst zu stützen -
es wird der Poesie und euch nicht nützen,
und nimmer mir den Seelenfrieden rauben.
Du bist halt wie du bist

Bei dir gilt das Wort an erster Stelle, und du änderst so wenig, weil du von deinen Worten überzeugt bist. Das ist was Gutes, denn deine Gedichte sind herausragend!

Ohne deine Hilfe und deine Adleraugen, wäre ich nicht voran gekommen. Ich rede von mir und sag das auch. Vielleicht gehts anderen ja auch so

Liebe Grüße sy
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Alt 08.09.2016, 10:24   #7
Erich Kykal
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Hi Sy!

Hab Dank für deine lieben Worte. Genau das ist auch meine Intention als Lehrer, obwohl ich mich hier in den Foren nie als solcher aufspielen würde. Aber zuweilen mag es geschehen, dass mir ein Oberlehrer entwischt - Macht der Gewohnheit! Das ist dann aber keine Dünkelhaftigkeit meinerseits.

Unelastisch werde ich nicht mal, wenn mich jemand beleidigt, aber wenn jemand eindeutig die Sprache fehlerhaft anwendet und dies dann auch noch strikt leugnet und ignoriert - DANN laufe ich heiß! Was eigentlich beweist, dass es mir wirklich nur um die Dichtkunst und die deutsche Sprache geht.

LG, eKy
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.09.2016, 15:13   #8
Erich Kykal
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Hi Wozi!

Ich habe dich nie mit Nazis "verglichen" - ich habe nur geschrieben, das ich von diesem Germanengedöns unangenehm berührt sei und dass es wie eine AfD- oder NPD-nahe Lyrik "auf mich wirkt".
Das ist ein Unterschied. Zudem gewann ich den Eindruck, dass du meine Vorschläge oder Kritikpunkte zunehmend eher als persönlichen Angriff wahrnahmst denn als schlichten Versuch, dir Alternativen aufzuzeigen, deren Wahl dir natürlich immer frei stand.

Was anderes: Bezüglich des Fadens "Triebtäter" habe ich wohl deinen ersten Kommi falsch interpretiert, denn mein Sonett war aus der Täterperspektive geschrieben, und dein Kommi begann mit der Formulierung "Alle reden immer nur über die Täter ..." und dann folgte dein Erwähnen des weißen Rings usw.

Für mich sah das wie eine moralische Zurechtweisung aus, nicht wie eine Unterstützung meiner Herangehensweise an das Thema - so als wäre mein Text oberflächlich und unethisch, schon weil er nicht aus der Opferperspektive geschrieben sei.

Für den Fall, dass du diesen Kommi gar nicht giftelnd gemeint hattest, entschuldige ich mich hiermit öffentlich für meine pikierte Reaktion - ich hätte ja zuerst mal höflich nachfragen können, wie das gemeint war. In jenem Augenblick war ich mir aber ziemlich sicher, dass das eine Retourkutsche deinerseits wäre dafür, dass ich dir unverblümt gesagt hatte, was ich von deinen Ansätzen von Deutschtümelei in manchen deiner doch schon recht verbitterten "Mahnungen wider den Islam und Überfremdung" hielt. Auch für diese voreilige Unterstellung entschuldige ich mich.
Deine nachfolgende Reaktion war allerdings heftiger als von mir erwartet, und gewisse Infos darin bestärkten mich in der Annahme, dass es bei dir davor schon einen angestauten Groll gegeben haben muss.

Was hältst du davon, wenn wir Falderwald bitten, den Triebtäter-Faden ganz zu löschen? Ich stelle das Sonett dann nochmal neu ein. Dir steht natürlich frei, ob du es nochmals kommentierst.
Aber ich denke, wir haben uns dort beide nicht mit Ruhm bekleckert. So bekommt das Sonett wenigstens eine neue Chance, denn dort im jetzigen Faden scheint sich nach unserem Zusammenprall niemand mehr dranzuwagen.

LG, eKy


PS: Das obige Gedicht bezog sich gar nicht auf dich, du hast ja nicht nachgetreten und bist auch nie ordinär oder spöttisch geworden. Das Gedicht sollte eher allgemein meinen Standpunkt in den Foren klären für jene, denen ich es in den letzten Jahren so gar nicht recht machen konnte sowie jene, die unreflektiert auf deren ätzendes Gezeter hören.
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Alt 08.09.2016, 20:40   #9
Erich Kykal
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Hi Wozi!

Ich widerspreche dir ja gar nicht bezüglich deiner Ansichten im letzten Absatz!

Was mich störte, war deine Tendenz an manchen Textstellen, zu pauschalisieren und ALLE Muslime, auch die Flüchtlinge, unter Generalverdacht zu stellen mit gewissen Passagen deiner Texte.
Verallgemeinerung - in meinen Augen eine der schlimmsten und folgenreichsten Kardinalfehlprogrammierungen im menschlichen Charakter, dessen historische wie aktuelle Auswirkungen Abermillionen sinnloser Tode verursachen, damals wie heute!

Es soll nur die wahren Täter treffen, die wahnsinnigen Mörder und Machtgeilen, die derart Fanatischen, dass sie längst jedes vernünftige Maß und Ziel aus den Augen verloren haben - und manche deiner Textpassagen ließen mich vermuten, dass du selbst bereits auf einem solchen fanatischen Wege sein könntest, dass du nicht mehr unterscheiden könntest oder wolltest zwischen Tätern und Opfern, die es auf islamischer Seite genauso gibt wie auf unserer. Auf einem Weg, der überhaupt "Seiten" braucht, von denen eine immer weiß, die andere immer schwarz sein muss ... du verstehst, was ich meine.

Ein Verdacht, bestärkt durch die Art mancher Formulierungen und Pauschalisierungen in deinen islamfeindlichen Werken.
Ich unterstellte dir aber nie eine solche bewusste Absicht, derlei Prozesse der inneren Radikalisierung verlaufen meist schleichend, und irgendwann wird die "einfache Lösung" zur "Endlösung", ehe man es vielleicht selber merkt ...
Einfache Lösungen hat es nie gegeben - nicht ohne grobes Unrecht, Gewalt und Mord!

Ich habe es dir öfter in Kommentaren zu erklären versucht, wie man m.E. Menschen erreicht, ohne bei weniger reflektiven Lesern neuen Hass auf ALLES Fremde und Andere zu schüren. Ohne zu verallgemeinern, was immer gefährlich und immer falsch ist.
Nichts anderes lag mir am Herzen.

Ich will jetzt keine neue Diskussion vom Zaun brechen - wahrscheinlich haben wir beide überreagiert, und jede weitere Erbsenzählerei wäre kleinlich. Belassen wir es dabei.

LG, eKy
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Alt 09.09.2016, 09:09   #10
Erich Kykal
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Hi Wozi!

Ich habe dir in irgendeinem Kommi schon einmal geraten, was du tun kannst, um zu warnen und dennoch nicht zu verallgemeinern: Zäum das Pferd von der anderen Seite auf! Schaffe Identifikationsfiguren, die unter dem von dir anzuprangernden Unrecht furchtbar zu leiden haben.
Wenn du meine Gedichte wider den Fanatismus liest, wirst du feststellen, dass ich mich meist dieses Mittels bediene: zB "Ein Schicksal im IS" oder "Syrisches Kinderlied 2014".
So erreichst du den Leser nicht nur intellektuell, sondern zudem noch emotional, denn so sind Menschen nun mal gestrickt! Jeder leidet mit den bedauernswerten Protagonisten, und du musst nicht verallgemeinern. Es gibt eindeutig definierte Tätergruppen - oder gar keine Täter, nur das Unrecht an sich wird durch das Schicksal der Identifikationsfigur deutlich.
Niemand muss im Text sagen: Das waren die oder die - und zwar durch die Bank alle und wie sie sind!

Es ist immer problematisch, in Texten wertend zu werden. Der bildungsferne Leser übernimmt oft unreflektiert für ihn passende Gemeinplätze, der intelligente Leser fühlt sich entmündigt und manipuliert.
Die Wertung sollte man immer dem Leser überlassen, so sehr man auch direkt mahnen und auf jemanden zeigen möchte.
Es genügt meist, etwas mit feiner Klinge anzudeuten, als mit dem Vorschlaghammer demagogischer Überzeugtheit wider erklärte Feindbilder zu wettern. Ein schöner Spruch bringt es auf den Punkt:

Es gilt, die Meinungen der Menschen zu respektieren, dann werden sie der Meinung anderer zuhören. Sie belehren zu wollen, ihnen das knatternde Banner der Wahrhaftigkeit um die Ohren zu dreschen wie einen nassen Ausreibfetzen, wird sie abschrecken - alle außer jenen, die ohnehin genau das hören wollten, was auf dem Banner geschrieben steht.

LG, eKy
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