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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 23.12.2013, 20:29   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Standard Nachruf!



Nachruf!


Du warst so kalt, mein Schatz, in deinem Herzen
befand sich ein gezahntes Schaltgetriebe,
ein kahler Hort für arme Eierdiebe
mit Hang zu einem Dasein voller Schmerzen.

Du warst so heiß, mein Schatz, die Peitschenhiebe
entfalteten sich scharf in deinen Scherzen,
verbrannten höllisch mir mit tausend Kerzen
das Wohlsein - und ich dachte, das sei Liebe!

Was einst mit Hexenkraft in dir erglühte,
mich hielt in wütenden Umklammerungen,
verzehrte heißkalt deines Eises Güte.

Dein Glanz ist mit der Jahre Zahl verklungen,
nun dorrst du nur noch als verwelkte Blüte
aus fernen Zeiten in Erinnerungen.


Falderwald
. .. .

__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)




Geändert von Falderwald (27.12.2013 um 20:47 Uhr) Grund: Auf Vorschlag von Erich geändert
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Alt 23.12.2013, 20:53   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Faldi!

Brrr - da wird einem kalt beim Lesen! Ja, solche heißkalten Frauen gibt es wohl...

S1Z3 - hier klänge mir statt des "und" im Einstieg ein "ein" besser, natürlich mit Komma zuvor nach "Schaltgetriebe".

Für Z3 des ersten Terzetts hätte ich auch einen Vorschlag: "verzehrte heißkalt deines Eises Güte." - Da hättest du heiß und kalt aus den beiden Quartetten sozusagen direkt vereint.
Ich denke mal, mit "Güte" ist hier Qualität gemeint und nicht Herzenswärme - etwas missverständlich, dieser Terminus.

Am besten gefallen mir 2. Quartett und 2. Terzett. Das Sonett ist aber insgesamt sehr gut geschrieben und wonniglich zu lesen - was ich auch getan habe!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 27.12.2013, 20:46   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

solche Frauen soll es tatsächlich geben, habe ich mir sagen lassen...

Gut für denjenigen, der sie hinter sich gelassen hat.

Beide Vorschläge sind akzeptiert, vor allem der zweite, weil ich mit dieser Zeile selbst nicht ganz zufrieden war, mir aber keine Lösung einfallen wollte.
Auch die Idee mit "heißkalt" ist gut und erzielt den beschriebenen Effekt.
Vielen Dank für die Anregungen.

Man kann die "Güte" so interpretieren, obwohl der Begriff "Güte" an sich ja schon ein qualitativ relativer Begriff ist.

Ich freue mich über dein "wonnigliches Lesen" und schließe aus dem Hinweis auf das zweite Quartett, dass dir die dort beschriebenen S/M-Praktiken besonders gut gefallen haben.


Vielen Dank für deine Gedanken und die Vorschläge...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 27.12.2013, 21:50   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Faldi!

Wie du weißt, geht es mir einzig und allein um die Güte der Wortwahl, den Sprachklang und die Textmelodie, die Originalität der Reime - kurz, die lyrische Qualität an und für sich.

S/M - also wirklich!!!! Wofür hältst du mich!?

Lautere Grüße, eKy
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Alt 28.05.2014, 08:04   #5
Narvik
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Hallo Falderwald,

auch so kann die Liebe sein bzw. enden. Ein solcher Nachruf enthält auch eine gewisse Bitternis, obwohl die Erleichterung, diese Zeiten überstanden zu haben, in diesem Sonett eindeutig überwiegen.
Das ist m.M.n. anschaulich beschrieben, auch wenn der Inhalt eigentlich sehr schwermütig ist, aber eine gewisse Leidenschaft ist zwischen den Zeilen auch zu spüren.
Es ist gut, wenn sich ein solchermaßen Betroffener aus so einer Beziehung lösen kann. Es gibt ja immer zwei, die verantwortlich sind. Einer der agiert und ein anderer, der reagiert. Zuviel sollte man sich nicht gefallen lassen.
Wie schon gesagt, auch so kann ein Liebe sein und ihr Vergehen ist die logische Konsequenz daraus.

Herzliche Inselgrüße

Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
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Alt 30.05.2014, 17:00   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Narvik,

wahrscheinlich muss eine solche Liebe so enden, es sei denn, einer von beiden lässt sich wirklich gerne auf Dauer quälen.

Wahrscheinlich war die Leidenschaft das einzige, was diese Beziehung noch zusammen gehalten hat, wer weiß? Aber als Grundlage für eine solide Partnerschaft wird da wohl nicht reichen können, wie man hier sehen konnte.

Aber es stimmt schon, dazu gehören immer zwei. Einer der es macht und einer der es mitmacht. Wenn das nicht mehr funktioniert: Exitus!


Vielen Dank für deinen Kommentar...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 30.05.2014, 21:44   #7
Dana
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Lieber Faldi,

Liebesgedichte umfassen so viel:
Erfüllung, Träume, Hoffnung, Glück, Trauer, tiefsten Schmerz, Philosophie, Abgründe und unendliche gelebte Episoden aus dem Alltag.
Gerade die letztgenannten, wo man noch "krampfhaft" an Liebe glauben wollte, weil man nicht merkte, dass es keine wahr, lassen solche Sonette entstehen. Sie werden jeden "Überlebenden" trösten: Man hat nichts verloren, sondern ist um Erkenntnisse reicher geworden.

Ein "Liebessonett" bleibt es dennoch. Zwei Menschen trennten sich. Der eine verarbeitet und lernt, der andere macht den Nächsten um Erfahrungen reicher. (Bis die Opfer alle sind.)

Ein liebreizender Nachruf .

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 31.05.2014, 23:06   #8
Falderwald
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Liebe Dana,

man kann es so sehen und man kann es so sehen, du hast die Wahl.

Aber ich stimme dir zu, das ist ein Liebessonett. Und wenn es nur die Liebe zu sich selbst beschreibt, denn wenn eine solche Liebe vorbei ist, dann ist es für den Überliebenden eine Erleichterung und er kann wieder ganz er selbst sein.

Die Opfer werden dem anderen Part ganz bestimmt bald ausgehen, denn die Attribute, die diesem noch bleiben, verblassen mit der Zeit auch und übrig bleibt nur noch das wahre Gesicht, nicht mehr die schöne Maske.

Aber dann ist es zu spät, denn dieser Nachruf ist endgültig. .. .


Vielen Dank für deinen verstehenden Kommentar...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 01.06.2014, 09:03   #9
a.c.larin
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Ein Blick zurück im Zorn?
Das Lyrich war liebestoll verklammert und musste sich unter Schmerzen lösen?
Ein Jammer.

Tatsache: Manchmal fällt einem da nix mehr Gutes ein zu der verflossenen Liebe.
(Wär aber durchaus mal interessant, auch die Gegenseite zu hören. )

Klar weiß man, dass dieser entttäuschende andere ganz bestimmt nie wieder Liebesglück haben wird im Leben!
Das weiß man schon aus reinem Selbstschutz.

Oft ists aber dann doch anders - und beim nächsten mal klappt es dann, da wie hier. Zu wünschen wäre es beiden.

Man kann ja nicht immer nur im Sumpf stecken - und Verzeihen ist auch eine Tugend, die zu üben wäre. Wut hält nämlich am Gegenstand der Wut weiter fest - nur Verzeihen schafft die Los-Lösung.
Das Lyrich ist noch ein Stück weit davon entfernt, denke ich.

Aber die Zeit heilt bekanntlich Wunden.
Nur, ob sie auch klüger macht, das bleibt fraglich.

Tolles Gedicht, trauriger Anlass.
lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 02.06.2014, 20:16   #10
Falderwald
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Servus larin,

ich mach das heute ausnahmsweise mal mit Zitaten. Du hast mir soviele Fragen und Vorlagen geliefert, da möchte ich schon im Einzelnen darauf eingehen.

Zitat:
Ein Blick zurück im Zorn?
Der Protagonist würde sagen, ganz im Gegenteil, voller Freude und Erleichterung.

Zitat:
Das Lyrich war liebestoll verklammert und musste sich unter Schmerzen lösen?
Der Protagonist war liebebedürftig vereinsamt und musste sich von den Schmerzen lösen.

Zitat:
Ein Jammer.
Ein Hochgefühl!

Zitat:
Tatsache: Manchmal fällt einem da nix mehr Gutes ein zu der verflossenen Liebe.
Doch, s.o., dass sie endlich vorbei ist.

Zitat:
(Wär aber durchaus mal interessant, auch die Gegenseite zu hören. )
(Das ist eine gute Idee. Top! Es wird einen Versuch andersherum geben. Vielleicht wird das ein schöner Anti-Text. Der Protagonist ist ja nicht unschuldig. )

Zitat:
Klar weiß man, dass dieser entttäuschende andere ganz bestimmt nie wieder Liebesglück haben wird im Leben!
Das weiß man schon aus reinem Selbstschutz.
Der Protagonist hofft aus reinem Selbstschutz, dass dieser enttäuschende Andere schnell wieder Liebesglück im Leben haben wird. Eigentlich ist er sich da ziemlich sicher.

Zitat:
Oft ists aber dann doch anders - und beim nächsten mal klappt es dann, da wie hier. Zu wünschen wäre es beiden.
Genau das ist das Ziel und zwar räumlich möglichst weit getrennt.

Zitat:
Man kann ja nicht immer nur im Sumpf stecken - und Verzeihen ist auch eine Tugend, die zu üben wäre.
Was gibt es da zu verzeihen? Der eine ist so, der andere so, es ist dumm gelaufen und die Sache abgeschlossen. Ein paar Schritte auf dem Lebensweg.

Zitat:
Wut hält nämlich am Gegenstand der Wut weiter fest - nur Verzeihen schafft die Los-Lösung.
Es gibt nichts zu verzeihen. Die miteinander verbrachte Zeit ist eine wichtige Erfahrung und Erinnerung, an der sich künftige Zeiten messen lassen.

Zitat:
Das Lyrich ist noch ein Stück weit davon entfernt, denke ich.
Ganz im Gegenteil verleiht der Protagonist doch hier seiner Freude über die Erleichterung Ausdruck, dass diese Lebensphase nun hinter ihm liegt.

Zitat:
Aber die Zeit heilt bekanntlich Wunden.
Die Wunden waren in dem Moment verheilt, als eine Entscheidung gefallen war.

Zitat:
Nur, ob sie auch klüger macht, das bleibt fraglich.
Wenn der enttäuschende Andere auch seine Lehren daraus gezogen hat, dann kann daraus ein Schuh werden. Der Protagonist weiß, was er hat.

Zitat:
Tolles Gedicht, trauriger Anlass.
Vielen Dank für das Lob und deinen ausführlichen Kommentar, der mir viel Freude bereitet hat, aber die Ausgangslage war eigentlich ein freudiger und glücklicher Rückblick auf die vergangenen Zeiten...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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