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Alt 20.12.2016, 22:34   #1
Thomas
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Standard Weihnachtsmarkt

Weihnachtsmarkt

Du hast gesagt, man soll vergeben,
sogar den Feinden, meintest du,
doch oft ist das Vergeben eben
nicht leicht und es gehört dazu
mehr Liebe als im kleinen Leben
des Menschen scheinbar möglich ist.
Ach, hilft mich drüber zu erheben
und dir zu glauben, Jesu Christ
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

Geändert von Thomas (21.12.2016 um 07:39 Uhr)
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Alt 22.12.2016, 16:09   #2
Wodziwob
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Hi Tommy,

Frau Merkel ist stolz, weil das Volk so besonnen reagiert hat. Schön für sie.

Wo Feuer ist, ist auch Rauch, doch dem Rauchmelder dafür die Schuld zu geben, dass er die akute Brandgefahr unüberhörbar gemeldet hat, bedarf schon einer etwas eigenwilligen Art von Logik. Oder den Wetterhahn als roten zu ächten, weil sein Schnabel ihn Richtung Gewitterfront weist und der Blitz einschlagen könnte, oder den Feuerwehrmann der Brandstiftung zu bezichtigen, weil er die eklatanten Mängel im Brandschutz gemeldet hat.

Was sagt der Herr Jesu Christ eigentlich dazu?

Nur so eine theologische Frage... ich versteh es einfach nicht.
Wodziwob

Geändert von Wodziwob (22.12.2016 um 16:35 Uhr)
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Alt 23.12.2016, 12:49   #3
Angelika
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Lieber Thomas, der Titel scheint mir etwas abwegig, er hätte wohl mehr auf das Attentat bezogen sein müssen. Es ist eine Ansprache an die Kanzlerin, du zweifelst darauf ihre christlich verbrämte Reaktion auf das Attentat an. Dass hinter ihrem Wortschwall aber nur das Bemühen steht, die Leute zu beruhigen, damit sie nicht den Schwarzen Peter kriegt, was ja die AfD direkt feiert, das erwähnst du nicht.

Wie sind die letzten beiden Zeilen gemeint? Ich finde sie etwas unverständlich formuliert.

Das "scheinbar" in der 3. Zeile von unten müsste meiner Ansicht nach "anscheinend" heißen. Denn "scheinbar" bedeutet ja, die Liebe des kleinen Christenmenschen (!) reicht nur scheinbar aus, um zu vergeben. Während "anscheinend" auf Merkels Worte anspielt, die ja Vergebung verlangt von ihm, aber er kann nicht vergeben, unter keinen Umständen, es hat nur für sie den Anschein, sie überschätzt ihre Christen.

Wobei ich der Ansicht bin, ein Gedicht, das nur auf das Christliche der Worte der Politikerin Merkel anspielt, ist zu kurz gedacht. In erster Linie ist sie für uns Politikerin, Christin als Privatperson. Aber als solche hat sie sich ja nicht an die Öffentlichkeit gewendet. Du hättest also ihre Rede politisch abklopfen müssen, denke ich.

Angelika
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Alt 23.12.2016, 13:38   #4
Thomas
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Es ist einfach so gemeint, wie es da steht und hat ganz offensichtlich weder mit Frau Merkel noch mit theologischen Aussagen über Feuermelder zu tun.

Verwunderte Grüße
Thomas
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Alt 23.12.2016, 16:06   #5
Wodziwob
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Don't think twice, Thomas,

ist verjährt. Und was Dein Gedicht anbelangt... hat sich ebenso erledigt. Heilig Abend kann kommen.

In diesem Sinne
Wodziwob
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Alt 24.12.2016, 12:38   #6
Falderwald
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Moin Thomas,

ich denke, bei dem vorliegenden Text handelt es sich um ein (Stoß)Gebet, welches an Jesus Cristus gerichtet ist. Nichts weiter und kurz und bündig im Angesicht des schrecklichen Ereignisses von vor ein paar Tagen auf dem Berliner Weihnachtsmarkt.

Da gibt es auch nicht viel hinein zu interpretieren oder zu deuten.

Hier wurde die Frage aufgeworfen, was Jesus Christus dazu gesagt hätte.

Ich bin zwar Atheist, möchte jedoch an dieser Stelle auf die Bergpredigt und die Feldrede verweisen, in der von der Feindesliebe die Rede ist, die durch den Verzicht von Rache und Gewalt Feindschaft und Hass zu überwinden sucht.

Auch als Nichtgläubiger kann ich diese Moralphilosophie unterschreiben, zumal sie sich nicht nur im Christentum, sondern auch im Buddhismus, Hinduismus und Judentum findet.

An dieser Stelle sollte selbstverständlich auch Immanuel Kants Kategorischer Imperativ Erwähnung finden:

Zitat:
„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Zitat:
Alles hängt hier vom guten Willen des Einzelnen ab.

Kant fragte an anderer Stelle: „Wie kann man aber lieben, wenn der andere nicht liebenswürdig ist?“ Er antwortete: Man könne dem „Lasterhaften“, der keinen guten Willen besitze und sich keinem Sittengesetz verpflichtet fühle, „nicht alle Achtung versagen, die ihm wenigstens in der Qualität eines Menschen nicht entzogen werden kann; ob er zwar durch seine That sich derselben unwürdig macht.“ Als pflichtgemäße Haltung gegenüber dem „Bösewicht“ empfahl Kant, „zwischen dem Menschen und seiner Menschheit“ zu unterscheiden. Liebe sei hier „keine Neigung, sondern ein Wunsch, damit der andere des Wohlgefallens würdig wäre. Wir sollen geneigt sein zu wünschen, den anderen der Liebe würdig zu finden.“
Obwohl es nach den jüngsten Ereignissen schwerfällt, wünsche ich trotzdem ein besinnliches Weihnachtsfest, auch wenn die Trauer um die Opfer dieses Jahr das Fest überlagert.

Aber wie sagte Kant dazu:

Zitat:
Alles hängt hier vom guten Willen des Einzelnen ab.
In diesem Sinne:


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


PS:

Ach, hilf, mich drüber zu erheben (Komma nach hilf und "t" entfernen)
und dir zu glauben, Jesu Christ.



__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 24.12.2016, 12:49   #7
Wodziwob
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Hallo Thomas,

Heilig Abend darf schon mal eine Erklärung meines ersten Kommentars wert sein...

Auch wenn die eine ein schlechter Ratgeber ist und der andere zu den Todsünden gezählt wird: Weder Angst noch Zorn sind böse. Beide können aber jederzeit zu Ungeheuern werden, wenn sie nicht rechtzeitig wenigstens ihren verbalen Ausdruck finden. Wenn ich also sage: Ein Pogrom droht!, und wenn ich dazu noch die Gründe dafür benenne, rufe ich deshalb noch lange zu keinem auf. Im Gegenteil, die Beschreibung von real existierender Stimmung dient mir als legitimes Instrument und probates Mittel der Deeskalation. Im Ausnahmezustand emotionaler Aufwallung nun sind Fehlinterpretationen möglich, die zu Überreaktionen führen. Kann vorkommen, ist kein Thema für mich. Klar bin ich Anfangs vor den Kopf gestoßen und eine Weile verschnupft darüber, das geht aber schnell vorbei.

Wenn ich nämlich wirklich Stimmung machen wollte gegen Muslime und Hass schüren gegen Asylanten...

würde ich ausdauernde Propaganda betreiben für die Verbreitung der islamischen Weltreligion im eigenen Land und auf die Religionsfreiheit pochen dabei, seinen Religionsterror in den von ihm beherrschten Ländern und Staaten entsprechend verharmlosen und relativieren, die strikte Trennung von Islam und Islamismus zum Dogma erklären und die gegenteiligen Beweise im Koran ignorieren oder einfach totschweigen, den erklärten Dschihad mit unermüdlicher Ignoranz als Terrorismus missdeuten und abschwächen, als Volkssprecher öffentlich verkünden, dass der Islam "zu Deutschland gehört", die mittelalterlichen Parallelgesellschaften im Lande als faszinierende Bereicherung kultureller Vielfalt proklamieren und bejubeln, Stadt und Land mit Moscheen überziehen, in den Schulen die Kreuze verbieten und islamischen Religionsunterricht einführen, als Parteivorsitzende(r) an islamischen Hochfesten teilnehmen, die muslimischen Frauen für ihr vermummtes Haupthaar bewundern als selbstbewusste Bekennerinnen ihrer toleranzfreien Religion und dieses ihr Recht per Gerichtsurteil durchsetzen, den Antrag auf ein Verbot der Burka abschmettern, das Schächtungsverbot aufheben, die terroristische Vereinigung der Salafisten schalten und walten lassen unter dem Vorwand der "Meinungs"freiheit, über fünfhundert Gefährder frei herumlaufen lassen und die nötige Gesetzesnovelle für ihre Abschiebehaft samt baldmöglichster Abschiebung blockieren, die Islamkritiker als Populisten diffamieren und als ultrarechte Hetzer, die bekennenden Islamgegner zu schwachsinnigen Feinden der freiheitlich pluralistischen Demokratie erklären, das Land ohne Rücksprache mit den übrigen EU Staaten mit Flüchtlingen überfluten bis weit über die Grenzen der Belastbarkeit hinaus und unter massiver Gefährdung der inneren Sicherheit, mit einem fundamentalistisch islamischen Diktator einen dreckigen Pakt schließen, seine faschistischen Anhänger im Lande gegen seine Gegner wüten lassen nach Belieben, die überforderten Polizeikräfte auf ein ohnmächtiges Minimum zusammenstreichen und mittels direkt entgegenwirkender Rechtsprechung zur lächerlich peinlichen Ohnmacht verurteilen usw. usf. etc. pp. ...

mich zurücklehnen und in aller Ruhe auf den nächsten islamistischen Terroranschlag warten.

Das Pogrom wäre so sicher wie das Amen in der Kirche.

Fröhliche Weihnacht überall! Meines Wissens war Jesus ziemlich unerbittlich mit seinem Urteil über die von Obrigkeiten betriebene Heuchelei.

Versöhnliche Grüße
Wodziwob

Geändert von Wodziwob (24.12.2016 um 15:43 Uhr) Grund: Korrektur
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Alt 25.12.2016, 09:05   #8
Thomas
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Lieber Falderwald,

vielen Dank für deine exakten und guten Kommentar, der mich sehr freut, weil er mir versichert, dass ich mich nicht völlig unverständlich ausgedrückt habe. Die ergänzenden Zitat von Kant sind sehr treffend gewählt und belegen den universellen Zusammenhang der Aussage.

Liebe Grüße
Thomas


Lieber Wodziwob,

danke auf dir und sende

versöhnliche und Weihnachtliche Grüße
Thomas
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