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Alt 19.08.2014, 19:31   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard Das Lyrische Ich




Das Lyrische Ich


Wenn ich das Ich mir als Erzählstil wähle,
dann bin nicht ich das, sondern meine Rolle,
es ist vom Ich nur eine Parallele,
denn mir obliegt darüber die Kontrolle.

Der Wortekünstler in mir ist der Dichter,
ich bin mit diesem Ich nicht zu vernetzen,
du, Leser, bist auch nicht der Verse Richter,
du hast kein Recht, mich damit gleichzusetzen.

Denn des Poeten Fantasiefiguren,
die mit dem Ich durch seine Verse quillen,
sind seine individuellen Huren,
und stehen stets bereit zu seinem Willen.

Aus jeder Perspektive wird geschrieben,
doch heute bin ich mal beim Ich geblieben.


Falderwald
. .. .


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.08.2014, 21:37   #2
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard

Hi Faldi,

siehst Du, wie mir das Herz aufgeht? Inhaltlich wie formal kann ich gar nicht anders, als jeden einzelnen Vers rhythmisch kopfnickend zu bejahen. Die Huren sind so originell, dafür muss ich noch eine rausrücken. Am besten, Du lässt mich jetzt einfach in dem Glauben:


Das hat der Schelm, gerissen und durchtrieben,
doch ganz bestimmt allein für mich geschrieben.


Sehr gerne gelesen! Immer noch am Nicken und mit lieben Grüßen

Claudi
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (20.08.2014 um 10:29 Uhr)
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Alt 19.08.2014, 21:49   #3
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Lieber Falderwald,

schön wenn es so einfach ist. Meine Huren sind mir leider meistens gar nicht zu Willen.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 20.08.2014, 10:17   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Faldi!


Nun auch du, nach Claudi und Chavali...
Hätte nicht gedacht, dass so ein kleines Detail wie ein LyrIch und dessen Auslegung zu so viel Echo im Versewald führen würde!
Mir ist es primär egal, ob mich meine Leser mit meinem LyrIch gleichsetzen, denn meist haben sie ja recht damit. Sollte ich mal nicht damit einverstanden sein, kann ich das ja zu Protokoll geben und richtigstellen! Kein Problem.

Dein Gedicht ist wortgewandt wie stets und bringt es solide auf den Standpunkt, den du einnimmst - und der ist ja auch in Ordnung.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 20.08.2014, 17:27   #5
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
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Moin Faldi,

wie immer exzellent verdichtet!

Dem Inhalt und der Aussage deines shakespearischen Sonetts kann ich in vollem Einverständnis zustimmen

Ich schrieb schon anderswo, dass ich es faszinierend finde, wie sich alle (mich eingeschlossen) über das LyrI echauffieren
Was für ein Thema! Herrlich!
Und dazu die unterschiedlichsten Ansichten, die in die unterschiedlichsten Texte verpackt werden!

Mit Freude gelesen!

Lieben Gruß,
Chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 21.08.2014, 13:04   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Hi Claudi,

da bekommt der Begriff "Nick" ja eine ganz neue Bedeutung.

Zitat:
Das hat der Schelm, gerissen und durchtrieben,
doch ganz bestimmt allein für mich geschrieben.
In diesem Glauben lasse ich dich gerne...

Allerdings gibt es da noch eine zweite Version für das abschließende Couplet:

Aus jeder Perspektive lässt sich lieben,
doch heute hab ich's mit mir selbst getrieben.

Aber so weit wollte ich dann doch nicht gehen.

Ich bedanke mich für deine Rückmeldung...


Moin Thomas,

das liegt an der Madonnenspiegelung. Da kann ich dir leider keinen Rat geben, damit habe ich nämlich keine Erfahrung.

Danke für die Rückmeldung...


Servus Erich,

ich weiß nicht, ob das "Lyrische Ich" nur ein kleines Detail ist. Es ist zumindest die Erzählperspektive und die halte ich schon für sehr wichtig.
In vielen meiner Texte verzichte ich gänzlich darauf, da stellt sich dann die Frage überhaupt nicht, aber da wo es vorkommt...

Ich weiß, dass viele deiner Texte autobiographisch zu lesen und zu verstehen sind. Das akzeptiere ich auch vorbehaltlos.

Nur muss ich darauf ja nicht eingehen. Das möchte ich auch gar nicht. Allerdings hat das weniger mit Höflichkeit oder der Furcht, den Autor u. U. zu verletzen, zu tun, sondern mehr damit, dass ich eigentlich bei einer Textbesprechung nicht auf den Autor und seine Persönlichkeit eingehen möchte, sondern mich mit dem Werk als solchen auseinandersetzen will.

Eine ähnliche Diskussion führten wir bereits und du kannst dir sicher sein, dass ich auch künftig beim "Protagonisten" deiner Texte bleiben werde.

Und so hat eben jeder Standpunkt seine individuelle Berechtigung...

Vielen Dank für deinen Kommi...


Hi Chavi,

ja, diese Diskussion wirkt sich anscheinend äußerst inspirierend aus und wie die Pilze schießen die entsprechenden Texte aus dem Boden.

Aber genau dafür sind ja auch die Foren da. Man kann sich austauschen, wie gegensätzlich oder unterschiedlich die Meinungen auch immer sein mögen.

Und wenn dann dabei auch noch ganz passable Texte herausspringen, dann ist das wie ein Feuer, das sich selbst unterhält.
Aber so ist eben das lyrische Feuer - es brennt mit einer ganz besonderen Flamme und du kannst vorher nie sagen, welche Farbe sie hat...

Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema...


Vielen Dank für eure Kommentare...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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