03.04.2009, 23:26 | #1 |
gesperrte Senorissima
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Hamlets Braut
Ihr Haupt, umrahmt von Trauerweidenzweigen,
noch frisch wie im sich-selber-töten-Gestern, wird bald zu süßgespürtem Schweigen für schlangengleiche Leichenschwestern. Die Lilien, fast noch jung in ihren Händen, quellen auf und werden wund. Dies weiß' Gewand wird Schwund im Wirbel und im tiefen Grund. Ratten nagen schon am zarten Fuß. Schleier ist flußab geschwommen. Hat letzte Träume mitgenommen. Mitsamt dem liebend leeren Gruß. Sein Blick wollt nicht zu ihr sich wenden. |
09.04.2009, 12:00 | #2 |
Gast
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Aloha cyparis,
was für ergreifende, tief traurige Verse über Hamlets Braut Ophelia, die dem Wahnsinn verfiel und sich das Leben nahm. In der Gruft teilt sie nun ihr Schweigen mit den "schlangengleichen Leichenschwestern". Du verwendest starke Worte, und es gelingt dir, eine düstere Amosphäre zu schaffen. Diese Zeilen finde ich recht gruselig: "Ratten nagen schon am zarten Fuß. Schleier ist flußab geschwommen." Schaudernd Seeräuber-Jenny |
12.04.2009, 09:37 | #3 |
gesperrte Senorissima
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Liebe jenny,
hab Dank, daß Du dies Gedicht gelesen hast, das mir sehr am Herzen liegt. Ich weiß, daß ich an Heym nie im Leben heranreichen werde, aber er hat mich doch inspiriert. Ich schreibe "lieblicher". Schaudernd? Ja - der Freitod Ophelias läßt auch mich immer wieder schaudern. Schönen Sonntag! Immer Deine cyparis |
21.10.2009, 13:40 | #4 | |
TENEBRAE
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Zitat:
Aus gegebenem Anlass habe ich dies - und gern - gelesen, ob des wie immer hohen Potentials in deinen Werken! Wieder konnte ich nicht widerstehen, mich daran zu versuchen, weil es mich sehr inspiriert hat. Ich hoffe, die Botschaft und deine Intention haben nicht gelitten. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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21.10.2009, 14:20 | #5 |
gesperrte Senorissima
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Lieber Erich Kykal,
ich danke Dir, daß Du aus dem gegebenen Anlaß mein Gedicht aus den Tiefen ermporgehoben hast. Alle Deine roten Anmerkungen haben ihre Berechtigung, sofern man Glattes mag. Genau d a s wollte ich nicht. Ausgewogenheit. Abgerundetsein. Paßt das zu Ophelia? Wie dem auch immer sein möge: Ein Kommentar von Dir adelt mein Gedicht. submissest - (nein!) Dankbar: cyparis |
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