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Alt 01.02.2013, 12:35   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Wann werden wir weiser?

Wir glauben zu wissen und wissen zu glauben,
und Heere von Lauschenden wie auch von Tauben,
sie wollen sich aller Erkenntnis berauben,
und schmecken nur Saures in süßesten Trauben.

Wir meinen zu lernen und lernen zu meinen,
und alle Gerechten gleichwie die Gemeinen,
sie wissen Bescheid, und man predigt den Seinen
die Wahrheiten, die unumstößlich erscheinen.

Wann lernen wir weiter, um weiter zu lernen?
Wann werden wir weiser? Es steht in den Sternen!
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (14.07.2019 um 18:28 Uhr)
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Alt 01.02.2013, 17:59   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

zuerst sei die durchgehende, gekonnte Wortspielerei gelobt: glauben zu wissen und wissen zu glauben, Lauschende und Taube, Gerechte und Gemeine usw.

Ob wir je weiser werden, weiß ich auch nicht. Die Sterne kümmern sich eh nicht darum oder sie wundern sich nur.

Es wird immer einzelne Weise geben, aber die legen sich mit den Gerechten und Gemeinen nicht mehr an - wozu?

Schöne Spielerei im abgebrochenen englischen Sonett.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 01.02.2013, 18:17   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Dana!

Vielen Dank für das Lob! Soso, "abgebrochenes englisches Sonett" - wusste ich gar nicht. Das Gedicht ergab sich irgendwie einfach so!

Es begann gestern vor dem Einschafen (eigentlich heute, es war 4h morgens...) mit dem ersten Satz von S1. Ich beschloß, mir diese interessante Zeile zu merken, da sowohl die erste Aussage wie auch ihre Spiegelung eine eigene Bedeutung hatten.

Heute vormittag erinnerte ich mich - was auch nicht immer der Fall ist - und schrieb das Gedicht.

LG, eKy
__________________
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Alt 02.02.2013, 07:08   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

ja, wann werden wir weiser?

Antwort: Wohl niemals.

Das gilt zumindest für die Allgemeinheit, denn Weisheit scheint mir immer nur individuell bedingt zu sein. Und das ist wohl etwas, was man nicht weitergeben kann.

Nun denn, auf jeden Fall ist dir hier eine interessante und gelungene Wortspielerei gelungen, deren Aussagen ich sehr wohl unterstreichen und nachvollziehen kann, vor allen Dingen auch deshalb, weil ich hier in einen Spiegel schaue und mich durchaus an der eigenen Nase fassen kann.

Es gibt kein allgemeingültiges Lebensrezept, kann es gar nicht geben, weil die Menschen individuell viel zu unterschiedlich sind, so daß ihre "Weisheiten" meist nur Allgemeinplätze bedienen können.
Jeder besitzt im Grunde genommen nur seine eigenen Erfahrungen. Diese können zwar u. U. für einen anderen manchmal hilfreich sein, doch niemals dessen eigene Erfahrungen ersetzen.

Kleines, aber feines Teilchen, daß mir gut gefallen hat.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 02.03.2014, 22:16   #5
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

vielen Dank für deine profunden Gedanken!

Mir ging es um Polaritäten: Wir glauben zu wissen und wissen zu glauben, wir meinen zu lernen und lernen zu meinen - das erklärt sich eigentlich selbst.
Objektivität ist immer eine Illusion! Aber um dies zu erkennen, bedarf es der Weisheit...

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Alt 20.05.2014, 07:50   #6
Narvik
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 21.03.2009
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
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Hallo Erich Kykal,

wir werden wohl erst dann weiser, wenn es bereits zu spät ist.
Weisheit ist sowieso eine auf Lebenserfahrung und Distanz gegenüber den Dingen beruhende, einsichtsvolle Klugheit, die individuell niemals erreicht werden kann, weil jeder seine eigene Weisheit aus der eigenen Weltanschauung ableitet und versteht.
In diesem Sinne gibt es also sogar mehrere Weisheiten.
Welche davon die richtige ist - wer weiß das schon zu sagen?

Herzliche Inselgrüße

Narvik
__________________
Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
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Alt 20.05.2014, 19:49   #7
Erich Kykal
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Hi, Narvik!

Danke für das Exhumieren dieser Archivleiche...

Die "Weisheit" ist an sich ein dehnbarer, höchst schwammiger Begriff: Wo fängt sie an, wo hört sie auf? Ob ein Handeln weise war, weiß man zumeist immer erst hinterher, und auf Individuen angewandt beschreibt der Terminus eher eine gewisse abgeklärte Grundhaltung denn einen tatsächlich objektiv einschätzbaren Zustand.
Aber als lyrische Floskel ist er universell einsetzbar - so auch hier!

LG, eKy
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