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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 08.09.2009, 21:42   #1
Seeräuber-Jenny
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kirche San Juan Chamula



Weiße Mauern, bunte Pforte,
einst erbaut für San Juan.
doch der Pilgerscharen Worte
gelten auch dem Kukulkan.

Drinnen brennen tausend Kerzen,
die den bösen Geist vertreiben.
Krücken und gebrochne Herzen
solln am Ende liegen bleiben.

San Juan trägt einen Spiegel,
der zeigt kummervolle Mienen.
Posh und Weihrauch aus dem Tiegel
sollen der Erleuchtung dienen.

Kiefernnadeln auf den Stufen,
auf Altären Gladiolen,
Während die Schamanen rufen,
hört man die Betrunknen johlen.

Sie begehen Rituale,
flehen zur Guadalupe,
bringen Opfer dar im Saale,
essen selbst nur Wassersuppe.

Beten, warten, Gott ergeben
und den Herrn im weißen Kragen.
Dieses armselige Leben
ist im Rausch nur zu ertragen.

Hühnerblut klebt an den Händen
und die Demut lähmt die Glieder.
Wird sich je das Schicksal wenden
beim Gesang der frommen Lieder?

Geändert von Seeräuber-Jenny (22.09.2009 um 23:35 Uhr)
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Alt 09.09.2009, 07:19   #2
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe Seeräuber-Jenny -

fatale Mischung: Christianisierter Urglaube, schamanisiertes Christentum.
Aber da muß man sich fragen: Ist diese Mischung nicht auch hilfreich?
Ich behaupte: NEIN.
Pfropfen hat sich bisher nur in den Baumschulen bewährt.
Ein bitteres Gedicht, das durch die kurzen Verse an Eindringlichkeit gewinnt.
Mit zwiespältigen Gefühlen gelesen

von
cyparis
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.09.2009, 17:46   #3
Seeräuber-Jenny
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Ahoi cyparis,

ich halte diese archaische Mischung für ebenfalls für wenig hilfreich. Die Menschen ergeben sich in ihr Schicksal und glauben, die Götter würden es schon richten.

Das Gebet mag ein wenig Kraft geben, um durchzuhalten. Doch es ändert nichts an den elenden Verhältnissen.

Die Menschen glauben, wenn sie den Göttern nicht opfern, würde es noch schlimmer kommen. Sie fürchten Krankheiten, Missernten und ähnliches.

Inzwischen wird die Autobahn mitten durch die Reste des Regenwaldes gebaut und die Indianer werden aus ihren Dörfern vertrieben. Man beraubt sie ihrer Bodenschätze, ihrer Nahrungsquellen, ihrer Heilpflanzen. Und die Opposition wird kaltlächelnd niedergemetzelt.

No basta rezar! - Beten allein genügt nicht!

Wir müssen uns zusammenschließen und gemeinsam gegen diese Missstände kämpfen. Nur dann wird sich etwas ändern.

***Links entfernt

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Geändert von Chavali (11.09.2009 um 09:46 Uhr) Grund: Links entfernt
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Alt 11.09.2009, 09:52   #4
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
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Liebe Jenny,

auch in diesem Gedicht gehst du auf die Missstände ein, die in dem schönen Land herrschen und das alles nur
wegen des Profites einiger weniger Menschen.
Das darf nicht sein und es ist gut, dass du darauf aufmerksam machst.

Dein Gedicht im Kreuzreim liest sich recht flüssig, an einigen Stellen könnte es ein wenig glatter sein.
Ich denke, nach einiger Zeit wirst du einen Weg finden, es zu überarbeiten.
Jetzt im Moment stehst du sicher noch ganz im Banne des Erlebten.
Es beginnt ganz harmlos mit der Beschreibung des Ortes und steigert sich dann in eine Anklage.

Deine Links musste ich leider entfernen, da sie in dieser Form hier nicht erlaubt sind.
Ich hoffe, du verstehst das.


Liebe Grüße,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2009, 17:19   #5
Seeräuber-Jenny
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Ahoi Chavali,

es gibt wahrlich viele Missstände in Mexiko. Die NAFTA hat den Indianern viele Nachteile gebracht. Sie schuften für Hungerlöhne als Tagelöhner oder auf den Märkten. Sogar viele Kinder müssen den ganzen Tag arbeiten statt zur Schule zu gehen. Gleichzeitig haben alle horrende Preissteigerungen hinzunehmen, z. B. beim Strom (sofern sie überhaupt Strom haben). Sie werden aus ihren Dörfern vertrieben, die Umwelt wird ausgebeutet und zerstört, und aktuell kommen noch Missernten und Flutkatastrophen aufgrund der Klimaerwärmung hinzu. Im Nachbarstaat Guatemala wurde bereits eine Hungersnot ausgerufen.

Die Indianer sind es gewöhnt, so ein schweres Leben ohne Murren zu ertragen. Jegliches Aufkeimen von Widerstand wurde und wird blutig niedergeschlagen. Die Opposition wird verhaftet, gefoltert oder einfach umgebracht. So haben rechte Milizen 1997 in dem Ort Acteal im Kampf gegen die Zapatisten 45 Frauen und Kinder getötet, die einen Gottesdienst besuchten und mit Politik gar nichts am Hut hatten. Die Täter sind seit kurzem auf freiem Fuß. Die Bluttat geschah mit Billigung der Regierung.

Trotzdem müssen die Indianer um ihr Recht kämpfen, und wir sollten ihnen helfen.

Dass die Links gelöscht sind, ist in Ordnung. Die Globalisierungsgegner und die Mexiko-Kundigen werden die interessierten Leser auch selbst im Google finden.

Ich weiß, dass ich an dem Gedicht noch feilen muss. Die Metrik ist nicht OK, was mir in dem Moment nicht wichtig war, und es ist auch noch Einiges nicht so klar ausgedrückt.

Liebe Grüße
Seeräuber-Jenny

PS: So, jetzt ist es überarbeitet!

Geändert von Seeräuber-Jenny (11.09.2009 um 18:40 Uhr)
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