29.05.2010, 16:20 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Ich weiss es nicht
Ich weiß es nicht. Ist Glaube ein Vergnügen? |
31.05.2010, 18:51 | #2 |
Slawische Seele
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Lieber Blaugold,
ich weiß es auch nicht - und, ich glaube es nicht. Es gibt "Zwischenzeiten" (z.B. Kindheit), in denen wir durch Erziehung, "Rituale" herangeführt werden und an das Hochheilige wie ein Kind glauben. Später, wenn wir beginnen zu hinterfragen, werden die Antworten immer "dünner", je tiefer wir eintauchen. Oder die Antworten tauchen in für uns unerreichbare Weiten, und dann sind wir so "klug" wie zuvor. Bezeichnend jedoch ist, dass jedes Volk, jeder Stamm sich "Heiligkeiten" geschaffen haben - warum? Brauchen Menschen jene für Ausweglosigkeiten? Jene, die es geschaffen haben und "machtvoll" erhalten wollen - für wen? Wirklich für die Gläubigen oder brauchen sie die Gläubigen für sich, für ihre Institution? Du siehst, dein Sonett wirft weitere Fragen auf, die ins Unendliche führen, mit allem Für und Wider. Das zeichnet dein Sonett aber auch aus. Man denkt erneut nach und .... Gefällt mir sehr in der sprachlichen Umsetzung - ganz besonders Strophe 2. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
05.06.2010, 03:05 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Dana
Ich denke, dass "der Glaube" eine Komponente der Psyche ist, mit der Vielerlei erreicht wird. Ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich in frühester Kindheit, so mit drei-sechs Jahren an Schutzengel, böse Hexen und Magie geglaubt habe. Später habe ich sehr oft in katholischen Strukturen gebetet, mich aber auch schuldig gefühlt und Angst vor der Hölle gehabt! Die Ursachen sind in der Erziehung und der ambivalenten, bigotten Prägungen meiner näheren Umgebung, sprich Familie, Schule und gesellschaftlichem Millieu begründet. Dazu kam die Tatsache, klein, schwach und in gewisser Weise der Willkür der Gesellschaft und den Umständen ausgeliefert zu sein. Gegen all diese "Bedrohungen" und Ängste schien der Glaube an einen Gott eine Hilfe zu sein. In der Kirche habe ich mich so mit zehn-zwölf Jahren immer unwohler gefühlt, weil es so "scheinheilig" daherkam. Das ganze Brimborium an Ritualen war leer wie das Kostüm des Weihnachtsmannes ohne liebevollen Menschen darin; oder wie ein Stück Holz an der Wand, das geküsst wurde, um sich von der Scheisse lossagen zu dürfen, die man von Montag bis Samstag den Mitmenschen angetan hat! Erst mit ca. sechzehn Jahren wagte ich Fragen zu stellen, die den Dreck unter dem Teppich betreffen und was das sogenannte "Heilige" oder Menschlichkeit im Sinne von Güte sein kann! Heute denke ich, dass etwas "Heiliges" im Sinne von unvergiftet, unverdorben, massgeblich Menschliches, etc. vor allem und auf gar keinen Fall im Ego, in der Egozentrik oder in den Agitationen des Intellektes zuhause ist, das auf Beachtung und Selbstdarstellung abzielt. Liebe. Der Ballast, der einen leichten Zugang zur eigenen "Öffnung" für diese für göttlich geglaubte empathische Energie verhindert, ist das gesamte Konstrukt einer Religion, die Im Hirn, in der Psyche nur dem Gedankenapparat dient! Damit meine Ich, dass Liebe im wahrhaftesten Sinn vollkommen frei von jeglichen Überzeugungen, Glaubensgrundsätzen und dergleichen ist. Ich denke, das könnte mit dem sogenannten "Heiligen" gemeint sein. Nichts Paranoides, wie z.B. der Glaube (Vorstellung), durch beten oder Frömmigkeit kommt sowas "über einen". Heilig, weil Liebe im Grunde für soviel Blödsinnigem und Törichtem missbraucht werden kann. Doch dann ist es eben keine! Das Gedicht beginnt mit "Ich weiss es nicht". Und wer alle die Fragen darin verneint (ich tue es), muss im Grunde andere Fragen stellen, als für die die Kirche scheinbar Antworten hat. Ich bin kein Gegner von Ritualen und sozialen Regeln, die ganz sicher auch Glaubensgemeinschaften gut und richtig deklarieren. Eher bin ich ein Befürworter einer Lehre, die den Menschen innerlich, im Geist frei macht. Damit ihn das "Heilige", sofern der Mensch willens ist, erfüllen kann und die Liebe, sofern sie sich offenbart, entfalten kann. Das geht natürlich nicht, wenn das ICH Verlangen danach hat. Ob es irgendwie anders passiert? Ich weiss es nicht. Ich danke dir für das Lob, deinen Kommentar und deine Diskussionsansätze. Blaugold |
05.06.2010, 23:02 | #4 |
Gast
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Hei hei
Zur Form muss glaube ich nichts gesagt werden (außer, pingeligst: S2V1: bem "und" musste ich doch glatt noch mal lesen; S4V3: das betonte "i" bei "Heilige" erschließt sich auch nicht gleich beim ersten Mal; oder oberpingeligst?... ) Zum Inhalt: Meiner momentanen Auffassung nach rufen Rituale, die außerhalb des täglichen Ablaufs angesiedelt sind, durch ihren reinen Ablauf etwas im menschlichen Unterbewusstsein hervor. Wer sich darauf einlässt, dem "passiert" im einem Gottesdienst mM schon etwas - es liegt an jedem selbst. Und: die 99,99% scheinbar sinnlos erlebten Rituale im Glauben helfen genau dann, wenn der Mensch ins tatsächlich Bodenlose stürzt! Es gibt fundamentalste Krisen im menschlichen Leben, die einem Normalsterblichen den Boden unter den Füßen wegziehen - und genau da offenbart sich der Sinn des rituell gelebten Glaubens. Irgendwo habe ich etwas über Studien gelesen, die belegen -sollen-, dass wirklich im Glauben lebende Menschen besser mit Krisen klarkommen als "rationale" Menschen. LG, L. (bin selbst ein höchst unregelmäßiger und seltener Besucher - aber nicht weil ich es ablehne - es ist bitterste schierste Faulheit!) Geändert von Gert-Henrik (05.06.2010 um 23:10 Uhr) |
13.06.2010, 03:00 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Limes
Gewisse Schwächen der Betonung, die du an meinem Gedicht aufgedeckt hast, sind schon vorhanden. Mir fallen aber keine Alternativen ein, welche einerseits den Rhythmus unterstützen und andererseits dabei meine gewünschte Aussage nicht verändern. Wie ich schon in meiner Antwort zuvor schrieb bin ich beileibe kein totaler Gegner von Ritualen, auch von religiösen; sie mögen dem einen oder anderen in schwierigen Situationen helfen oder Trost geben. Erstaunlich ist allerdings, dass es dabei jeweils die kulturell vorherrschenden Rituale sind, die in solchen Lebensphasen "aufgerufen" werden. So wird wohl z.B. kein christlich geprägter (gläubige) Mensch ein hinduistisches Ritual durchführen, oder umgekehrt. Ist damit nicht anschaulich, dass sie auswechselbar sind? Und da wären wir beim Problem der inkompatiblen religiösen Ansichten, oder? Mein Gedicht zielt auch auf die Möglichkeit hin, dass es so was wie etwas universell "Heiliges" zu finden gilt, was den Menschen im Tiefsten befriedet. Nur, dies ist auf gar keinen Fall in irgendeiner Religion und deren Ritualen zu finden, meine ich! Eine Methode der Wissenschaft, um etwas Tatsächliche oder Bestimmtes zu finden, ist der negative Weg, d.h. der Ausschluss, was das Gesuchte nicht ist! In meinem Gedicht beschreite ich diesen Weg. Ich frage darin, ob das religiöse "Ei des Kolumbus" dieses und jenes sein kann. Und komme zum Schluss, dass ich nicht an Rituale, an Litanei glaube; oder bezweifle, dass man es in Kirchen oder Tempeln findet. Etliche, die ihre Sinne u.a. mit Rauschgift zu Illusionen führen glauben u.U. auch, dass sie in den Himmel blicken könnten. Und ebenso kann Alkohol tröstend wirken. Ja, ich bin überzeugt, dass ein rational analysierender Geist klar und unbestechlich auch den sogenannten Glauben als Hilfsmittel erkennt. Hilfsmittel für die Seele, wenn diese schwach bzw. ängstlich ist. Manchen hilft da Baldrian. Das Unterbewusste mag durch Rituale angeregt, angesprochen werden, doch analytische, d.h. rationale Klärung der darin verdrängten Bewusstseinsebenen befreit vielleicht eher von Verdrängten Inhalten. Ich danke dir für deinen Kommentar. Blaugold |
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