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Minimallyrik und Aphorismen Alles was kurz und schmerzlos ist

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Alt 16.11.2010, 21:57   #1
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 526
Standard Zwang

Minderwertigkeitsgedanken
bezwingen deinen Mut
und gaukeln demütig
Freiheit von Egoismus vor.
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Alt 04.12.2010, 17:13   #2
Falderwald
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Moin Blaugold,

hihihi, das ist ja vielleicht paradox abgefahren.

Wenn sich jemand frei von Egoismus fühlt, dann entspringt das also einem Minderwertigkeits(komplex)gedanken?
Normalerweise besitzt der Begriff Egoismus ja eine ziemlich negative Konnotation, so daß sich jemand, der sich völlig frei davon spricht, über andere erhebt und damit ja eigentlich keine Minderwertigkeit mit sich selbst verbinden kann.

Im Gegenteil, wenn ich mir selbst minderwertig vorkäme, hätte ich ja schon eine Wertung vorgenommen, in der ich mich selbst, aufgrund meiner Minderwertigkeit, bedauerte. Und wenn das nicht Egoismus ist, dann weiß ich es auch nicht...

Nun denn, es ist jedenfalls ein ziemlich teuflischer Zwang, wie mir scheint.
Aber jedem das seine.


Gerne gelesen und ein wenig philosophisch kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 18.12.2010, 12:31   #3
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 526
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Hallo Faldi

es ist, wie wir Schwaben sagen, hentrschevier; von Hinten kommend im Sinn von gemein, gerissen oder hinterhältig.
Ich meine den Aphorismus so, dass sich Demut, vor allem im frommen Bereich, auch leicht zum Wohlgefallen des Gegenüber (z.B.Gott) heucheln lässt! Damit erhofft man natürlich dessen positive Gesinnung; unterwürfig also. Egoismus wird schon auch als schlechte Eigenschaft verstanden, Mut kann man vielleicht nur haben, wenn Minderwertigkeitsgedanken nicht bremsen. In Minderwertigkeits- gedanken stecken u.a. Ängste, und diese sind insofern immer zwanghaft, wenn keine Instanz des freien Geistes sie "auflösen" vermag. Sich auf seine Ängste (entschuldigend) zu beziehen ist eine Form des Egoismus!
Du hast den Text im Grunde schon ähnlich verstanden.

Ich danke dir für deinen Kommentar.

Blaugold
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Alt 18.12.2010, 21:21   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Beiträge: 9.907
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Moin Blaugold,

das Problem mit Gott ist, du kannst ihn nicht täuschen.
Ist aber schön, wenn ein Betroffener fest daran glaubt, er könne seinem Gott menschliche Eigenschaften zuordnen.
Wie soll ich es sagen? Jeder hat ein Recht darauf, glücklich zu sein.
Also lassen wir ihm das gerne.

Du hast natürlich vollkommen Recht, wenn du die Ängste erwähnst, denn sie sind sicherlich eine starke Triebfeder im Verhalten eines Menschen, bis hin zum Zwang.
Ob man bei Berufung auf dieselben aber von einer Form des Egoismus' im Allgemeinen reden kann, wäre eine Erörterung wert.
Ist es denn nicht vielmehr so, daß alle vorhandenen Ängste eine Ursache haben?
Nehmen wir das obige Beispiel.
Ein Kind in einer streng katholischen Familie erfährt ständig die Bedrohung durch einen richtenden Gott.
Es würde ja gerne alle Sünden vermeiden, doch das gelingt nicht immer, weil das Interesse eines Kindes sehr schnell Ablenkung erfährt und es ihm oftmals erst nach seiner Handlung bewusst wird, was es da eigentlich angestellt hat.
Nun wird es mit allem gebotenen Ernst in die Kirche zum Beichten geschickt, was wiederum neue Ängste verursacht.
Wenn ihm nicht klar gemacht wird, welchem Hokuspokus es da ausgesetzt wird, bleiben die Ängste das ganze Leben prägend für den Intellekt dieses Menschen.
Es bleibt ihm letztendlich keine andere Wahl, als sich auf diese Ängste zu berufen, zumindest vor sich selbst.
Das lenkt auch seine moralischen Handlungen.
Aber auf der anderen Seite lernt er auch das fromme Heucheln, denn der liebe Pfarrer wird ihm ja letztendlich immer vergeben, auch wenn es ein paar Vaterunser kostet.

Aber einmal umgekehrt.

Da sieht jemand, wie ein anderer Mensch in Not gerät.
Um diesen zu helfen, müsste er etwas riskieren.
Das aber traut er sich nicht.
Wenn du ihn jedoch hinterher fragst, warum er nicht geholfen hat, wird er vermutlich irgendeinen Grund benennen, weil er sich für sein eigenes Verhalten schämt und seine Feigheit nicht zugeben möchte.
Das würde ihn vor dem Fragenden entblößen.
Wenn er aber jetzt zu seiner Angst gestanden hätte, wäre er ehrlich gewesen, was ihn zwar einerseits als Egoisten erscheinen lässt, aber andererseits auch als ehrlichen Menschen, der zu sich und seinen Gefühlen steht.
Seine konstruierten Ausreden wären aber in diesem Fall rein egoistisch zu bewerten.

Aber das kann man jetzt drehen und wenden wie man will, es gibt der Möglichkeiten viele.

Meine Güte, was ein solch kleiner Text alles auslösen kann, nicht zu fassen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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