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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 11.10.2009, 18:17   #1
Galapapa
Galapapa
 
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Standard In Knospen still verborgen

Wenn Herbst in einer kalten Nacht
sein Kommen anzukünden pflegt,
wenn er die Tage kürzer macht,
in Täler Nebelkissen legt,
auf weiße Raureifdecken,
gesäumt von bunten Hecken,

wenn Schwalbe, Amsel und der Star
vor Wochen schon nach Süden flogen,
wenn sich in einem guten Jahr
von reifem Obst die Äste bogen
und leis, in milden Farben
die ersten Blätter starben,

dann ist sie nah, die dunkle Zeit,
in der des Lebens Lauf verharrt,
mit Sturm und Kälte im Geleit,
bis die Natur im Schlaf erstarrt,
die Zuversicht auf morgen
in Knospen still verborgen,

dann soll mein Herz voll Hoffnung sein.
Wenn sich das Blattwerk meines Lebens
in Farben auflöst, leuchtend rein,
bin ich am Ziele meines Strebens.
Dann schließ ich meine Augen,
hoff, dass die Knospen taugen.

Geändert von Galapapa (26.10.2009 um 15:43 Uhr)
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Alt 11.10.2009, 18:26   #2
Chavali
ADäquat
 
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Lieber Galapapa,

ein wunderschöner romantischer Titel, der mir sofort ins Auge fiel.
Du hast in den sechszeiligen Strophen schöne, zum Teil unverbrauchte Metaphern gefunden, was mir sehr gefällt, z.B.
Zitat:
in Täler Nebelkissen legt,
auf weiße Raureifdecken,
Ein wenig zu viele Kommata meine ich gesehen zu haben (z.B. in vorliegender Zeile).

Ein schönes Herbst- und Jahresabschluss-Gedicht, das die Zuversicht auf ein neues Jahr und auf
neues Werden der Natur besingt, das mir sehr gefällt.

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 11.10.2009, 19:48   #3
Leier
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Lieber Galapapa,

es ist Dir herrlich gelungen, das Walten der Göttin Flora mit der Besinnung auf das Ich zu verbinden.
Sehr schöne Vergleiche und Beschreibungen machen das Gedicht zu einem Genuß!

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 13.10.2009, 16:34   #4
Galapapa
Galapapa
 
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Hallo Chavali,
es hat mich sehr gefreut, wieder von Dir zu lesen und ein so schönes Lob zu erhalten!
Danke schön!!
Ich hatte versucht, ein Herbstgedicht zu schreiben, ohne den Begriff Herbst zu verwenden und die üblichen Klischees einzubauen. So ganz ist das nicht gelungen aber eine besondere Note hat sich doch ergeben.
Ein überflüssiges Komma habe ich nicht gefunden. Im Satz "...in Täler Nebelkissen legt..." würde ich die Kommata auch setzen, wenn der hieße: "...in Täler, auf weiße Raureifdecken, Nebelkissen legt..."
Klär mich bitte auf, wenn ich da falsch liege.
Mit einem herzlichen Gruß!
Galapapa

Hallo Cyparis,
auch über Deinen Kommentar habe ich mich sehr gefreut! Danke für das schön formulioerte Lob!!
Die Idee mit den "Blättern des Lebens", die sich färben, kam mir erst während des Schreibens, und ich fand den Gedanken ganz passend. Man spricht ja auch vom Herbst des Lebens.
Mit einem herzlichen, bunten Herbstgruß!
Galapapa
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Alt 22.10.2009, 12:56   #5
ruhelos
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hallo Galapapa,

welch ein wunderschönes Herbstgedicht! So kann nur ein Naturliebhaber dichten. Sowohl Wortwahl, als auch Bilder und Reimmuster finden mein Gefallen. Ganz besonders gefällt mir die Wortschöpfung Nebelkissen. Beachtenswert finde ich, dass das Gedicht eine doppelte Deutung. Begeistert gelesen.

Viele Grüße
ruhelos
__________________
Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen. (Mark Twain)
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Alt 22.10.2009, 13:11   #6
Erich Kykal
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Hi,Charly!

Naturbetrachtung mit einem Schuss Philosophie! Schöne Sprache. Manche Sätze vielleicht sprachmelodisch noch leicht nachdesignbar.

An manchen Stellen ist der Rhyrhmus gewöhnungsbedürftig, d.h., man muss 2-3mal lesen, bis man die richtige Betonung gewisser Stellen draufhat. Dann aber flutscht's.
Interessant, die beiden vorletzten kurzen Zeilen - Spannungsaufbau zur letzten Zeile hin.

Insgesamt gerne gelesen, da sehr stimmungsvoll, nachdenklich, gefasst und dabei doch hochemotional, empathisch einfühlend in die Jahreszeit.

LG ,eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 24.10.2009, 11:14   #7
Galapapa
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Hallo ruhelos,
Hab herzlichen Dank für Dein schönes Lob!
Das Gedicht war eigentlich ursprünglich auf die zweite Bedeutung hin, den Herbst des Lebens, ausgerichtet. Es liegt wohl tatsächlich an meiner Naturverbundenheit, dass schließlich daraus dann doch ein Herbstgedicht geworden ist.
Beides ist letzlich auch eng miteinander verbunden.
Mit einem herzlichen Gruß!
Galapapa

Hallo Erich,
wieder mal von Dir gehört zu haben, hat mich sehr gefreut!
Du weißt, wie hoch der Kurs des Lobes aus Deinem Munde bei mir steht; herzlichen Dank dafür!
Hinsichtlich des Rhythmus' habe ich, auch nach mehrmaligem Lesen, nichts gefunden, was, wohlgemerkt für mich, gewöhnungsbedürftig ist. Ich bin sicher, das liegt an gewissen, ganz feinen Unterschieden unserer Sprachheimat.
Ich stoße immer wieder auf solche Feinheiten und finde dieses sprachliche Feld hoch interessant. Solch feine Falten der Sprache auszubügeln halte ich für eine weitere Dimension der Dichtkunst.
Nochmals danke und sei ganz herzliche gegrüßt von mir!
Galapapa
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Alt 24.10.2009, 19:55   #8
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber Galapapa,
so viele wunderschöne "Wennbilder", die in "Dannbilder" fließen und zuletzt in einer personifizierten "Dannvision" enden.
Als ob Natur und Sein fusionieren.
Nicht - als ob - es ist so.
Ein Gedicht, das ich vor Begeisterung und Gefallen mehrmals gelesen habe und ganz sicher immer wieder tun werde.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 25.10.2009, 11:40   #9
Galapapa
Galapapa
 
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Hallo Dana,
was für ein herrliches Lob!! Da ist der Sonntag absolut gerettet!...Ein herzliches Dankeschön!
Falls es Dich interessiert: Es sollte ein Gedicht schwerpunktmäßig über den Herbst des Lebens werden, ohne den Begriff "Herbst" zu verwenden. Das ist allerdings gründlich mißlungen: Gleich das zweite Wort ist "Herbst". Erst stand da: "Wenn e r in einer..." Dieses "er" war mit dem folgenden Text aber nicht zu halten.
Dann ist die Natur mit mir durchgegangen, so dass der Lebensherbst erst in der letzten Strophe zum Zuge kam. Alles zusammen ist aber dann doch wieder in Ordnung und ergibt ein komplettes Bild.
Eigentlich wird es immer interessant, wenn man den Gedanken und Gefühlen ihren Lauf lässt...
Nochmals danke und einen herzlichen Gruß an Dich!
Galapapa
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Alt 25.10.2009, 20:06   #10
a.c.larin
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Beiträge: 4.893
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lieber galapapa,

hab dies gedicht schön öfter gelesen - und immer wieder gefällt es mir !
(nicht nur wegen des eher unüblichen reimschemas).
ich mag es, wenn äußere und innere landschaft miteinander korrespondieren und sich ein gemeinsamen klang herauslesen lässt....

den hast du wunderhübsch komponiert, musik zum träumen für die dunkle zeit!

liebe grüße,
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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