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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 24.10.2011, 09:56   #1
Chavali
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K
alt ist der Wind und Wolken schieben
sich vor den düsteren Mond.
Ein Mensch flieht den Weg und fühlt sich
getrieben, weil pure Angst in ihm wohnt.

Es ist eine Nacht im fahlen November,
bedrückend neblig und still.
Er denkt an die Tage im Sonnenseptember,
die er nicht vergessen will.

Vergessen kann er nicht die liebliche Frau,
die damals ihn schamlos betrog.
Sie war so schön wie der Morgentau,
als sie ihm die Liebe entzog.

In jener Mondnacht nun fiel der Schuss,
zwei Leben, verloren, vorbei,
er hauchte ihr einen letzten Kuss
auf die Stirn und fühlte sich frei.

Erst als er draußen im Nebel stand,
begriff er, was er getan,
er spürte den lahmenden Widerstand
und Furcht vor dem kommenden Wahn.

So wird die Straße zum Pfad in den Tod,
die Münzen, sie liegen bereit,
zu zahlen als Wegzoll im Morgenrot,
dann wäre er endlich befreit.




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Geändert von Chavali (24.10.2011 um 17:27 Uhr) Grund: S 4 Z 2
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Alt 24.10.2011, 11:23   #2
ginTon
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hallo chavilein

Das Werk hört sich nahezu wie eine Ballade an, falls es nicht sogar eine ist. Ich glaube die Nähe zum Drama ist unverkennbar. Einleitung, Zuspitzung und Lösung.

Inhaltlich ist dort ein Mensch der aufgrund von Betrug Rache sucht oder sich rächen will. Das Werk fängt einleitend an, mit einer Beschreibung der Umgebung und dann folgt ein Satz "Ein Mensch flieht den Weg und fühlt sich getrieben, weil pure Angst in ihm wohnt." der für mich zwar in der ersten Strophe Sinn macht, aber im Zuge der darauffolgenden unverständlicher wirkt. Ist der Mensch nicht eher von Rachsucht getrieben?

Der Rest des Werkes beschreibt die Tat und bildet eine Conclusio. Insgesamt ist dies ein gutes Werk "fast wie im Tatort" und die wechselnde Metrik sorgen für die dem Werk innwohnende Spannung...

Ja gut rein inahltlich etc. pp sind solcherlei Gedichte nicht immer mein Fall, andererseits schätze ich jedoch die Arbeit die dahintersteckt. In dem Sinne gut geschrieben....liebe Grüße ginnie
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Alt 24.10.2011, 13:29   #3
Chavali
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Hi ginnie,

das ist mal wieder so ein typischer Text - er sollte eigentlich in NATUR stehen, ist dann aber von selbst abgedriftet
ins Dramatische
Zitat:
und dann folgt ein Satz "Ein Mensch flieht den Weg und fühlt sich getrieben, weil pure Angst in ihm wohnt." der für mich zwar in der ersten Strophe Sinn macht, aber im Zuge der darauffolgenden unverständlicher wirkt. Ist der Mensch nicht eher von Rachsucht getrieben?
Nein, dann nicht mehr. Die Rachsucht war ja vorher schon - der Text ist ja ab Strophe 2 ein Rückblick.
In S 1 hat er nur noch Angst vor dem Kommenden...
Zitat:
Insgesamt ist dies ein gutes Werk "fast wie im Tatort" und die wechselnde Metrik sorgen für die dem Werk innwohnende Spannung...
Ja, danke, man kann es aber perfekt lesen, ich habe es mehrmals laut ausprobiert.
Zitat:
Das Werk hört sich nahezu wie eine Ballade an, falls es nicht sogar eine ist. Ich glaube die Nähe zum Drama ist unverkennbar. Einleitung, Zuspitzung und Lösung.
So ist es. Eine Geschichte ohne LyrI.
Zitat:
In dem Sinne gut geschrieben.
Freut mich und lieben Gruß,
chavi
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Alt 24.10.2011, 17:17   #4
Stimme der Zeit
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Hallo, liebe Chavi,

bald ist Allerheiligen. Obwohl es sich erst im 20. Jahrhundert zu "Halloween" entwickelt hat bzw. der Brauch entstand, ist es das "passende Gedicht" dazu. Seit wann schreibst du denn Gruselgedichte?

Interessant ist, dass ich, ebenso wie ginTon, gleich eine Ballade erkannte. Nicht nur am inhaltlichen Aufbau, ich geriet beim Lesen sofort in eine "düstere Melodie" hinein. Also, was mich betrifft, ist es eine Ballade - und in dieser Hinsicht gut gelungen!

Deshalb habe ich natürlich das Metrum analysiert (das mache ich immer), aber nur zu meiner "persönlichen Info". Ich analysierte auch Balladen von Meyer, Schiller, Fontane, Goethe und anderen. Dabei gelten die "metrischen Regeln" nicht, weshalb ich mich hier an die sich ergebende "Melodie" des Lieds halte. Die passt. Ich singe zwar nur "in Gedanken", da ich beim wirklichen Singen über das seltene Talent verfüge, keinen einzigen Ton zu treffen, aber dein Gedicht lässt sich einwandfrei "singen". Fazit: Eine Ballade!

Was den Inhalt betrifft, der Spannungsbogen wird gut gehalten, die "Gruselgeschichte" ist stimmig. Gefällt mir, ich bin schließlich Stephen-King-Fan!

Es gibt nur eine Zeile, bei der ich dich frage, ob du darüber vielleicht noch einmal nachdenken möchtest:

Zitat:
In jener Mondnacht nun fiel der Schuss,
zwei Leben sind aus und vorbei,
er hauchte ihr einen letzten Kuss
auf die Stirn und fühlte sich frei.
Diese Zeile ist im Präsens, das "passt" irgendwie nicht dazu, als ob sich ein "gegenwärtiger Gedanke" eines Erzählers in die Vergangenheit "schiebt". Wenn ich eine Anregung dalassen darf:

Zitat:
In jener Mondnacht nun fiel der Schuss,
zwei Leben, verloren, vorbei;
er hauchte ihr einen letzten Kuss
auf die Stirn und fühlte sich frei.
Ich habe darauf geachtet, "in der Melodie zu bleiben". Wobei ich denke, dass der "Effekt" sich durch "verloren, vorbei" noch ein wenig "steigert". Du hattest das Hendiadyoin "aus und vorbei" als rhetorisches Stilmittel, so würde es durch ein anderes, eine "Mischung" aus Klimax, Tautologie und Alliteration ersetzt. Stilistisch ginge also auch nichts - "verloren". Wie gesagt, nur ein Hinweis und eine Anregung, um den kleinen "Zeitsprung" zu "glätten".

Mir gefällt die Ballade, und ganz besonders das Ende, denn die Münzen erinnern mich an Charon, den Fährmann und den Fluss Acheron (Styx, Lethe). Schließlich will dieser ja bezahlt werden ...

Gerne gelesen und kommentiert!

Gruselgrauselige Grüße

Stimme - besonders an Halloween nur echt mit dem Markenzeichen:
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Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 24.10.2011, 19:27   #5
Chavali
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Hallo liebe Stimme,
Zitat:
Interessant ist, dass ich, ebenso wie ginTon, gleich eine Ballade erkannte.
Ich bin wirklich platt das hatte ich gar nicht vor, hat sich einfach so ergeben.
Der Witz dabei ist, das sollte ein Naturgedicht ( ich hab ja immer zuerst den Titel)
werden, es stand auch schon in dieser Rubrik (ich dichte ja in den PC)
Dann hat sich der Text verselbständigt und als er fertig war, ist es eine Ballade in Trauer geworden.
Zitat:
Ich analysierte auch Balladen von Meyer, Schiller, Fontane, Goethe und anderen. Dabei gelten die "metrischen Regeln" nicht, weshalb ich mich hier an die sich ergebende "Melodie" des Lieds halte. Die passt.[...]dein Gedicht lässt sich einwandfrei "singen". Fazit: Eine Ballade!
das ist toll und ich bin wirklich begeistert, erstens von deinem professionellen Kommentar,
und zweitens finde ich den Text selber nicht schlecht

Jene Zeile in S4 habe ich nach deinem Vorschlag geändert:
Zitat:
zwei Leben, verloren, vorbei;
und das ist jetzt perfekt!
Ich freu mich sehr!
Zitat:
Mir gefällt die Ballade, und ganz besonders das Ende, denn die Münzen erinnern mich an Charon, den Fährmann und den Fluss Acheron (Styx, Lethe).
Ja, genau. Das ist damit gemeint.
Ich staune generell über deine Sachkenntnis, Hut ab

Danke für alles und den niedlichen Katzenkürbis!
Guselige Grüße zurück,
Chavali
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Alt 25.10.2011, 19:15   #6
a.c.larin
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hallo chavali,

der balladenartige ton in der grundstimmnug springt einen recht bald an.
klingt wirklich schaurig - schön.

sollte nicht aber hier das reimwort am ende der dritten zeile stehen?

Kalt ist der Wind und Wolken schieben
sich vor den düsteren Mond.
Ein Mensch flieht den Weg und fühlt sich getrieben,
weil pure Angst in ihm wohnt.


am schluss verstehe ich die tödlichkeit der münzen nicht.
welchen zoll bezahlt da das Lyrtich für seine schandtat?
(man erfährt zwar nichts näheres darüber - ich vermute aber , dass das Lyrich dem LyrDu den kragen umgedreht hat, oder noch was schlimmeres...)

was ist also damit gemeint? und wie erfolgt der freikauf?

lg, larin
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Alt 31.10.2011, 17:16   #7
Chavali
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hallo liebe larin,

Zitat:
sollte nicht aber hier das reimwort am ende der dritten zeile stehen?
dann hätte die zeile (s1) zuviele silben

Kalt ist der Wind und Wolken schieben
sich vor den düsteren Mond.
Ein Mensch flieht den Weg und fühlt sich
getrieben, weil pure Angst in ihm wohnt.

XxxXxXxXx
XxxXxxX
xXxxXxXx
xXxxXxXxxX

Komisch, das Metrum sieht furchtbar aus und trotzdem lässt es sich flüssig lesen


ich fands so nicht schlecht und es hat ja auch noch niemand weiter bemängelt ...
aber wenn es zu sehr stört, könnte ich es ändern.
Zitat:
[am schluss verstehe ich die tödlichkeit der münzen nicht.
welchen zoll bezahlt da das Lyrtich für seine schandtat?
Das sind die Münzen für die Fahrt in den Hades,
die der Bösewicht an Charon zahlt für die Überfahrt (nach der Sage).
Zitat:
ich vermute aber , dass das Lyrich dem LyrDu den kragen umgedreht hat, oder noch was schlimmeres...
Stimmt. Ein Mord an der Geliebten, die untreu war (Delilah)
So, ich hoffe, ich konnte die fraglichen Aspekte aufklären?
Zitat:
der balladenartige ton in der grundstimmnug springt einen recht bald an.
klingt wirklich schaurig - schön.
Danke!

Lieben Gruß,
Chavali





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