30.12.2016, 00:53 | #1 |
Gesperrt
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Beiträge: 531
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Warum
Gewidmet in großer Verehrung und Liebe den Verunglückten des Alexandrow-Ensembles und ihren Angehörigen
Kolja, komm, du musst heut Abend singen, lass den Wodka stehn, Sergej ist nicht gesund, hat ein bisschen Fieber und sein Hals ist wund. Kolja, du vertrittst Sergewitsch, lass dein Stimmchen klingen! Lass uns noch ein bisschen üben, Zeit ist noch genug, Tanja, sing und tanz mit uns noch mal Katjuscha, noch zwei Stunden, Freunde, dauert unser Flug - sa uspéch und auf die schönen Frauen! Sing, Natascha uns ein Liedchen, sing von weißen Birken, blauen Augen, roten Lippen, sing - Igor, schau nicht so erschreckt und ängstlich, lass die Domra hell erklingen. Tiefe Stille nach den Schreien, keine Zeit war mehr, auch nur ein Gebet zu sprechen, auf den Lippen starb Nataschas Lied von weißen Birken, von Kalinka, diesem Mädchen, ausgelöscht sie alle, nur das Schwarze Meer weiß warum und rauscht und schweigt. Anlass für dieses Gedicht ist der sinnlose Tod von 65 Angehörigen des Alexandrows Ensembles, sa uspéch heißt auf Deutsch "auf den Erfolg!", die Domra ist ein mandolinenähnliches russisches Instrument, die Farben in der dritten Strophe sind die Farben der russ. Nationalflagge Geändert von Felix (30.12.2016 um 01:17 Uhr) |
08.01.2017, 15:05 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Felix,
Frohsinn und der Tod liegen manchmal nah beieinander. Zunächst hört man die Lieder der Sänger und deren positive Energie, bis das Schreckliche, Unfassbare überwiegt und es klar wird, dass hier Sänger gestorben sind. Du verwendest unterschiedliche Zeilenlängen, dass gibt dem Gedicht Abwechslung, und die kurzen Zeilen am Schluss, vertiefen das Unfassbare. Ich habe dein Gedicht schon mehrfach gelesen, obwohl mir die Musik fremd ist. Aber du hast das Glücklichsein und den Tod intensiv bedichtet. Liebe Grüße sy |
08.01.2017, 17:21 | #3 | |
ADäquat
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Beiträge: 13.004
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Lieber Felix,
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10.01.2017, 18:00 | #4 | |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber Felix,
ich habe mir in memoriam mehrmals Musik und Gesang angehört und die Künstler angesehen. Dein Gedicht berührt zutiefst und ich finde Dein Gedenken "wunderschön". Ihre Lieder erwecken in mir Sehnsucht und Fernweh - auf ganz eigentümliche, eigene Art. Ich liebe sie und kenne sehr, sehr viele - manche sogar in russischer Sprache. Ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll: Fast alle Tragödien, die wir in neuerer Zeit lesen, lösen Trauer und gleichzeitig "Wut", politisches Geschimpfe und Beschimpfe aus. Hier kann man mitfühlen, trauern und schweigen: Zitat:
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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10.01.2017, 23:13 | #5 |
Gesperrt
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Beiträge: 531
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Liebe syranie,
ich habe mich sehr gefreut, dass nun doch ein paar Reaktionen auf meinen "Nachruf" kommen! Danke! Weißt Du, wenn ich mir auf Youtube diese sympathischen Gesichter ansehe, die Lieder höre, die Tänzer sehe und das kleine uniformierte Mädchen mit den lustigen Schleifen in den Zöpfen, da wird der geschürte Hass auf "die" Russen so offensichtlich und bei mir tun sich viele Fragen auf. Dann - dieser unsinnige Tod, dieser Absturz, dieses Auslöschen - frage ich mich, wie man noch gläubigen Herzens an einen allgütigen Vater denken kann. Oder hat er wieder mal nur daneben gezielt? Was bleibt ist eine große Trauer. Man muss diese Musik nicht mögen (Gott sei Dank haben wir alle unterschiedliche Geschmäcker), aber wenn die Kleine (ich weiß nicht, ob sie unter den Toten ist) "Katjuscha" singt, dann kommt der ganze Widersinn zutage: Erst einmal ist es ein Lied von einem Mädchen namens Katjuscha, da ist von Kirschenblüte und Liebe die Rede, zum anderen wurden so die Granatwerfer, die Tausende umgebracht haben, auch so genannt. Liebe Chavali, ja, so ein furchtbares Ereignis rückt doch wieder einiges zurecht: Das Stöhnen auf höchstem Niveau, die winterliche Depression eines Sechszehnjährigen, der am liebsten gar nicht mehr leben möchte einerseits und dann dieser Schicksalsschlag für lebensfrohe Menschen, die zwar Uniform targen, aber weiter nichts tun wollten, als ihren Zuschauern/Zuhörern Freude zu machen. Die Sänger, Musiker und Tänzer sind tot - aber wie viele Frauen, Mütter, Väter,Töchter und Söhne fragen sich in tiefer Trauer: Warum? Es gibt keine Antwort. Liebe Dana, Sehnsucht und Fernweh - so empfinde ich auch (und ich habe nicht Deine Herkunft und Deine Kindheitserinnerungen). Aber ich liebe diese Musik und kann es nicht und nie begreifen, dass solche Prachtkerle und -frauen mal als "Untermenschen" bezeichnet wurden. Als Kind habe ich marschierende und singende russische Einheiten in meiner Heimatstadt erlebt - und war von diesen Menschen immer sehr angetan. Mein Großvater (ein sehr kluger Mann) sagte mir mal: Unsere (die deutschen Soldaten) wurden nicht gegen die Söhne Puschkins, Tolstois, Dostojewski oder Tschaikowski losgelassen - aus ihnen musste man erst "Untermenschen" machen. Das und viel mehr geht mir durch den Kopf und ich werde unsagbar traurig. Liebe Grüße Euch Dreien! Felix |
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