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Stammtisch Gesellschaft, Politik und Alltag

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Alt 25.07.2014, 18:34   #1
AAAAAZ
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Die Flanke kam, Brust Spitze Tor...
Und Mutti kam gar aus Berlin.
Orgastisch grölt der Weltenchor.
und sie klatscht wie ein Pinguin.

Ein Fi- Fa- Feuerwerk der Freude,
Brot und Spiele für die Welt.
Nur wer sie hat, behält die Räude,
wer es hat, vermehrt sein Geld.

Noch grünt so grün das Rasengrün.
Ein Götzenbild geht um die Welt.
Doch wird auch dieses bald verblüh'n
vier Sterne funkeln wie bestellt.

Oh, Freude schöner Götterfunke,
alle im Dilirium.
Betreten, manche noch betrunken,
ziehn sie aus dem Stadion.

Und vom Himmel fallen Flieger
in das große Sommerloch.
Alle fühlen sich als Sieger,
fragt sich nur, wie lange noch.

Denn der Schütze, der verkohlt dich,
Affen schreien kolossal.
Ein Gazastreifen wiederholt sich,
Welt macht wieder auf normal.

Geändert von AAAAAZ (26.07.2014 um 11:26 Uhr)
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Alt 25.07.2014, 18:58   #2
ginTon
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Hi AAAAZ,

zunächst, das Werk finde ich gelungen, obwohl es mich zwiegespalten hat. natürlich, jeder darf seine Meinung sagen und dies is ja auch berechtigt.

der Text fängt inhaltlich mit dem Fußball an, dieser wird verglichen mit dem alten Rom, in dem die Menschen als Sklaven oftmals für Gladiatorenkämpfe ausgebildet wurden und sterben mussten. Die Verehrung dieser Kämpfer da- mals ist vom Hype schon mit dem heutigen Fußball vergleichbar. Auch, dass viele Politiker diese Spiele nutzen um Wahlwerbung für sich selbst und ihre Politik zu machen ist kein Geheimnis.

"Oh freude schöner Götterfunke" bitte als Zitat markieren...

Dann folgt abermals der vergleich des Menschen mit dem Affen, obwohl ich mir eigentlich gar nicht so Recht vorstellen kann, dass diese Sport veranstalten, aber das stimmt, zur sozialen Kommunikation udn Verknüpfung familiärer Bande, wird dort auch gespielt. Halt in den Bäumen rumschwingen oder so...

In der letzten Strophe wird der Text offensichtlich politisch und prangert an, dass der Mensch sich von solcherlei Spielen ablenken lässt, wohingegen im Gazastreifen Menschen sterben.

Ich habe letztens einen Bericht gesehen, wie junge Palästinenser und Juden Paare waren und über twitter etc.pp eher Friedensbotschaften sendeten. Meine persönl. Meinung ist: Menschen die sich bekämpfen wollen, kann man gar nicht davon abhalten und viel wichtiger ist es Friedensbotschaften zu vermitteln. Zum Frieden gehört meiner Meinung auch, der Spaß am Leben. Denn seien wir mal ehrlich. Wer sich im Kampf wohl fühlt, welcher Seite er auch immer angehört, kann ja das Leben und die Freude nicht so recht schätzen. Des Weiteren bin ich der Meinung, dass es keinen Zweck hat Schuld und Schuldzuweisungen immer weiter zu vertiefen, man sollte sich eher mit Respekt begegnen.

Den Text finde ich insofern interessant, dass er mich zum Nachdenken angeregt hat. Aber ich, als Fußballfan, muss ehrlich sagen, dass Sport Freude verkörpert und das diejenigen, die sich bekloppen mal besser selbst wieder zu irgendeinem Sport zurückfinden sollten und nicht den Granatweitwurf zelebrieren..Aber leider ist es ja zumeist so und da gebe ich dir Recht, dass der Sport viel zu oft als politisches Instrument verunglimpft wird/wurde. Aber was können da bitte schön die Zuschauer und der Sportler dafür?

LG gin
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Geht man davon aus, dass auch die Erwartungen bei Nutzern von KI sinken werden [...] stehen nicht nur der Arbeitsmarkt, die Erfahrungswelt und der Anspruch an literarische Texte auf dem Spiel, sondern auch alles, was die sozialen Gefüge um die Texte herum bildet…(Sinn und Form, 6/2023)

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)

Geändert von ginTon (25.07.2014 um 19:14 Uhr)
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Alt 25.07.2014, 22:23   #3
AAAAAZ
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Hallo gin,

hatte mit dem Text bereits während der WM angefangen, als in den Halbzeitpausen politische Themen einfach an die Wand gespielt worden sind. Die Relationen und damit verbunden die Betroffenheiten waren verschoben. Nun, was hat was mit wem zu tun, fragst du dich? Scheinbar nichts, und doch alles mit allem, denn die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit war bei mir zumindest in hohem Maße beeinflusst.
Die Spieler mit ihren internationalen Karrieren in den verschiedenen Clubs erschienen mir zum Teil wie das Feuerwerk einer freundlich familiären Fußballer-Weltengemeinde, in der Sozialisierung ihrer jeweiligen Teamschmiede. Man(n) kannte sich.
Das Gedicht erwähnt bewusst das Feuerwerk, den aktuellen Abschuss/ Absturz von Flugzeugmaschinen und den Gazastreifen in einem Atemzug, so wie ich es ja auch während der WM auf der Leinwand erlebt hatte.
Es ist eher als Kollage oder assoziatives Tagebuch und weniger als politisches Statement zu verstehen.
Da muss ja jeder seinen eigenen Schlüsse draus ziehen.
Danke für deinen Kommentar, AZ
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Alt 27.07.2014, 17:21   #4
ginTon
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Hallo AAAz

Zitat:
denn die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit war bei mir zumindest in hohem Maße beeinflusst.
Mmmh, dann hast du dich also beeinflussen lassen? Also ich fand die antirassistischen Statements und das alle nett und lieb zueinander sein sollen schon eher beeinflussend, im positiven Sinne. Sowie die Freude und das gemeinsame Feiern dieses Sportereignisses durch Menschen aus verschiedensten Ländern. Aber jeder konzentriert sich eben auf etwas anderes, das stimmt.

gerne mit beschäftigt...LG gin
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Alt 27.07.2014, 17:36   #5
Hollerith
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Hallo AAAAZ,

Politik ist Politik und Weltmeisterschaft im Fußball ist Weltmeisterschaft im Fußball. Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Das ist richtig so, oder?
Brot und Spiele allerdings wurden schon immer abgehalten (siehe in dieser Rubrik mein Gedicht gleichen Titels) und immer mit dem gleichen Ziel:
Die Menschen von Politik ab- und fernzuhalten. Das gelingt zumeist, aber immer nur zu dieser Zeit. Heutzutage sind wir wohl ein wenig sensibler, was Politik angeht und können hoffentlich unterscheiden zwischen Brot und Spielen.

LG Holle
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Alt 29.07.2014, 02:31   #6
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Hallo ginTon, hallo Hollerith,

wie weit sich wer in seiner politischen Wahrnehmung beeinflussen lässt, und inwieweit Sport und Politik wirklich getrennt voneinander wahrnehmbar sind, kann ich im einzelnen natürlich nicht ermessen. Zumindest registriere ich aber, dass das Weltenbild zunehmend manipulativen Kräften und Interessen ausgesetzt ist. Informationen fehlt die Zeit einer langen notwendigen Recherche, Stimmungen werden wichtiger als Fakten, und kurzfristige Befriedigung weicht einer langlebigen Zufriedenheit. Realitäten werden oftmals retroperspektiv geschaffen. Wer hat welchen Schuss zuerst wo abgegeben, und welches Flugzeug vom Himmel geholt. Einfach scheint es, sich nur einer Quelle anzuschließen, und ihr Glauben zu schenken. Sport wird für diese Stimmungen mit Sicherheit oftmals instrumentalisiert. Was ist, wird zur Glaubensfrage, denn uns fehlt in dieser komplexen Welt die Übersicht und die Zeit um die Quellen kritisch nachzuprüfen und die notwendigen Fragen zu stellen. Es müssten mEA mindestens fünf unabhängige Tageszeitungen herhalten, um sich ein ungefähres Abbild der Wirklichkeit zu verschaffen. Schafft heute kaum jemand.
Interessen verschmelzen miteinander, Politik, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft gehen Abhängigkeiten ein, die es noch nie in diesem Ausmaß gegeben hat. Vielleicht seid ihr so sensibel, dass ihr Äpfel von Birnen unterscheiden könnt, vielleicht glaubt ihr auch nur dem, was auf der Verpackung draufsteht. Mir fällt das alles jedoch zunehmend schwerer, und es ist für mich einfacher dem einzelnen Menschen in seine selbst zusammengeschusterte Einzel- und Individualwelt zu folgen, als die politische Wirklichkeit zu erfassen. Der Naive ist oftmals einfach zu beneiden. AZ
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