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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Der alte Raumfahrer
Stets nach neuen Horizonten streben, war mein Trachten, war mein Leben. Oftmals habe ich das Ziel erreicht. Tausend Welten habe ich gesehen, immer besser lernte ich verstehen, dass sich alles ändert und doch gleicht. Meine wunderschöne Heimaterde treibt im Weltraum unvorstellbar fern; unermüdlich führte meine Fährte himmelan von Stern zu Stern. Galaxien habe ich umrundet, ihren Wesenskern erkundet, Sonnen und Planeten neu entdeckt, alles was dem Blick sich offenbarte war Bekanntes, nur von höh'rer Warte, hat mein Fernweh stärker nur geweckt, hat die Flamme nur noch mehr entzündet, die mich fort und immer vorwärts reißt, denn die Welten, die ich neu ergründet,* keimten schon in meinem Geist. Deutlich sagt das Zittern meiner Hände, meine Reise geht zu Ende, nur der Geist bleibt gänzlich unbesiegt. Jenseits dieser Grenze will er sehen, über die wir Menschen alle gehen, worin Sinn und Zweck der Menschheit liegt. Wenn ich nur in diesem Jenseits fände, was ich findend immerfort verlier. Ach, und finde ich vielleicht am Ende dieses Jenseits auch in mir?
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (11.07.2017 um 09:09 Uhr) |
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#2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Thomas!
Science Fiction, gepaart mit Wehmut und Philosophie! Mal was anderes! Einzig die Unterstellung stört mich, Sinn und Zweck der menschlichen Existenz wären wie selbstverständlich nur in einem behaupteten Jenseits erkennbar (ab S3Z4). Die fünfhebigen Zeilen sind nicht immer durchgehalten, und damit meine ich nicht die jeweils vierhebige Zeile an jedem Strophenschluss, die ich klanglich gut finde. Wozu alle zweiten Zeilen ebenfalls vierhebig sein sollen, verschließt sich meinem lyrischen Verständnis, vor allem, wo dies doch mit je einem einzigen Adjektiv leicht zu beheben wäre. Falls du gute Gründe hast, so nenne sie mir bitte. Stets nach neuen Horizonten streben, war mein Trachten, war mein Leben. Nur für den Fall: "war mein Trachten wie mein ganzes Leben." Oftmals habe ich das Ziel erreicht. Tausend Welten habe ich gesehen, immer besser lernte ich verstehen, dass sich alles ändert und doch gleicht. Meine wunderschöne Heimaterde treibt im Weltraum unvorstellbar fern; unermüdlich führte meine Fährte himmelan von Stern zu Stern. Galaxien habe ich umrundet, ihren Wesenskern erkundet, "ihren wahren Wesenskern erkundet," Sonnen und Planeten neu entdeckt, alles was dem Blick sich offenbarte war Bekanntes, nur von höh'rer Warte, hat mein Fernweh stärker nur geweckt, hat die Flamme nur noch mehr entzündet die mich fort und immer vorwärts reist, Bitte "reißt"! denn die Welten, die ich neu ergründet, keimten schon in meinem Geist. Deutlich sagt das Zittern meiner Hände, meine Reise geht zu ende, "Ende" groß. "meine lange Reise geht zu Ende," nur der Geist bleibt gänzlich unbesiegt. Jenseits dieser Grenze will er sehen, über die wir Menschen alle gehen, worin Sinn und Zweck der Menschheit liegt. Wenn ich nur in diesem Jenseits fände, was ich findend immerfort verlier. Ach, und finde ich vielleicht am Ende dieses Jenseits auch in mir? Sehr gern gelesen - sozusagen die intelligente Version von "Major Tom"! ![]() ![]() LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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#3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Erich,
vielen Dank für die Korrekturen, die ich gerne übernommen habe, das schöne Metrum möchte ich jedoch so lassen wie es ist. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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#4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Thomas,
![]() Ein tolles Gedicht! ![]() Das liegt auf meiner Welle. ![]() Hier sehe ich auch ein Bild von einem Mann, der sich dem Lebensende zuneigt. Er wird alt und seine Eroberungen als Mensch nähert sich dem Tod. Das Erlebt wird nochmals Revuepassiert. Dabei sehe ich einen Entdecker, einen Menschen der dafür lebt um Neues zu erleben und zu beobachten. Ihn treibt eine Fernweh, eine Kraft die auch Außergewöhnliches sehen will. Etwas was noch nie ein Mensch gesehen hat. Dein Fazit, dass er am Ende r nachdenklich wird, weil alles Suchen in dem finden von sich selbst endet. Dein Gedanke LI findet am Ende das Große Ganz in sich selbst. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass das jenseits schon immer ihn ihm wohnte, er wusste es nur nicht. Die reise endet mit dem tröstlichen Gedanken, dass sein Geist und der Verstand ihm selbst gehören, sein Körper geht jedoch. Es ist ein Gedicht über das Älterwerden und der Hoffnung am Ende der Reise, auch wenn man Raumfahrer ist, reich an Verstand zu bleiben und sich selbst treu bleiben und sich nicht verlieren. Sehr sehr gerne gelesen, weil es so kreativ und ansprechend ist! ![]() ![]() Liebe Grüße sy ![]() ![]() ![]() |
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#5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Liebe syranie,
herzlichen Dank, das ist ja mehr als nur ein Kommentar, sondern eine einfühlsame Rezension die du geschrieben hast. Ich fühle mich sehr verstanden und kann dir nur zustimmen. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
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#6 |
Gast
Beiträge: n/a
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habe dieses tolle Gedicht schon länger im Auge, Thomas.
Von einem Raumfahrer aus gesehen hat das Unsiversum ja noch einen ganz anderen Blickwinkel.Er hat das gesehen, erlebt, das unendlich Scheinende, was wir anderen nicht gesehen haben. Seine Zweifel, Fragen, Bedenken hast du gut und berührend geschildert. Besonders stark finde ich den Schluss: "Wenn ich nur in diesem Jenseits fände, was ich findend immerfort verlier. Ach, und finde ich vielleicht am Ende dieses Jenseits auch in mir?". Weniger ist hier wohl das Jenseits als Tod gemeint, denn der liegt ja unbestritten in uns allen, sondern mehr das Jenseits der Unendlichkeit, die ich oben beschrieb. Der Mensch als winziger Teil eines riesigen Spektrums, seine Seele unsterblich in ihm schwebend. Ich mag's! ![]() LG von Koko |
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#7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Liebe Koko,
dein Kommentar hat mich sehr gefreut, denn ich merke, dass der "Raumfahrer" in dir gesprochen hat. Ja, die Welt ist in unserem Leben niemals "fertig", wir können nur versuchen eine Samenkorn der universellen Vollkommenheit in uns zuentdecken. Liebe Grüße Thomas
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#8 |
Von Raben umkreist
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
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Hallo Thomas,
sehr schön, das Leben und was danach kommt, als eine Raumfahrt zu sehen, die den Menschen von der Erde wegführt und in unbekannten Welten "neues Land" betreten lässt. Leider müssen viele Menschen auf das erfüllte Leben deines Raumfahrers verzichten, weil sie viel zu früh auf die Reise gehen mussten Liebe Grüße Sidgrani
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Alle meine Texte: © Sidgrani "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"
»Erich Kästner« |
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#9 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Lieber Sidgrani,
das ist wohl so, weshalb man sich nie früh genug auf die Reise machen kann. Vielen Dank und liebe Grüße Thomas
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