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Balanceakt
Balanceakt L. S. gewidmet Komm spring, mein Schatz, komm spring schon von der Brücke, doch halte nach dem Sprung das Gleichgewicht und dreh dich nicht im Kreis herum, sonst bricht dein hübsches Köpfchen - platsch! - in tausend Stücke. Nur Mut! Was immer auch ins Herz dir sticht, such dir am Brückenrand die schönste Lücke zur Freiheit aller Sorgen und entrücke sanft wie ein ausgelöschtes Kerzenlicht. Nach kurzem Flug, mach dir nur keine Sorgen, erzeugt dein Aufprall nur ein schwaches Bullern und niemand sieht, wie in der Nacht verborgen die Äuglein dir aus deinem Schädel kullern. Und höchstwahrscheinlich wird am nächsten Morgen ein Hündchen an dir schnüffelnd fröhlich pullern. Falderwald . .. . |
Hallo Falderwald,
recht makaber, aber nach einge Kommentarstellen zu "Von der Brücke springen" (von Lord Skarak = L.S.) scheint es sich ja um "Gebrauchslyrik" zu handeln. Ich betrachte es einfach durch die Augen des Hündchens und gewinne dem Ganzen etwas komisches ab. Liebe Grüße Thomas |
Moin Thomas,
makaber? Na ja, das kann man sehen, wie man will. Auf jeden Fall ist es ehrlich, von den letzten beiden Zeilen mal abgesehen, die sind natürlich rein spekulativ, doch die sollen ja auch eine ganz andere Aussage tätigen. Als Gebrauchslyrik kann man es auch ansehen, denn wer es liest, kann sich entweder ent- oder ermutigt fühlen, das kommt ganz auf die Sensibilät des Konsumenten an. ;) Wie du ganz richtig vermutest, habe ich dort die kleine Geschichte aus einem meiner Kommentare im "Brücke springen - Faden" von Lord Skarak als Vorlage genommen, denn ich fand sie ganz hübsch...:D Natürlich ist das frei erfunden, aber gerade deshalb dachte ich, die Idee sei zu schade, um sie in einem Kommentar dann zu vergessen. Neben dem komischen Element aus Sicht des Hündchens transportiert der Text aber noch eine andere Ebene. Mehr möchte ich aber momentan nicht verraten, weil sich vielleicht noch jemand anderes dazu äußern möchte. Vielen Dank für deine Rückmeldung...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Hallo Falderwald!
Ich hoffe nicht, dass sich hier jemand aufgefordert fühlt, deiner Anweisung Folge zu leisten. So nach dem Motto: "Spring einfach, es ist so leicht und geht so einfach, es wird für dich ein schöner Tod!" So jedenfalls kann man/frau diesen Text auch verstehen. Aber eine andere Sichtweise gibt es durchaus auch noch: Ein(e) Brückenspringer(in) für Schaulustige/Touristen, der/die es hoffentlich immer wieder schaffen wird, die Balance zu halten und richtig (Körperhaltung und richtige tiefe Stelle) einzutauchen und auch wieder (gesund und munter) aufzutauchen. So, genug meiner Ausführungen zum Thema! Ansonsten gut verdichtet und sonettiert. Sorgenfreie Grüße von Sanssouci |
Hallo Sanssouci,
na ja, als Aufforderung war das eher nicht gedacht, viel mehr als kleine Abschreckung, nach dem Motto, mach doch, aber höre vorher, was so alles passieren kann. Ich finde das auf jeden Fall offen und ehrlich...:D Natürlich darf jeder gerne als Bungee- oder Brückenspringer sich in dieser Sportart üben. Und da wollen wir dann wirklich hoffen, daß alle Berechnungen stimmen und dieses "Erlebnis" dann gut ausgeht...:) Vielen Dank für deinen Kommentar...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Extrem schwarzhumorig! Aber keine Sorge: Da steh` ich druff. :p
Du scheinst überhaupt eine Ader zu haben, die - in etwa vergleichbar - auch meinen "herrlichen" Korpus durchzieht. - Für mich sind solche Gedichte die andere Seite einer natürlichen Trauer / Skepsis menschlichen Verhaltensweisen gegenüber, wie sie wohl einigen Lyrikern eigen ist. In Satire verpackt, kann man Worte in Bilder geben, die sonst vielleicht zu schrecklich wären. Beispielsweise den Tod. Hier gefällt mir die spielerische Art ganz besonders, mit der du das Thema angehst: Eigentlich ist es egal, wie sich einer zu profilieren sucht. Am Ende aller Dinge kräht kein Hahn danach. Sprache und Inhalt passen perfekt zusammen. Bungee-Springen (und anderes Mut- und Kickgeprobe) fällt ja eigentlich unter Freizeitvergnügen. ;) Der Kandidat erhält die volle Punktzahl. LG, M. :) |
Hallo marzipania,
wenn du mit der Ader eine gesunde Portion Ironie, manchmal durchaus gepaart mit bitterem Zynismus, meinst, dann könntest du durchaus Recht haben. ;) Das Irre ist ja, die Leute wollen solche Bilder haben, scheuen aber davor zurück, wenn sie sie vorgesetzt bekommen. In Satire verpackt kann es dann aber durchaus bekömmlich werden. Und ich freue mich auch, daß du die Kernaussage darin erwähnt hast: Zitat:
Man darf eben nur nie die Balance verlieren...:) Vielen Dank für deine Gedanken und die volle Punktzahl...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Lieber Faldi,
dass das Gedicht sonettig so richtig "nett" und perfekt ist, ist klar.:) Ganz in meinem Sinne hat es Marcy erfasst: Zitat:
Aber jene, die einen "Hofstaat" vorab errichten: "Schaut her, schaut nur zu mir und tut etwas für mich, sonst springe ich!!!!!!!!!!" Es ist ganz bestimmt ein Hilfeschrei, aber ein erpresserischer. Vielleicht ein unbeholfener Hilfeschrei, aber derjenige soll bitte zugleich unterstellen, dass er es mit hilflosen "Helfern" zu tun bekommt, die nicht ahnen, dass sie nicht wirklich einem "Selbstmörder" gegenüber stehen. Fachleute haben oft bestätigt, dass man am ehesten mit eben dieser Aufforderung ein Leben retten kann. Damit, womit sie gar nicht rechnen und das Vorhaben in Wut und Vorwurf umschlägt. Ein Moment, wo man im Streit nach der Hand greifen kann.:cool: Ein "Balanceakt", der durchaus berechtigt in dieser Rubrik steht - gelungen und gut. Liebe Grüße Dana |
Oh, ich hab das gar nicht gesehen...
Hallo Falderwald! Der ist natürlich lustig. Vielen Dank für den Text. Wenn's nicht gar so müßig wär würd ich dir darauf 'ne Tenzone anbieten. Aber ich bin müde. Habe nur erst gerade deine PM mit dem Hinweis auf den Text gelesen. Da gerät man dann ja doch in Zugzwang. Lasse demnächst vielleicht mal wieder von mir hören. Jedenfalls gern gelesen! Hey Dana! Zitat:
Viele Grüße euch, Skarak |
Hi, Faldi!
O du heilige Hinterlist! Wie köstlich die zynische Satire - wer immer sich in Selbstmitleid suhlt und an Suizid denkt - nach diesem Gedicht denkt er sich: Ich bin doch nicht blöd! Wenn mein Tod der Welt ohnehin egal ist, dann kann ich auch genausogut am Leben bleiben und vielleicht noch was erreichen! Mag die Motivation für diese Zeilen auch möglicherweise eine profanere gewesen sein - das Ergebnis braucht eigentlich keine Widmung - es kann allgemeingültig stehenbleiben. Oberflächlich betrachtet ein bösartiges Werk, gehässig und gefühllos. Wer das denkt, hat noch nie von Umkehrpsychologie gehört.:D Stilistisches: S1Z3 - Das "verdreh" klingt zusammen mit "im Kreis herum" etwas komisch. Besser: "und dreh..." S2Z4 - Schöner fände ich: "dich sanft wie ein gelöschtes Kerzenlicht." - Das "dich" definiert klar das "entrücke" in der Zeile davor, und "gelöscht" klingt lyrischer - das Präfix "aus" finde ich überflüssig und unnötig kräftig. S3Z1 - Statt des seltsam wirkenden "doch" (weil betont zu lesen) besser "bloß". Da passt die Betonung! Sehr gern gelesen! LG, eKy |
Hallo Eky!
Zitat:
Viele Grüße, Skarak |
Hi, Skarak!
Natürlich wollte ich keine grundsatzpsychologische Diskussion vom Zaun brechen. Klar gibt es mannigfaltige Motive für den Suizid, und mannigfaltige Charakterbausteine und Wendungen, die dahin führen können. Mir stand jener wehleidig selbstverliebte Sichselbsttötenwollender vor Augen, der seinen "Abgang" wie eine Vorstellung zelebrieren will, um der Welt zu beweisen, wie schuldig sie an seinem Untergang ist. So nach dem Motto: "So, jetzt hab ich's euch aber gezeigt, wie ernst es mir war. Seid gefälligst zutiefst betroffen und habt ein schlechtes Gewissen!!!" Das ist eine nicht zu unterschätzende Triebfeder für manche - ich weiß das auch deshalb, weil ich als Jugendlicher und Mobbingopfer einige Jahre selbst auf dieser Schiene gefahren bin. Zum Glück war ich zu feige und doch zu lebenswillig für den finalen Schritt. Wenn mir damals obiges Gedicht meinen fundamentalen Irrtum bezüglich der eklatant unempathischen Nachtodeserfahrung meiner Umwelt vor Augen geführt hätte (ich malte mir richtig schön aus, wie verzweifelt alle wären, sich lebenslänglich schuldig fühlen würden - mein Grab würde zur Pilgerstätte all derer werden, die mich "in den Tod getrieben" hätten...:rolleyes:), es hätte - zumindest auf mich, so weit muss ich das einschränken - die besagte Wirkung nicht verfehlt. Ich möchte deinen kompetenten Ausführungen keinesfalls widersprechen - aber so weit es mich angeht, hätte es gewirkt: Ein heilsamer Schock, der sprichwörtliche Eimer kalten Wassers ins Gesicht einer überhitzten, in Selbstmitleid zerfließenden Fantasie, die selbstgefährdende Wege beschreitet. LG, eKy |
Liebe Dana,
ich mag mir auch kein Urteil über jene erlauben, die so etwas tun. Normalerweise nimmt man sich auch jenen Menschen an, die mit diesem Gedanken spielen und man versucht, sie davon abzubringen. Oft ist es ja auch wirklich "nur" ein Hilfeschrei, weil sich jemand mit seinen Sorgen, Ängsten und Nöten allein gelassen fühlt oder vor der Zukunft fürchtet. Es gibt aber auch jene, welche die Sorgen, die sich andere um sie machen, gezielt (be)nutzen, um ein bestimmtes Ziel damit zu erreichen. Sicher sein kann man sich aber in keinem Fall und das ist es ja, was die Sache so schwierig macht, denn wirklich in jemanden hineinschauen, können wir nicht. Manchmal aber kann es doch heilsam sein, etwas zu tun, was das Gegenüber nicht erwartet, um eine bestimmte Wirkung damit zu erzielen. Es ist und bleibt eben ein Balanceakt. .. .:) Hi Lord, ich bin mir darüber im Klaren, dass solch ein Text nicht unbedingt die gewünschte Wirkung bei einem Betroffenen hervorruft. Ich glaube vielmehr, dass diejenigen, die sich wirklich zum Suizid entschlossen haben, das Ding auch in die Tat umsetzen. (Ich selbst kannte zwei Menschen meiner Altersstufe, die es vollbracht haben. Da kam aber keine große Ankündigung. In einem Fall noch nicht einmal ein Abschiedsbrief, so dass wir bis heute rätseln, warum er dies tat.) Es gibt aber eben auch jene, die sich nicht sicher sind und mit der direkten Ankündigung einer solchen Tat lediglich Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchten. Da könnte es schon wirken, denn letztlich tangiert es die Welt nicht wirklich, ob einer sich umbringen will oder nicht. Wenn man ihm dies klarmachen kann, ist das eigentlich schon die halbe Miete, denn damit entfällt ein Teil seiner Motivation. Der Text sollte auch keine wissenschaftliche oder grundsatzpsychologische Diskussion lostreten, sondern lediglich eine Satire sein, die - zugegeben - ziemlich zynisch und bösartig klingt. Aber genau dieses herzlose Verhalten lässt den ankündigenden Selbstmörder in einen Spiegel blicken, denn seine Vorgehensweise, nämlich die Gefühle der anderen für seine Zwecke auszunutzen, zeugt von derselben Einstellung. Wie gesagt, das trifft auf keinen Fall auf alle Betroffenen zu, aber eine Menge solcher Ankündigungen haben genau dies zum Ziel...;) Servus Erich, fangen wir mal mit der Widmung an. Du hast Recht, eigentlich bedarf es dieser nicht, in jenem Fall aber inspirierte mich ein Text von Lord Skarak zu diesen Zeilen, so dass ich diesen nicht unerwähnt lassen wollte. Seine Idee lag schließlich meinem Sonett zugrunde. ;) Ansonsten aber hast du die Zielgruppe, an die dieser Text gerichtet ist, gut erkannt und beschrieben (jener wehleidig selbstverliebte Sichselbsttötenwollender). Ich denke, diesem kannst du mit einer solch bitterbösen, zynisch gefühllosen Satire doch ganz schön den Schneid abkaufen. (Eine Ex-Freundin verlangte nach der vollzogenen Trennung einmal von mir, ich möge sie doch nur einmal ein paar Minuten in meiner Wohnung allein lassen. Ich antwortete, ich sei doch nicht verrückt, wenn sie sich das Leben nehmen wolle, dann könne ich ihr ein Seil zur Verfügung stellen, vor dem Haus stände schließlich eine Birke, denn eine solche Schweinerei wolle ich nun wirklich nicht in der Wohnung haben. Das hatte gewirkt, ehrlich.) Natürlich wirkt so etwas nicht bei jedem, aber manchmal spürt man es eben einfach, dass hier nur ein verzweifelter Erpressungsversuch vorliegt. Da kann solch eine Umkehrpsychologie durchaus recht hilfreich sein...;) Zwei deiner Vorschläge habe ich dankbar umgesetzt und dementsprechend den Text geändert. Von S2Z4 mag ich mich nicht trennen...:) Vielen Dank für eure Kommentare und Gedanken zum Thema. Ich fand diese Diskussion sehr anregend...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
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