Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 16.03.2014 18:23

Befangenheit
 
Im Schattenriss des ausgebeinten Willens
erlebt sich Lust in einem neuen Tanze
aus alten Trümmern und erhebt das Ganze
zu Wirbelseligkeiten des Erfüllens.

Aus Taumelschritten wird ein junger Reigen,
aus flachem Ton ein lockendes Schalmeien,
und alles mündet doch in Nieverzeihen,
in peinliche Berührtheit und Verschweigen.

So ist der Mensch, dass er sich lieber schäme,
als zu genießen, was Natur ihm schenkte.
Die Dünkelhaftigkeit gießt ihre Häme

zufrieden über alle guten Geister,
die sie mit Sittlichkeit und Lügen henkte,
als unser aller und der Zeiten Meister.

Chavali 17.03.2014 16:34

Servus Erich,

da hast du ein wahres Wort gesprochen.

Man erlebt es jeden Tag - manchmal auch an sich selbst, dass Befangenheit bei seinem Tun und Lassen
die Oberhand behält.

Und das ist echt schade!
Denn man bereut nur, was man versäumt und nicht getan und erlebt hat....


Die Wortwahl ist ein bisschen verschwurbelt :D -- aber sonst gefällt es mir recht gut,
vor allem des Inhaltes wegen.


LG Chavali

Erich Kykal 17.03.2014 17:19

Hi, Chavali!

Vielen Dank für dein positives Echo, aber gegen das "verschwurbelt" muss ich natürlich schärfstens Einspruch erheben!:D

Für einigermaßen Sprachmächtige ist das klare Ausdrucksweise: Kein Satz über mehr als vier Zeilen! Kein Problem, dem roten Faden zu folgen.:rolleyes:

LG, eKy

Dana 17.03.2014 18:42

Lieber eKy,
wenn man nicht gar zu sprachmächtig ist (:p), bedarf das Lesen schon einiger Konzentration. Danach aber erschliesst sich jener "rote Faden". Nur vier Sätze für ein ganzes Sonett.:)

Die "Befangenheit" betrachte ich nicht ausschließlich als Reue für "Nichtgetanes" (:confused:), sondern viel mehr für anerzogene, aufgezwungene "Sittlichkeiten", "Lügen", denen wir folgen, weil wir uns anders nicht trauen. Selbst dort, wo wir waren oder sind wie wir sind, beschleicht uns immer diese "unwürdige Scham" und Angst vor der Häme, obwohl wir waren oder taten, wonach uns war.
So kam deine "Sprachgewalt" :) (total ernst gemeint) bei mir an.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 17.03.2014 23:16

Hi, Dana!

Dann ist sie durchaus richtig angekommen!:)

Mag sein, dass meine Zeilen zuweilen keine "leichte Kost" sein mögen, ich bin halt von Rilke infiziert und möchte gar nicht anders dichten.
Egal, wo ich sein Werk aufschlage - nach wenigen Seiten laufen mir die Tränen über die Wangen, allein ob der unglaublichen Schönheit seiner tieflyrischen Sprache!
Ich gestehe ein, bei weniger Begabten wie mir klingt es dann ab und an möglicherweise wohl etwas "verschwurbelt"...:o

LG, eKy

Chavali 18.03.2014 08:45

Zitat:

Zitat von Chavali
Die Wortwahl ist ein bisschen verschwurbelt :D -- aber sonst gefällt es mir recht gut,
vor allem des Inhaltes wegen.

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
Ich gestehe ein, bei weniger Begabten wie mir klingt es dann ab und an möglicherweise wohl etwas "verschwurbelt"...:o

Oha, Erich,

das ist deutlich. Danke der Nachhilfe.

Trotzdem freundliche Grüße!
Chavali

juli 18.03.2014 12:44

Hallo eKy
 
Dieses Sonett muß man mit voller Konzentration lesen, was ich gerne getan habe, denn in einer Zeit, in der Schnelllebigkeit zählt, Werbeslogan das Hirn schrumpfen läßt, sind Deine Gedichte und so dieses hier auch, sprachgewaltig.

Ja, es ist schon so, daß die Gesellschaft, die Erziehung, die man genossen hat, dafür sorgt das man Befangen ist, und das es im Leben immer wieder dazu kommt, das man sich fragt: warum habe ich das so, und nicht anders gemacht.

Gerne gelesen und mitgedacht
sy:)

Erich Kykal 18.03.2014 18:31

Hi, Chavi!

Missverständnis??????

Zitat:

Zitat von Erich Kykal (Beitrag 72551)
Ich gestehe ein, bei weniger Begabten wie mir klingt es dann ab und an möglicherweise wohl etwas "verschwurbelt".

Ich bezog mich bei diesem Satz einzig auf mich - nämlich im Vergleich zum zuvor erwähnten Rilke! Andernfalls hätte ich schreiben müssen: "als bei mir"!!! Sorry, wenn das ungünstig formuliert war:(, aber wie du es offenbar interpretiert hast, wäre es grammatikalisch unkorrekt.

Ich gestehe, es kränkt mich doch ein wenig, dass du mir eine derart beleidigende und herabwürdigende Aussage überhaupt zutraust. Ich mag ja ein wenig unsensibel sein ab und zu und in sozialen Dingen ungelenk, aber sowas fiele mir im Traum nicht ein!




Hi, Sy!

Danke für's Reinschauen! Ja, meine Sprachgirlanden sind wohl nicht die leichteste Kost - gerade eben gab es darob offenbar ein unnötiges Missverständnis. Oder liegt es nur daran, dass Chavali den betreffenden Satz nicht sorgfältig genug gelesen hat? Das wird sich hoffentlich klären...

LG, eKy

Chavali 20.03.2014 12:42

Hui und Servus, Erich :)


nun, ich bezog dein Statement bezüglich der Minderbegabten, die deine Texte manchmal
etwas verschwurbelt (what ein Wort :o) finden,
tatsächlich auf mich, weil ich finde, dass ich im Gegensatz zu dir wirklich minderbegabt bin :D

Du sagst, du meintest dich selber und bezogst dich auf Rilke - ok, so soll es sein ;)
Alles ok, alles wieder lieb und du bist ein wirklich toller Dichter!
Das meine ich ernst und wenn ich etwas reicher wäre, hätte ich mir längst alle Bücher von dir bestellt :o


Besonders liebe Grüße!
Chavi

Erich Kykal 20.03.2014 19:50

HI, Chavi!

So SOLL es nicht sein - so IST es! In meiner Antwort weiter oben habe ich erklärt, warum.
Du hast "wie mir" mit "als mir" verwechselt, so einfach ist das. Warum wohl sollte ich dir denn derart an den Karren fahren, sag mal ehrlich!?
Deine Kommis zu meinen Gedichten freuen mich immer wieder sehr, und ich finde, deine Gedichte sind mehrheitlich unter den besten 15% in den Foren!

Nee, glaub's ruhig - ich bin ganz und gar unschuldig in dieser Sache!

LG, eKy

Falderwald 29.03.2014 10:03

Servus Erich,

nun, die persönliche Befangenheit ist wohl eine individuelle Sichtweise und das Resultat aus der Welt in der eigenen Vorstellung.

Wer es nicht schafft, diese zu durchbrechen, wird viel versäumen, was das Leben ihm zu bieten hat.

Man könnte natürlich auch andererseits argumentieren, dass so Befangenen auch eine ganze Menge Jammer, Elend und Verletzungen erspart bleiben, doch was wäre das Leben ohne diese Erfahrungen?

Für mich wäre es ein Leben, wo ich die schönen Dinge auch nicht genießen könnte, weil ich sie nicht als solche empfinden könnte, wenn ich den Vergleich zu den negativen Seiten nicht habe bzw. scheue.

So ist es nun mal, es gehört immer beides dazu. Und ein Leben in Sicherheitsdenken ist ein emotionsarmes Leben, weil eben nicht alle Facetten geschliffen werden können.
Für mich wäre das nichts, obwohl ich sicherlich auch meine eigenen Befangenheiten besitze.

Damit kann ich aber ganz gut umgehen, auch wenn es vor Enttäuschungen nicht immer ganz schützen kann.

Das will ich aber auch gar nicht, denn ein solches Leben wäre für mich wie Suppe ohne Salz, fad und langweilig und immer wieder grübelnd und verzweifelnd, ob der vertanen Chancen - eben befangen.

Ziemlich düster, oder findest du nicht?


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal 29.03.2014 16:58

Oh, ich bin nicht befangen oder schüchtern, und ich kann fürchterlich die Sau rauslassen, wenn's passt. Das ist es nicht. Es war vielmehr eine bewusste Entscheidung, nie zu vertrauen und zu lieben, sowohl um mich, als aber auch, um andere zu schützen. Diese Entscheidung traf ich als Teenager, nicht von gestern auf heute, es war eher ein Lernprozess über Jahre hinweg, aber letztlich saß die Lektion tief genug. Was dazu nötig war, werde ich niemals preisgeben, das sitzt allzu tief und tut bis heute zu weh. Nur soviel: Ich habe den Strick nicht genommen, aber ein paar Mal war es seeeehr knapp...
Wer mit den Tiefpunkten nicht leben kann, lernt ein Leben ohne Höhepunkte schätzen.:rolleyes::cool:

Genug davon!

LG, eKy


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