Was soll das für ein Gott sein
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Hi Chavali,
es ist die alte Diskussion über theodicée und der Freiheit des Menschen. Im Dekalog heißt es z.B.: du sollst nicht töten. Calvinisten würden es da eher mit ,,du darfst nicht töten" übersetzen. Das macht aber einen eklatanten Unterschied aus. Ersteres geht von einer bestehenden Freiheit des Menschen aus, dies auch zu tun, mit der gottgegebenen Empfehlung, in seinem Leben eben nicht zu töten. ,,Du darfst nicht" zieht ein Himmelsgericht nach sich, welches in mancher übersteigerten Über- Ich- Struktur Platz finden mag und auf göttliche Bestrafung wartet. Psychologen bestreiten heute zunehmend die Existenz eines wirklich freien menschlichen Willens. Wollte man diese Frage rein fatalistisch klären, müssten wir von soetwas wie Karma oder Schicksal ausgehen. Meine Meinung dazu ist die der Freiheit. Egal, ob in göttlichem Sinne oder nicht, gehe ich davon aus, dass es immer noch der Mensch ist, der handelt, und für sein Handeln Verantwortung trägt. Ob man darüberhinaus einen Gott für Vulkanausbrüche, Tzunamis, Meteroiteneinschläge oder sogar Kriege zur Verantwortung ziehen s/wollte, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Ob wir letztendlich einem Masterplan zu gehorchen haben entzieht sich ebenfalls meiner Vorstellung. Ich kann die Tastatur bewegen und auf dein Gedicht antworten, oder auch nicht. Das ist die Freiheit, die ich mir vorstelle. Deine existenzielle Frage gottbetreffend geht deshalb für mich ins Leere. Völlig absurd und unsinnig ist die Vorstellung, einer gottgeführten oder gewollten Zwangshandlung mit anschließender Sanktion. Kriege, Seuchen, Katastrophen scheint die Menschheit immer wieder auf ein notwendiges Mass zurückzustutzen, welches dem Kampf um knappe Ressourcen Abhilfe leistet. Das ist Zynismus pur, und dieser Logik ist ebenso schwer zu folgen wie einem Gott, welcher Grausamkeiten zulässt. Aber auch hier scheint mir die humane Einstellung letztendlich das Mittel der Wahl zu sein, und die Wahl räume ich dem Menschen ein. Gerne drüber nachgedacht, Gruß, AZ |
Liebe Chavali,
ein gutes Stammtischgedicht zum "Gotteswahn". Diese Fragen werden oft gestellt und die Antworten der Kirchenvertreter kennt man in- und auswendig. "Gottes Wege sind unergründlich. Er liebt uns und er hilft uns, wenn wir uns ihm zuwenden. Wir sündigen schon, wenn wir hinterfragen." (Ich habe einst in kindlicher Neugier unseren Dorfpastor gefragt: "Was ist, wenn alles gaaanz anders ist?" Nicht weil ich damals schon so tiefgründig nachgedacht hätte. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als das Jesu Geburt in einem unserer Dorfställe geschehen wäre. Es war ein Traumgedanke, der keinen Zentimeter vom Glauben entfernt lag. Seine Antwort war kurz und wirkte auf mich bedrohlich: "Schon für diese Frage kommst du in die Hölle.") Ich habe mit Interesse auch die Antwort von AZ gelesen und ihren Gedankengängen weitgehend zugestimmt. Jedoch denke ich, dass solche Antworten von Menschen kommen, die in Freiheit leben dürfen und sollen. Dein Gedicht spricht aber jene an, die unfreie Menschenmassen für ihre Machtausübung benutzen - seit Anbeginn und unverändert bis heute. Soldatenheere sind auf Menschenbefehl für Gott gemetzelt worden. Unbekehrbare wurden lebendig verbrannt, gefoltert. Bei solchen Bildern wagt kein Nachdenkender eine Ablehnung. Es ging immer um die nackte Existenz und auferlegte angsteinflößende Dogmen - bis heute und ganz sicher bis morgen. Wenn Katastrophen stattfinden, die von Menschen geschaffen wurden, dann weiß man es und darf sich dagegen auflehnen. Wenn mir aber erzählt wird, dass Vulkanausbrüche, Tsunamis und Kriege Gottes Prüfungen und Strafen sind, dann muss ich lachen. Für dieses Lachen kann ich aber, je nachdem wo ich lebe, getötet werden. Natürlich gehen Gedichte und Diskussionen ins Leere - alles andere findet sichtbar statt. Mir ist aber aufgefallen, dass in den letzten Jahren immer mehr öffentlich gegen "Gottreligion" gewettert werden darf. Und doch ist die Angst vor denkenden Menschen größer. Es ist sicherer zur Machterhaltung (auch der politischen), über dem Ganzen einen alles sehenden Gott walten zu lassen und dafür sind Religionen notwendig. Nochmals, gut gemacht - aber ich darf mich auch nicht in Rage reden.;) Liebe Grüße Dana |
Hi chavilein, |
Liebe Chavali,
die Fragen, die dein Gedicht aufwirft, habe ich mir selbst auch oft gestellt. Und es scheint verdammt einfach, daß sich Menschen in ihrem ureigenen Handeln hinter einer Religion bzw. konkret hinter „Gott“ verschanzen und so ihr beispielsweise barbarisches Tun rechtfertigen. Es ist m.E. nicht ein imaginärer „Gott“, der Kriege anzettelt, für Katastrophen, Hunger und Krankheiten bzw. Seuchen sorgt. Dies verursachen die Menschen selbst – tragen demnach auch selbst die Verantwortung für ihr Verhalten. Ich würde es gebotener Weise sogar „kollektiven Wahn“ (in Anlehnung an den Begriff „Gotteswahn“) nennen, was bedeuten könnte, daß die Menschen, die im Namen Gottes oder einer/ihrer Gottheit andere Menschen zB. quälen oder gar töten, quasi verrückt sind. Ich habe zumindest mir somit die Frage nach dem „Was soll das für ein Gott sein“ beantwortet; wobei mir als Einzelperson persönlich die Hände gebunden sind, all dem Radikalismus tatsächlich Einhalt zu gebieten. Alles Liebe von Carmen |
Liebe Dichterfreunde, |
Hi Blacky, |
Hi chavilein, |
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Hi Chavi,
also ich weiß nicht...:D Eigentlich ist das doch alles Menschenwerk und dem lieben Herrgöttle solche Dinge in die Schuhe zu schieben, wäre wohl nicht ganz gerecht, oder? Man könnte dies lediglich als "billigend in Kauf nehmen" betrachten, denn wenn jemand Verbrechen jedweder Art duldet, wenn er sie verhindern kann, macht sich natürlich auch schuldig. Und somit müsste das liebe Herrgöttle vor einem menschlichen Gericht schuldig gesprochen werden. Strafmildernd kommt natürlich hinzu, dass er ja auch oft nur von seinen Gläubigen für solche Taten benutzt wird. Also wird das Urteil milde ausfallen und alle können weiter fröhlich an ihn glauben. :) So einfach ist das...;) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
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