Gedichte-Eiland

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Chavali 15.10.2012 22:16

gebet an das leben
 



nimm den groll von meiner seele
dunkler felsenschatten sicht
grab ein loch in schwarze erde
senk das müde angesicht
leg die leiden tief hinein
sollen nicht mehr sichtbar sein
gib erkenntnis auf dem wege
alles soll vergangen sein
brich die grenzen von dem stege
schieb beiseit den schweren stein

...zögerlich nur ahne ich
was mir kaum erinnerlich...



Version II



...nimm den Groll von meiner Seele,
dunkler Felsenschatten Sicht,
grab ein Loch in schwarze Erde,
senk das müde Angesicht.
Leg die Leiden tief hinein,
sollen nicht mehr sichtbar sein.
Gib Erkenntnis auf dem Wege -
alles soll vergangen sein.
Wende ab die Schicksalsschläge,
schiebe fort den schweren Stein.

...zögerlich nur ahne ich
was mir kaum erinnerlich...






Cebrail 15.10.2012 23:57

He Katzi,
als ich deine Überschrift las, habe ich mir erst einmal darüber Gedanken gemacht
was ein Gebet eigentlich ist.
Weißt du, ich habe immer meine Zweifel wenn von reiligösen Handlungen gesprochen wird und bei einem Gebet ist es in der Regel ja eigentlich so,
dass der Betende sich einem höheren tranzendentem Wesen zuwendet.
Deine Idee, ein Gebet an das Leben als solches zu richten finde ich interessant.
Alleine die Gedankengänge die sich gerade in mir breit machen könnten schon abendfüllend werden.
Siehst du, schon mit dem Titel hast du was erreicht und wenn es auch nur
ich bin der sich mal wieder sein Hirn verrenkt. ;-)

Zu deinen Zeilen.
Hier kann ich mich wieder mal gut hineinversetzen und die Wünsche des "Betenden" nachvollziehen, manchmal wünscht man sich einfach dass
einem die Last genommen wird.

Auch hier hast du wieder einen Rhythmus gefunden der wirklich gut gebetet
werden kann, ich stelle mit das gerade hundertstimmig mit einer Portion
Kirchenhall vor, wenn die Meute dann noch beweihräuchert wird, hat dein Gedicht wirklich Kirchenpotential (das Letzte nimm bitte nich zu ernst, es soll kein Spott sein)

Ne, nun mal wirklich. ;-)
In manchen Situationen kann ein Gebet wirklich helfen und man kann daraus neue Kraft schöpfen, die Hoffnung aufleben lassen und ein Pol für den Betenden sein von dem aus er neue Orientierung finden kann.
Gefällt mir.
Aber,
jetzt kommts, ;-)
Zitat:

brich die grenzen von dem stege
schieb beiseit den schweren stein
Diese beiden Zeilen sind aus meiner Sicht noch nicht so stimmig,
vor allem das "beiseit", aber so spontan habe ich auch keinen
anderen Einfall, wenn es denn überhaupt einen braucht, ist ja mal
wieder subjektiv.
Was mir aber besonders gefällt sind diese;

...zögerlich nur ahne ich
was mir kaum erinnerlich...

Auf jeden Fall habe ich großen Gefallen an deinem Gedicht und werde mir sicherlich noch einiges an Gedanken darüber machen.
Wie ich immer so schön sage, sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße
C.

Thomas 16.10.2012 10:06

Hallo Chavali,

sehr schön!

Schön auch die Gedanken von Cebrail.

Mir persönlich ist nur der Lesegenuss etwas gemindert, weil mich die Interpunktionslosigkeit stört. Wird dadurch wirklich etwas gewonnen?

Liebe Grüße
Thomas

Chavali 16.10.2012 18:12

Hi Cebi,

freut mich, dich auch hier zu sehen :)
Zitat:

Deine Idee, ein Gebet an das Leben als solches zu richten finde ich interessant.
Mein Gebet soll keinen religiösen Charakter haben und hat es auch nicht.
Ich kann gut verstehen, dass der Leser erst einmal an einen solchen denkt, wenn er den Titel liest.
Ich hatte auch mal ein Gebet der Dichterin geschrieben und gerade denke ich,
dass ich doch die Reihe fortsetzen könnte, Gebete zu schreiben,
die weltlichen Inhaltes sind...
Danke für den Denkanstoß ;)
Zitat:

Zitat:

Zitat:
brich die grenzen von dem stege
schieb beiseit den schweren stein
Diese beiden Zeilen sind aus meiner Sicht noch nicht so stimmig,
vor allem das "beiseit", aber so spontan habe ich auch keinen
anderen Einfall, wenn es denn überhaupt einen braucht, ist ja mal
wieder subjektiv.
Stimmt irgendwie - jetzt, wo du es sagst.
Ich werde die Zeilen überarbeiten, stelle sie dann als Zweitversion unter die erste.
Zitat:

Auf jeden Fall habe ich großen Gefallen an deinem Gedicht und
werde mir sicherlich noch einiges an Gedanken darüber machen.
Darüber freu ich mich sehr und sage *danke* :)


Hallo Thomas,
Zitat:

sehr schön!

Schön auch die Gedanken von Cebrail.
Ja, danke, das finde ich auch :)
Zitat:

Mir persönlich ist nur der Lesegenuss etwas gemindert, weil mich die Interpunktionslosigkeit stört.
Wird dadurch wirklich etwas gewonnen?
Mein Gedanke war, dass man ein Gebet etwas monotoner spricht als die übliche wörtliche Redeweise.
Da ich aber ohnehin die von Cebi angesprochenen zwei Zeilen ändern will,
stelle ich die geänderte Version mit Interpunktion ein (unter das Original).
Okay?



Euch beiden liebe Grüße,
Ch. (k.)

Thomas 16.10.2012 18:57

Liebe Cavali,

vielen Dank. Die zweite Verison ließt sich für mich noch schöner.

Liebe Grüße
Thomas

Chavali 16.10.2012 19:41

Zitat:

Zitat von Thomas (Beitrag 64669)
Liebe Cavali,

vielen Dank. Die zweite Verison ließt sich für mich noch schöner.

Liebe Grüße
Thomas

danke, Thomas :)

ginTon 16.10.2012 19:45

hallo chavilein...

Klasse Text, dies vorab. Ich las ihn gestern schon und war sofort angetan, da
der Text sich auch wie ein Gebet liest. Die Interpunktion würde ich persönlich
weglassen: erstens, weil die Zäsuren eeh immer am Zeilenende stehen und
zweitens, warum jemanden einen Leserhythmus aufzwingen, dies würde ich
nur dort machen, wo es wirklich nötig ist. Hier ist es nicht der Fall, da man
wie gesagt automatisch bis zum Zeilenende liest...

Zu dem Gedicht: mir gefällt, dass Paarreim, umschlossener Reim und Kreuzreim
sich sehr stark verweben, sozusagen zu einem homogenen Ganzen...

Gerade in den unruhigen, heutigen Zeit passt der Text finde ich auch inhaltlich sehr gut..

insgesamt gefällt mir der Text sehr :) liebe Grüße gin

Dana 17.10.2012 22:14

Liebe Chavali,

auch ich zögerte zunächst beim Titel und bin ob der "Aufklärung" über Cebis Nachfrage erleichtert.;)
Bin mit dir und euch völlig einig, dass ein Gebet frei von Religiösität gesehen werden kann und es auch sollte.

Zugleich beziehe ich Stellung zu den zwei vorgestellten Versionen und entscheide mich für die zweite.:)

Nun zum Gedicht selbst:

Ein sehr inniges und für mein Empfinden auch für den Leser gut nachempfindbar. Man muss die Lasten und Sorgen des lyr. Ich nicht kennen.
Beim Lesen selbst, betet man zugleich für sich mit - das macht das Gedicht aus. Es berührt und bewegt.

Nur hier:

Zitat:

Zitat von Chavali
Enthebe mich der Schicksalsschläge,
schiebe fort den schweren Stein!

...zögerlich nur ahne ich
was mir kaum erinnerlich...

Durchgängig beginnen die Verse mit betonter Silbe, bis auf "Enthebe..." und "was mir kaum...

In den beiden Schlussversen stört es nicht, sie stehen für sich.

"Wende ab die Schicksalsschläge,
schiebe fort den schweren Stein."

Schau mal, ob du darauf eingehen kannst.

Sehr gern gelesen, kommentiert und mitgebetet,
Dana

Chavali 28.10.2012 19:42

Holla, hier stehen ja noch Antworten aus :):)

hi ginnie
Zitat:

Die Interpunktion würde ich persönlich
weglassen:
kann man machen, hatte ich auch (als Versuch).
Man liest dann eher wie ein Gebet - ohne Tonnuancen, etwas leierig (nicht negativ)
und das hab ich ja in Version I.
Aber der Text ist ja nur in übertragenem Sinne ein Gebet, deswegen lass ich es mal mit Interpunktion stehen (bei Version II).
Zitat:

mir gefällt, dass Paarreim, umschlossener Reim und Kreuzreim
sich sehr stark verweben, sozusagen zu einem homogenen Ganzen...
Das freut mich.
Danke!


Liebe Dana,
Zitat:

"Wende ab die Schicksalsschläge,
schiebe fort den schweren Stein."

Schau mal, ob du darauf eingehen kannst.
Das liest sich geschliffener. Ich denke schon, dass ich darauf eingehen kann,
die Stelle diesbezüglich zu ändern :)
Zitat:

Ein sehr inniges und für mein Empfinden auch für den Leser gut nachempfindbar. Man muss die Lasten und Sorgen des lyr. Ich nicht kennen.
Beim Lesen selbst, betet man zugleich für sich mit - das macht das Gedicht aus. Es berührt und bewegt.
Das ist ein schöner Kommentar und spiegelt meine Intention wider.
Auch dir meinen innigen Dank!



Euch beiden liebe Grüße,
Chavali




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