Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 05.07.2018 12:09

Dreifaltigkeit
 
Drei Dinge brauchen wir für wahres Leben:
Die Liebe, die Vernunft sowie das Wissen.
Wer diese fügt, wird keine Wohltat missen,
und was ihm zugemessen, vielfach geben.

Wir brauchen keine Herren, um zu dienen,
Altäre nicht, sie darauf anzubeten,
und keine Losung, die ein Um-sich-Treten
ermächtigt mit erbarmungslosen Mienen.

Die Wahrheit nicht, denn sie verkauft sich billig,
die Freiheit nicht, die jeder anders achtet
und keinen Gott, der nach Verehrung trachtet
und herrscht, ob zornig oder segenswillig.

Drei Dinge brauchen wir für wahres Leben:
Die Liebe, die Vernunft sowie das Wissen.
Auf diese Pfeiler gründe dein Gewissen
und mündige dein Werden und Bestreben.

Thomas 05.07.2018 19:57

Lieber Erich,

wo Liebe und Vernunft ist, da ist das nötige Wissen sicherlich auch vorhanden, weshalb es sich eher um eine Zweifaltigkeit handelt.

Wenn man, wie du es im Gedicht tust, auch noch sieht, dass die "Wahrheit" nicht das Höchste ist, weil wir nur meinen und glauben können, dann verschiebt sich die Dreieinigkeit in folgende Richtung:

"Und wenn ich alle Geheimnissewüßte und alle Erkenntnis hätte und allen Glauben, so daß ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen."

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 05.07.2018 23:25

Hi Thomas!

Glaube gilt nicht, weil der genauso beliebig ist wie die Wahrheit: Jeder hat da sein eigenes Zielfoto im Kopf ...
Und er versetzt keine Berge - das macht die Plattentektonik.

Hoffnung ist der einzige aktive Gedanke der Passiven ... - so bleibt die Lebensuntüchtigkeit selbsterhaltend.

Und Liebe und Vernunft bleiben ohne Wissen ein bestenfalls subregionales Vorkommnis ...

LG, eKy

Thomas 06.07.2018 08:28

Lieber Erich,

seit der Mensch nicht mehr allein nach Instinkten handelt, muss er mit der Hoffnung (und ihrer dunklem Schwester Sorge) leben, tüchtig oder untüchtig.

Unser Wissen ist, wie ich glaube, eine Form von Glauben. Überspitzt gesagt, ein Resultat des Aufklärungsglaubens an die Objektivierbarkeit der Erkenntnis. Das mit dem "Berge versetzen" empfinde ich als eine schöne poetische Metapher, die nicht nach geologischen Erklärungen sucht.

Das ist aber nicht so wichtig. Das wesentliche Problem ist die Überschrift, da du von 3 Dingen sprichst und nicht von einer (sich in 3 notwendig miteinander verbundenen Dinge entfaltenden) Einheit.

Liebe Grüße
Thomas

Chavali 06.07.2018 10:20

Hi Erich,

der Titel *Dreifaltigkeit* ist ein Begriff aus der christlichen Theologie.
Die *Wesenseinheit* Gottes als Vater, Sohn und Hl. Geist :rolleyes:
Da sag ich dir nix Neues.

Du verwendest ihn ihn dem Gedicht nach deinem Verständnis.
Das ist legitim, wenn auch für gläubige Menschen sicher ein wenig seltsam, denn die verbinden
damit tatsächlich Glaube - Liebe - Hoffnung, wie es in der Bibel formuliert wird und verstanden werden will.

Zweifellos ist dein Gedicht feinst geschrieben, ohne jeden Makel,
aber auch ein bisschen schulmeisterlich (Strophe 4) :D

LG Chavali

Erich Kykal 06.07.2018 15:38

Hi Thomas!

Du argumentierst philosophisch, ich naturwissenschaftlich. Das sind unterschiedliche Präliminarien.


Hi Chavi!

"Dreifaltigkeit" ist auch ein Begriff für dreifach Vorhandenes oder etwas aus drei Teilen Bestehendes.
Höchstens mit einem Umlaut kann man spielen: zB.: "Ein Triptychon ist dreifältig gestaffelt."
Wir hören den Begriff bloß ständig nur im religiösen Kontext als Bezeichnung für die (genau genommen) "Dreieinigkeit" von Gott Vater, Sohn und den heiligen Geist (ziemlich schizo, wenn man mich fragt, aber das hatten wir ja auch schon beim Persönlichkeitswandel Gottes vom alten zum neuen Testament ... :rolleyes::Aua), deshalb wird er weitestgehend nur so interpretiert.

Aber das passt mir durchaus, denn mit "Glaube" kann ich nichts anfangen und mit "Hoffnung" eher wenig. Somit fallen zwei der drei religiösen Begriffe für mich schon mal durch den Raster. Sogar "Liebe" habe ich mir persönlich mittlerweile abgewöhnt - allerdings kann ich mich erinnern, daher gestehe ich diesem Teil seinen Wert für die Menschheit an sich zu. ;):cool:


LG, eKy

Eisenvorhang 07.07.2018 23:25

In der Mathematik und in der Logik versteht man unter Dreifaltigkeit auch den Terminus der „Komplexen Systeme“.

Im Grunde geht es um Bedingungen, die sich einander ergänzen und so ein eigenes Ökosystem bilden. Das hat man im Leben ganz oft bzw. basiert vieles darauf. Eben auch unser Leben - die Zahl drei ist besonders interessant. (weils sie als Prim im Leben oft vorkommt)

Nur als Ergänzung.

vlg

EV

Erich Kykal 08.07.2018 12:31

Hi EV!

Danke für diese neue Facette! :)

Ja, die zahl drei war immer schon "magisch", die Trinität spielte überall eine große Rolle.
Sei es die Grundform der Familie - Vater, Mutter, Kind oder Triviales wie die "Drei Musketiere", die diese Vorstellung beständig verstärken.
Auch gilt das Dreieck als die stabilste geometrische Form ...
Troika, Triumvirat, Dreifaltigkeit - die 3 ist überall im Forum der Macht!

LG, eKy

Erich Kykal 10.07.2018 16:49

Hi, BR!

Vielen Dank für die freundlichen Argumente! :)

Aber ein Glaube sollte es mit Vernunft und Wissen ja gerade NICHT werden. Reden wir da also lieber von einer Lebensprämisse oder so... ;)

LG, eKy


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