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Galapapa 16.11.2010 10:56

Christrosenzauber
 
Dezembermorgen, Frost und Kälte nagen
an kahlen Hecken, am Geäst im Baum,
das Leben dämmert stumm im Wintertraum
und leidet nicht in diesen kurzen Tagen.

Das Wachstum ist in Knospen eingefroren,
aufs Land hat sich, weiß glitzernd, unbewegt,
des Winters kaltes Schlummertuch gelegt,
der Weiher hat sein Wellenspiel verloren.

Versteckt am Zaun zwei glänzend grüne Blätter,
in ihrer Mitte, grünlich, samtig weiß,
trotzt regungslos und zart in Schnee und Eis
die Christenrosenblüte stolz dem Wetter.

Falderwald 04.12.2010 20:46

Guten Abend Galapapa,

das ist ein sehr schönes Gedicht über die Christrose.

Strophe eins beschreibt den Winterzustand und die Ruhe, die sich die Natur jetzt gönnt.
Sie verharrt wie im Traum und wartet auf die Dinge, die da kommen.

In Strophe zwei wird die Beschreibung noch weiter ausgeführt und damit das "kalte und unwirtliche" Gefühl verstärkt, denn selbst das Wasser fängt nun an zu gefrieren.

Die dritte Strophe jedoch zeigt, daß sich die Natur keineswegs vollständig zur Ruhe begeben hat, denn es gibt immer noch ein Geschöpf, welches diesem unwirtlichen Klima trotzt: nämlich die Christrose.

Das hat mir wirklich gut gefallen und es ist eine schöne Naturbeschreibung.

Allerdings hat das Fehlerteufelchen zugeschlagen.
Nämlich in S2/Z3: "des Winters kaltes Schlummertuch gelegt,"

Zuerst ist mir das gar nicht aufgefallen, obwohl es sich direkt irgendwie komisch anhörte.
Erst als ich es hinterfragte, fand ich dann den Fehler:

Frage: Was hat sich glitzernd, unbewegt aufs Land gelegt?

Antwort: Das kalte Schlummertuch des Winters (was übrigens eine wunderschöne Metapher ist.)

Es müsste also heißen: "des Winters kalte Schlummertuch gelegt"
Was meinst du?

Insgesamt ein schönes Gedichterlebnis.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Galapapa 09.12.2010 11:06

Christrosenzauber
 
Hallo Falderwald,
hab herzlichen Dank für Dein schön formuliertes Lob!
Ich hatte vor einigen Jahren einen Garten, an dessen Westseite, im Schatten einer mächtigen Kiefer, wuchs eine viele Jahre alte Christrose. Ihre zart grünlich-weißen Blüten bezauberten mich jedes Jahr wieder. Selbst eisige Kälte und Schnee konnten ihr nichts anhaben.
Zu dem Genitivproblem möchte ich sagen, dass sich Deine Verbesserung für mich sehr "fremd" anhört. Ich würde meinen, dass "kalt" hier zum Schummertuch gehört und die Formulierung "kaltes" richtig ist. Die Antwort auf Deine Frage ist also nicht "...das kalte Schlummertuch des Winters..." sondern "...des Winters kaltes Schlummertuch...". Das "s" an "kalte" wird meiner Meinung nach durch den Genitiv generiert.
Ob ich Recht habe, da bin ich mir allerdings nun auch nicht mehr so sicher. "Des Winters kalte Schlummertuch" aber klingt für mein Sprachgefühl falsch.
Vielleicht gibt's ja noch mehr Stimmen dazu.
Danke und einen herzlichen Gruß an Dich!
Galapapa :)

Falderwald 11.12.2010 19:59

Guten Abend Galapapa,

ich bin kein notorischer Besserwisser, aber hier bin ich mir sicher, daß es "des Winters kalte Schlummertuch heißen muss.

Warum?

Nehmen wir einmal den ganzen Satz:

Aufs Land hat sich, weiß glitzernd, unbewegt, des Winters kalte Schlummertuch gelegt.

Wer oder was hat sich weiß glitzernd, unbewegt, aufs Land gelegt?

Das kalte Schlummertuch des Winters.

Wir haben es hier also ganz eindeutig mit einen (bestimmten) Nominativ zu tun.
Auch wenn es sich im ersten Moment fremd anhört, so ist es doch richtig, denn das Adjektiv "kalte" bezieht sich auf das Schlummertuch und ist hier dementsprechend attributiv eingesetzt und steht somit abhängig vom Bezugswort, hier das "Schlummertuch".
Weiterhin heißt es auch nicht "ein kaltes Schlummertuch", sondern "des Winters kalte Schlummertuch" und ist somit ein ganz bestimmtes Schlummertuch, nämlich das (kalte Schlummertuch) des Winters.

Ein weiteres Beispiel:

Des Sommers bunte Blütenkleid hat sich aufs Land gelegt.
Umgestellt: Das bunte Blütenkleid des Sommers...



Liebe Grüße :)

Bis bald

Falderwald


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