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Ibrahim 06.07.2010 09:17

Wie ... (1)
 
Wie der Kohlweißling zu seiner Farbe kam

Der Herrgott war beinahe fertig
im schmetterlichen Schöpfungsakt,
da wurde er mit Schreck gewärtig,
die Farb war aus, fatal, vertrackt.

Die Engel suchten hinter Wolken,
auch Petrus wusste keinen Rat.
So wurd ein Cumulus gemolken,
ergiebig zwar, doch etwas fad.

Ein Rest von Trauermanteltinte
genügte für ein Tupfenpaar.
Nun weiß man, wie des Himmels Finte
dem kohlig Weißen Pate war.


Wie der Lavendel zu seiner Aufgabe kam


Der Herrgott hörte Erdenklagen,
es roch nicht gut an vielen Orten.
Man sprach von üblen Mottenplagen
in ganz und gar nicht frommen Worten.

Gott Vater dachte nach und suchte
nach Kräutern mit besondren Düften,
gewahr (weil Petrus es verbuchte),
dass Menschen äußerst ungern lüften.

Es fiel ihm schwer, sich zu entschließen,
so griff er (typisch Gott) zum Pendel.
Das Los in Kästen zu verdrießen,
traf (endreimlogisch) den Lavendel.


Wie der Schillerfalter zu seinem Namen kam


Der Herrgott saß auf goldnem Throne,
ließ Schwärmer, Falter aufmarschieren.
Er schritt zur Taufe, gar nicht ohne,
ein Schmetterling zeigt oft Allüren.

Ein Fürwitz drängelte zum Gotte,
ersuchte um den Namen Goethe.
Vor Lachen, möglich auch zum Spotte,
kam Misston von der Engelsflöte.

Der Himmelvater, Faust im Kopfe,
Mephisto gleichfalls, wurde stiller.
Er gab dem unverschämten Tropfe
den Namen nach dem Schwaben Schiller.


Wie die Kuh zu ihrem Namen kam

Der Herrgott schuf auch Lebensformen,
ganz abseits aller Freilandnormen,
zum liebevollen Hausgebrauch
(als Rohstoff für den Kochtopf auch).

Er nannte diese Pferd, Kaninchen,
rief Gans sie, Schwein und Honigbienchen.
Das Tier jedoch, das melkbar war,
blieb namenlos, wie sonderbar.

Ein Cherub (Engel, schön, beflügelt)
hat wissensdurstig ausgeklügelt,
beziehungsweise abgeschaut,
wie dieses Wesen ständig kaut.

So machte man nicht lange Faxen
und nannte für die Angelsachsen
das Horntier kurz und bündig Kau
(die Schreibung war nicht so genau).

Dann setzten auch die Germanisten
das Vieh auf deutsche Namenslisten.
Für Gott (er gibt es gerne zu)
ein langer Weg bis hin zur Kuh.

Dana 06.07.2010 17:39

Lieber Ibrahim,

man hat oft aus der Not eine Tugend gemacht.
Du hast recht "tugendhafte" Gedichte zum Thema geschaffen.

Es gibt doch ein Lied: "Dem Herrn Pastor sien Kauh, jo, jo" :D

Bei fast allen Tieren findet man einen passenden "Entstehungsreim". Versuch mal einen auf "Mensch" zu finden.:confused:

Gern gelesen und breit gegrinst,

liebe Grüße
Dana

Quicksilver 09.07.2010 10:23

Hallo Ibrahim,

das sind wirklich köstliche Entstehungsgedichte. Ich habe herzhaft gelacht und deine Leichtigkeit und Kunstfertigkeit bewundert.

Grüße
von
Quicksilver


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