Gedichte-Eiland

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Laie 14.03.2018 19:14

Labyrinth
 
Ich bin ein Labyrinth. In meinen Gängen
irrt eine Seele traumverarmt umher.
Die dunklen Mauern neigen sich und drängen
an sie heran und werden mehr und mehr,
fast so, als ob das Irren selbst sie baute,
und jedes Licht zu neuen Schatten graute,
und jeder Anfang wie ein Ende wär.

Und diese Seele weiß nichts von den Dingen,
auch daher ist sie klein und stumm und bang.
Oft ist der Tag ihr ein Nachatemringen,
wie ein Sichfragen, wie ein Untergang,
aus dem sich Zweifel heben; diese schallen
von ausdruckslosen Wänden und sie ballen
sich tief in ihr und leben viel zu lang.

Thomas 14.03.2018 19:24

Lieber Laie,

spontant fällt mir ein statt:
"sich tief in ihr und leben viel zu lang."
zu sagen:
"sich tief in ihr und hallen viel zu lang."

Weil sie ja zwei zeilen davor Klang sind.

Liebe Grüße
Thomas

Laie 14.03.2018 20:49

Hi Thomas,

vielen Dank für den spontanen und guten Vorschlag! Ich werde darüber nachdenken :)

Gruß,
Laie

Chavali 15.03.2018 07:32

Hallo Laie,

da hat sich das LyrI selbst analysiert und herausgefunden, dass es noch zu sich selbst finden muss
in diesem Gedanken- und Seelenlabyrinth.

Ich finde es sehr intelligent geschrieben und gut so, wie es ist.

Gern und mehrfach gelesen, denn dem Leser muss erst einmal eingehen,
was es mit der Aussage auf sich hat.
Da gibt es kein *Drüberweglesen* wie bei vielen seichten Texten, die man schon durch
die Überschrift versteht ;)

LG Chavali

Laie 15.03.2018 15:06

Hi Chavali,

ich freue mich über dein Lob und deine Gedanken!

Es ist für meine Verhältnisse wirklich ein eher schwerer Text, das habe ich selbst beim Schreiben schon bemerkt.

In deiner Analyse zum LI würde ich das ''muss'' zu einem ''kann'' ändern, denn die Seele hat ja das Bedürfnis, aus dem Labyrinth zu finden, schafft es aber (noch) nicht.

Vielen Dank für deinen Kommentar :)

Gruß,
Laie

juli 16.03.2018 10:52

Hi Laie,

Das ist ungewöhnlich für dich, nachdenklich,´und düster. Du beschreibst mehr. In dem Gedicht klingt Distanz an. Und dennoch spürt der Leser die Intension des Li.

Ein Seelenlabyrith.

Sehr gerne mehrfach gelesen, weil es dazu auffordert sy

:Blume::Blume::Blume:

Sufnus 16.03.2018 11:51

Gedankenvoll und formal ohne jeden Fehl und Tadel... was soll man da machen außer lobenlobenloben! :)
Sehr sehr gerne gelesen.

Erich Kykal 16.03.2018 19:50

Hi Laie!

Dein Talent: Egal, wie lang der Satzwurm wird, wie viele Verschachtelungen, attributive Einschübe oder Verzweigungen er enthält - du schaffst es, den Leser stringent hindurchzuführen, ohne dass er fürchten muss, den Faden zu verlieren, und das bei so viel sprachlicher Opulenz, die dennoch niemals aufdringlich oder behindernd zu wirken scheint.

Ein großes Talent! :):Blume:

Allergernst gelesen und bewundert!

LG, eKy

Dana 16.03.2018 19:56

Lieber Laie,
als ich vor vielen Jahren das erste Mal ein Labyrinth auf einem Jahrmarkt betrat und nicht wieder heraus fand, erlebte ich unendliche Peinlichkeit. Sie war nicht minder erdrückend als die Seelenpein in deinem Gedicht.
Eine wiederkehrende Seelenpein und immer viel zu lang.
Ich liebe Traurigkeiten in Gedichten. Sie zeigen auf, dass man mit den eigenen nicht alleine ist.
Und noch etwas. Mit den Jahren erfährt man, dass man aus jedem Tief wieder auftaucht; und sei es nur darum um wieder abtauchen zu müssen.
Ich mag Deine Gedicht sehr.
Liebe Grüße
Dana

Laie 17.03.2018 20:12

Hi sy,

vielleicht scheint durch die Vielzahl meiner Gedichte ein positver Gedanke. Aber ab und an muss ich auch meine abgründigen Empfindungen aufschreiben. In diesem Fall etwas ausführlicher.

Schön, dass er trotz der Schwere gefällt :)


Hi sufnus,

dein Kommentar ehrt mich. Ein großes Dankeschön an dich!


Hi eKy,

es freut mich, dass die Leserlichkeit gegeben ist. Das könnte zum Teil daran liegen, dass ich bei komplizierteren Sätzen meist selbst aus der Bahn fliege, und ich sie deshalb möglichst verständlich (auch für mich) formulieren will.

So kann eine Schwäche zu einem Talent werden :D


Hi Dana,

traurige Gedichte lässt man viel tiefer in sich sinken als Gedichte über Glück. So geht es mir zumindest oft. Und neben dem Lesen solcher Gedichte, hilft es natürlich, darüber zu schreiben und zu reflektieren.
Das Auf und Ab im Leben ist wohl, was die reine Existenz überhaupt zum Leben macht. Ist nur zu hoffen, dass die schlechten Zeiten kein Übergewicht einnehmen.

Ich freue mich über deinen Kommentar :)


Viele Grüße,
Laie


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