Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 08.09.2015 10:05

Was sind wir denn?
 
Wozu noch Welt, wozu sich noch bemühen,
wenn doch nur Kälte bleibt in fernen Blicken?
Wozu sich noch an andere verschicken,
wo Schweigen und Verachtung dir erglühen?

Wozu sich noch am anderen verwunden,
der selbst sich wohl zutiefst verwundet fühlte
und alles, was im kranken Herzen wühlte,
dir auflud, nur um selber zu gesunden?

Was sind wir denn als ewig missverstanden,
wenn uns ein unbedachtes Wort entgleitet,
und die Gefühle, die uns einstmals banden,

verkehren sich und werden uns zu Waffen.
So wird der Schmerz, den unser Tun bereitet,
zur Hölle, die wir selber uns erschaffen.

Thomas 08.09.2015 10:32

Lieber Erich,

leider gehört für sensible Menschen der Schmerz zum Leben dazu, aber auf der anderen Seite dafür auch Liebe und wahrhafte Freude (nicht nur Spaß). Ich für meinen Teil möchte nicht weltabgekehrt und -abklärt leben, lecke bisweilen tapfer meine Wunden und versuche ein neues Lied.

Hoffentlich geht es deiner Lunge bald wieder ganz gut.

Liebe Grüße
Thomas

Auch an deine Katzen, sie sollen sich gut um dich kümmern.

Erich Kykal 08.09.2015 14:17

Hi, Thomas!

Der Lunge geht es wieder (einigermaßen) gut, die Rekonvaleszenz wird sich noch ein Weilchen hinziehen. Über die geschwollene Milz und den hohen Blutdruck mache ich mir später Gedanken...

Was das Seelische betrifft: Ich bin ganz deiner Meinung, auch wenn ich noch mitten auf dem Weg bin vom Wundenlecken zu einem neuen Lied...

Vielen Dank für deine Anteilnahme!

LG, eKy

juli 08.09.2015 18:06

Lieber eKy :)
 
Ich tippe mal, das sind Worte, nach einer Trennung von einem geliebten Menschen mit dem man zusammengelebt hat. Du beschreibst in deiner unnachahmlichen Art, den Zustand der Wortlosigkeit. Keiner traut sich etwas zu sagen, weil die Vergangenheit noch zu nah ist, die eigene Verletzlichkeit zu groß und das grämen über die Welt überwiegt.... :)

Das fällt mir zu dieser Anklage ein. Ich sitze hier und nicke zustimmend, weil mir das Traurige so richtig gefällt.:Blume::Blume::Blume:

Sehr gerne gelesen sy

Erhole dich gut, und genieße das Schnurren deiner Kater

Erich Kykal 08.09.2015 21:09

Hi, Sy!

Du liegst ein wenig daneben, aber es wäre durchaus auch so deutbar!

Die Person, die gemeint ist, wird es verstehen, wenn sie es liest. Es handelt sich dabei allerdings nicht um dieselbe Person wie in "Gekappte Fäden", sondern um eine andere, die sich mir gegenüber seit meinem Besuch ganz und gar in Schweigen hüllt - warum auch immer.

Ich habe zwar so meine Vermutung, woran es liegen könnte, aber ich kann nicht sicher sein. So oder so aber keine Art, mit einem (behaupteten) "Freund" umzugehen, ihn einfach so in der Luft hängen zu lassen.

So habe ich diesen Sommer gleich zwei Menschen verloren, die mir lieb waren, die ich an mich herangelassen hatte, weil ich sie gern hatte und ihnen vertraute. Das - und vor allem die Art des Verlustes - hat mich sehr verletzt und in sozialen Dingen verunsichert - und sicher war ich als lang isoliertes Einzelkind in diesen Dingen persönlichen Umgangs ja ohnehin nie!

Das sieht nun freilich so aus, als würde ich bei persönlichem Kontakt alle vergraulen, die es mit mir versuchen wollen - aber derlei passiert mir sonst nicht, und schon gar nicht zweimal hintereinander!

In Zukunft werde ich mich wieder auf den Foren"verkehr" beschränken und den direkten sozialen Kontakt nach Möglichkeit minimieren. Ist wohl besser für mich - und für die andern!

LG, eKy

Agneta 10.09.2015 18:11

ein sehr nachdenkliches Sonett, das mir sehr gefällt, lieber Erich.
Verwundungen , wir tragen sie, wir geben sie. das ist das Leben.

Manchmal könnte man daran verzweifeln, dann wiederum denkt man- es gibt auch Versöhnung, Trost und echte Gefühle.
Vielfältig auslegbar, dein Werk. Gerne gelesen von Agneta

Erich Kykal 10.09.2015 21:44

Hi, Agneta!

Vielen Dank für das positive Echo!

LG, eKy

Dana 12.09.2015 20:50

Lieber eKy,

wie in "Gekappte Fäden" - es geht unter die Haut. Ich weiß aus Kommentaren und Antworten, dass es nicht dieselbe "Geschichte" ist - aber eine, die immer wieder ge- und erlebt wird.

Mir gefällt und imponiert das gefühlstiefe Sonett sehr, zumal du berücksichtigt, dass:

Zitat:

Zitat von Erich Kykal
Wozu sich noch am anderen verwunden,
der selbst sich wohl zutiefst verwundet fühlte
und alles, was im kranken Herzen wühlte,
dir auflud, nur um selber zu gesunden

und dennoch, verkehrt sich alles, wird "zu Waffen" in einer Hölle, die wir uns selbst bereiten - als würden wir vor dem Nachdenken agieren. Täten wir es nicht, müssten wir noch länger an der Verwundung leiden. Ein ewiger Kreis, der sich bewegt, der Bewegung wegen. Das Leid erfährt Linderung nur durch die Zeit.

Ich hätte nicht so "geschlaumeiert", wenn ich es nicht kennen würde.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 13.09.2015 01:01

Hi, Dana!

Du siehst es ganz richtig so! Vielen Dank für die klare Analyse.

Wenn es nicht von Leuten käme, die es geschafft hatten, dass man sie gern hat und wertschätzt, täte es nicht so weh ...

LG, eKy

Falderwald 21.09.2015 16:57

Servus Erich,

du meine Güte, das klingt aber nach einer bitteren Abrechnung des Protagonisten mit der Welt und sich selbst.

Ich vermute, dass jener eine herbe Enttäuschung erfahren hat, wahrscheinlich nicht zum ersten Male.
Die Emotionen wechseln von Unverständnis über Verärgerung und Verwunderung bis hin zur Resignation.

Auch diesen Text kann ich gut nachvollziehen, denn er ist auf ähnliche Situationen durchaus anwendbar.

Zum guten Schluss möchte ich aber noch anmerken, dass man eigentlich niemals resigniert aufgeben sollte, denn es geht definitiv auch anders. ;)

In diesem Sinne konnte mich das Sonett auch überzeugen.


Gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald




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