Gedichte-Eiland

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Friedhelm Götz 11.11.2011 06:49

An den fernen Dichter
 
Wie liebe ich, o Dichter, deine Sprache.
Du steigst hinab zum tiefsten Wurzelgrund
und formst aus Krumen noch der dürrsten Brache
ein Perlenband mit deinem Rosenmund.

Dein Zauber heißt selbst tote Steine sprechen,
er haucht der Wüste in mir Leben ein,
lässt wilde Wasser aus den Felsen brechen
und noch im Winter Frühling für mich sein.

Dir ist, o Dichter, wahre Sprachkraft eigen,
die mich verstummen lässt und doch verstehn.
Ach, könnte ich dir doch die Bilder zeigen,
die in mir blühen, reifen - und vergehn.

wolo von thurland 11.11.2011 08:23

die welt ist klein
mein herz ist rein
der dichter sind nicht massen
drum lasst uns fein
flexibel sein
hansdampf in allen gassen ;-)

herzliches willkommen. es ist immer noch ein schönes gedicht. nur bei rosenmund sträuben sich etwas die nackenhaare.
wolo/wilma

Chavali 11.11.2011 08:31

Hallo Flöhezimt,
Zitat:

ein Perlenband mit deinem Rosenmund.
ein bisschen dick aufgetragen gell :o
Aber sonst liest sich deine Liebeserklärung an einen fernen Dichter sehr schön.

Der Bewunderer erfindet Worte und Vergleiche für sein Idol, dass einem selbst das Herz schmilzt.
Wer von uns hat nicht auch so einen Schwarm, egal aus welchen Zeiten und egal, aus welchen Fernen oder Nähen.

Man kann sich in seine Gedichte einfühlen und dahin schmelzen und möchte am liebsten
auch so schreiben können wie er.

Die zweite Strophe gefällt mir am besten, weil sie für mich den Kernpunkt des Textes bildet:
Zitat:

Dein Zauber heißt selbst tote Steine sprechen,
er haucht der Wüste in mir Leben ein,
lässt wilde Wasser aus den Felsen brechen
und noch im Winter Frühling für mich sein.
Es ist Inspiration pur.


Sehr gern gelesen!
LG Chavali

Friedhelm Götz 11.11.2011 16:08

Hallo Wolo und Chavali,

man könnte annehmen, dass hier ein lyrisches Ich den von ihm bewunderten Dichter preist, aber mein Werk ist ein Bekenntnisgedicht, ich gebe meine persönlichen Empfindungen gegenüber dem Werk eines Dichters wieder. Unser Dichten ist doch irgendwie immer etwas epigonenhaft, bei mir waren die von mir bewunderten Dichtergrößen auf dem Gebiet der Lyrik Rilke, aber noch mehr Christian Morgenstern, dessen "ernste " Lyrik sehr tiefgehend ist, noch mehr fasziniertem mich aber Morgensterns groteske Gedichte. Nachdem ich jahrzehntelang ausschließlich heiter-ironische Reimereien verfasst habe, wandte ich mich in den letzten Wochen unter dem Eindruck wundervoller Sonette eines Freundes dieser Form zu. So ist mein Werk ganz allgemein als Hommage an den fernen Dichter zu verstehen. Ich habe die Werke im Urlaub verschlungen und mir auch den kompletten Rilke noch mal reingezogen. Ich war von der Bilderwelt und Sprachkraft dieser Lyrik so gefangen, dass ich von der Fülle eigener Bilder und Metaphern fast erschlagen wurde, ohne sie lyrisch gleich ordnen zu können. Dann setzte ich mich hin und fing an zu schreiben und fast wie von selbst ergaben sich die ersten beiden Strophen. Ringen musste ich mit der letzten Strophe, die auch ausdrücken sollte, wie fern ich mich dem bewunderten Dichter sehe. Dass hier eine leichte (Selbst)Ironie mitschwingt, ist meinem Hang zur heiter-ironischen Reimkunst zu verdanken, die mir doch noch mehr liegt.

Vielen Dank fürs Lesen und eure Kommentare.

LG G.F.

Erich Kykal 11.11.2011 18:21

Hi, Gerd! (Ob Flöhe mit Zimt gut schmecken?)

Muss ja n'toller Hecht sein, dieser "Freund der Sonette"! Kenn ich ihn?

Das Gedicht ist toll, bis auf S3Z2:
Das "ich Niedriger" ist mir zu unterwürfig, zu devot! Das hat jemand, der SOLCHE Lyrik verfasst, in KEINEM Falle nötig! DAS jedenfalls würde ich dir sagen, wenn ich dieser "Freund" wäre, der dich da so herrlich inspiriert hat...

LG, eKy

a.c.larin 11.11.2011 18:40

Hallo Gerd,

ich finde dein Gedicht auch sehr stimmungsvoll, sehr lyrisch!

Chavali meint, der Rosenmund sei zu dick aufgetragen?
Na, wahrscheinlich hätten wir Damen diese Bezeichnung der Fressluke gerne für uns alleine gepachtet! :p

Wie wärs, wenn du einen weisen Mund daraus macht?

Geziemet sich dem Manne nicht die Weisheit?
Spricht er das WEIB doch rosenmundig schön! :)
Ein großer Dichter mag ob seiner Greisheit
doch eher im Gewand der Weisheit gehn... ;)


Oh ja, diese Lyrik wirkt ja echt ansteckend!

Ich hätte "Niederer" aus Niedriger gemacht - das liest sich besser!

Gernst gelesen,
larin

Friedhelm Götz 12.11.2011 11:23

Zitat:

Zitat von Erich Kykal (Beitrag 56107)
Hi, Gerd! (Ob Flöhe mit Zimt gut schmecken?)

Muss ja n'toller Hecht sein, dieser "Freund der Sonette"! Kenn ich ihn?

Das Gedicht ist toll, bis auf S3Z2:
Das "ich Niedriger" ist mir zu unterwürfig, zu devot! Das hat jemand, der SOLCHE Lyrik verfasst, in KEINEM Falle nötig! DAS jedenfalls würde ich dir sagen, wenn ich dieser "Freund" wäre, der dich da so herrlich inspiriert hat...

LG, eKy

Hi eKy und larin,

die Strophe ist in der Tat die Crux in dem Gedicht. Ich wollte mit "Niedriger" die Ferne zu dem bewunderten Dichter ausdrücken. Wenn dies aber zu unterwürfig klingt, wie wäre dies:

"Wie kann ich, Meister, nur vor dir bestehn?"

Damit würde die Distanz ausgedrückt, aber die Unterwürfigkeit fiele weg. Den Rosenmund finde ich aber sehr poetisch.


LG G.F.

Erich Kykal 12.11.2011 19:33

Hi, Gerd!

Klingt "Meister" nicht vielmehr so, als wolltest du jemandem eher schmeicheln?
Auch das "Erhabner" von Z1 wirkt irgendwie so.

Mein Tipp:

"Dir ist, Erschaffer, wahre Sprache eigen!
So vieles macht im Lauscher sie geschehn.
Ach, könnte ich dir doch die Bilder zeigen,
die in mir blühen, reifen - und vergehn."


Nimm, was dir brauchbar erscheint - oder mach es noch besser! Trau ich dir zu!

LG, eKy

Friedhelm Götz 13.11.2011 18:57

Zitat:

Zitat von Erich Kykal (Beitrag 56190)
Hi, Gerd!

Klingt "Meister" nicht vielmehr so, als wolltest du jemandem eher schmeicheln?
Auch das "Erhabner" von Z1 wirkt irgendwie so.

Mein Tipp:

"Dir ist, Erschaffer, wahre Sprache eigen!
So vieles macht im Lauscher sie geschehn.
Ach, könnte ich dir doch die Bilder zeigen,
die in mir blühen, reifen - und vergehn."


Nimm, was dir brauchbar erscheint - oder mach es noch besser! Trau ich dir zu!

LG, eKy

Lieber eKy,

ich möchte jetzt einen Knopf dran machen und es so lassen, wie ich es nach einer früheren Anregung von dir geändert habe. Schau mal oben.

LG G.F.

Erich Kykal 15.11.2011 11:53

Hi, F.!

Auch gut! Manchmal ist es nicht gut, allzu viel herumzubessern. Am besten mal ruhen lassen und in einem Jahr oder so mit größerem Abstand und unverbauter Sicht nochmal lesen - das hilft mir jedenfalls, wenn ich bezüglich einer Formulierung nicht ganz mit mir im Reinen bin.

So wie jetzt ist es am besten, finde ich - weder allzu geschnörkelt noch unverständlich verschachtelt. Bei solchen Inhalten sollte gelten: Je unpretentiöser, desto besser! Sonst verirrt man sich leicht mal in schmalziges Pathos, besonders, wenn man emotional involviert ist...kenn ich von mir zur Genüge!

Wie immer gern gelesen!

LG, eKy


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