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Der Faun erwacht
Ein sanftes, laues Wehen strich vorüber,
berührte seines Herzens tiefste Kammern. Er reckte sich und streckte seine Glieder. Schon drang an spitzes Ohr ein zages Jammern von Stimmen, die unendlich zart und leise die Brust ihm dennoch schnürten, fest wie Klammern, ihn nicht mehr fliehn zu lassen jene Weise, die sang das Klagelied der Eisbedeckten zum hellen Trillerton der muntren Meise. Ihm folgend fand er die Emporgereckten, nahm letzten Schnee mit zarter Hand von ihnen, nun Sonnenlicht-beschienenen Erweckten. .fee ´12 |
Servus fee,
das ist schön, das gefällt mir sehr. Dein Protagonist erfährt den sich nahenden Frühling hautnah. Er erfährt ihn als elegische Melodie, die ihn hinauszieht. Dort findet er die ersten Frühlingsblüher, die Vorboten des Lenzes, emporgereckt und befreit ihre Blüten von den letzten Schnee- und Eisresten. Man ist fast versucht zu sagen, eine sehr zärtliche Szene entwickelt sich hier zwischen Mensch und Pflänzchen. Schöne Bilder...:) Auch der dreifach wiederkehrende Klammerreim (Ausnahme "ihnen" in der vorletzten Zeile) erzielt seine Wirkung, ähnlich wie in einer Stanze. Gerne gelesen und kommentiert...:) Liebe Grüße Bis bald Falderwald |
Zitat:
das freut mich sehr, lieber falderwald! danke für das feine lob! die dreifache klammerreim-sache ist durch das reimschema der terzine begründet, die diesem gedicht zugrunde liegt. stanzen mag ich übrigens auch aus sehr ähnlichem grund. liebe grüße an dich fee |
Liebe Fee,
du hast uns mit dem Kommen des Frühlings unsere Herzenskammern angerührt. Nur eines verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht: Zitat:
Ich kann mir nur darunter vorstellen, dass der Winter nicht fliehen will und er zaghaft jammert und die Brust geschnürt ist mit festen Klammern ... Unter Emporgereckten meinst du sicherlich die Zweige, die befreit wurden von der Last des Schnees. Du hast manches unausgesprochen, deshalb interessiert mich der Zusammenhang. Liebe Grüße Timo |
Liebe Fee,
gerade habe ich gesehen, dass aus den Ästen Weidekätzchen quellen und aus dem Boden kleine weiße Blütenköpfchen hervorgeklingelt kommen. Die hat bestimmt dein Faun befreit! Zwei Kleinigkeiten könnte man vielleicht an dem schönen Gedicht noch verbessern. Die erste Terzine beginnt mit einer Assonanz (auf nur verwandte Vokale Ü und I), während der Rest alles reine Reime sind; ich wünscht fast, sie wären es nicht, da ich nicht sehe, wie man den Beginn des Gedichtes besser machen kann. Und zweitens denke ich, dass in der vierten Zeile 'Ohr' schöner klingen würde, als die etwas prosaischen 'Ohren' es tun, das wäre leicht zu ändern, wenn du es wolltest. Übrigens glaube ich, dass du die Form der Terzine für dieses Thema gewählt hast, weil sie (im Gegensatz zur Stanze) ein zum Inhalt des Gedichtes so schön passendes offenes Ende hat. Liebe Grüße Thomas |
lieber timo,
du fragst Zitat:
lieber thomas, in irgendeiner der ersten versionen hatte ich tatsächlich das singuläre "ohr" drin. ich glaube, ich habe es dann wegen einer wortwiederholung, die ich ersetzen musste, auf ohren umschreiben müssen. ich gebe dir aber recht - ich werde versuchen, die ohr-version wiederherzustellen (ohne wortwiederholung). die ist wirklich schöner - man sollte seine ersten impulse eben nicht leichtfertig aufgeben, nur, weil man an einer anderen ecke noch etwas verbessern wollte.... hm. hab ich die terzine deshalb gewählt? bei genauerer überlegung muss ich gestehen: ich wollte ein frühlingsgedicht schreiben - aber einmal in einer von mir noch nicht erprobten form. ich habe dabei auch über terzinen gelesen und die form hat mich zum text (wenn auch nicht zum übergeordneten thema frühling) inspiriert. nicht umgekehrt. :rolleyes: wenn du es als stimmig empfindest und mir diesen grund nennst, habe ich grade wieder etwas dazugelernt. danke!!!! :) euch beiden liebe fast-frühlings-grüße fee |
hallo fee,
das ist ein ganz zartes, fein gesponnenes frühlingsgedicht! gefällt mir auch gut. an einer stelle würde ich aber die interpunktion ändern (damit der leser und/ oder zuhörer) ein wenig raum hat, das vernommene einzuordnen. ihn nicht mehr fliehn zu lassen jene Weise: Es sang das Klagelied der Eisbedeckten zum hellen Trillerton der bunten Meise! (Warum nicht die Überraschung durch ein Rufezeichen noch deutlicher zur Geltung bringen?) für die letzen beiden zeilen wäre eine variante möglich: nahm letzten Schnee mit zarter Hand von jenen nun Sonnenlicht-beschienenen Erweckten. frühlingshungrige grüße, larin |
lieben dank für lob und anregungen, liebe larin!
"Es" finde ich keinen sehr schönen anfang und hier ist ohnehin schon die ganze sprache so verschnörkelt - da kommt es darauf auch nicht mehr an. und "jenen" wäre zwar deutlicher für die lesbarkeit, aber ist kein schönes zeilenende. (ich weiß, ich bin kompliziert :rolleyes: ). also das ihnen und der satzbau als ellipse. dabei würde ich diesmal gerne bleiben. dir einen schönen sonntag! fee |
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