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Alt 04.09.2011, 11:21   #6
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, Galapapa,

als ich dieses Gedicht las, ging ich von mehreren Vorkommentaren aus (ich übe mich da zur Zeit in "Zurückhaltung"), und nachdem Dana und Erich bereits kommentiert haben, kann ich also ganz entspannt meinen "Senf" dazugeben.

Ja, der Sommer singt zur Zeit seine letzte Strophe. Hier in Stuttgart werden an den ersten Kastanienbäumen bereits die Blätter braun und die Kastanien fallen herab.(Eine gestern - plock - - autsch - auf meinen Kopf.)

Zitat:
Die Beerendolden hängen schwarz und reif
am Holderbusch, dort zwischen Schlehenhecken.
In Stoppelackerhalmen, gelb und steif,
gibt’s reichlich Körnerfutter zu entdecken.
Ja, wenn der Holunder reift, dann wird es Herbst, selbst wenn, so wie dieses Jahr, das Wetter noch sehr sommerlich ist. Hier in der Stuttgarter Umgebung sieht man jetzt die Krähen scharenweise auf den "Stoppelackern" nach Futter suchen.
Zitat:
Des Apfelbaumes üppig schwere Tracht
hat Zweig und Äste tief hinab gebogen.
Die Schwalben sind verschwunden über Nacht,
auf ihre lange Reise abgeflogen.
Ein Apfel schmeckt am besten, wenn man ihn pflückt, einmal alibimäßig an der Jeans abreibt und ihn auf der Stelle verputzt. Das gilt übrigens auch für Birnen. Lecker! Allerdings sah ich vor ein paar Tagen noch Schwalben, offenbar hat die anhaltende Wärme für einige "Nachzügler" gesorgt. (Wie es in anderen Teilen Deutschlands ist, kann ich natürlich nicht sagen.)

Darf ich hier etwas anmerken? "Die Schwalben sind verschwunden über Nacht," ist als einziger Vers ein bisschen inversiv - wie wäre es mit: "Die Schwalben, sie verschwanden über Nacht,"? Nur als Vorschlag zur Güte!

Zitat:
Voll blauer Früchte steht der Pflaumenbaum,
die meisten Vogellieder sind verklungen.
Wie müde fließt der Bach, man hört ihn kaum.
Des Sommers letzte Strophe wird gesungen.
Ich liebe vor allem Zwetschgen. Ja, morgens wird es wieder richtig still. Da ich in der Nähe des Rosensteinparks wohne, werde ich bis ungefähr Mitte Juli vom Vogelgesang "geweckt", damit ist für dieses Jahr wieder Schluss. Mir gefällt die Beschreibung des "müden" Baches, als ob er von der sommerlichen "Aktivität" jetzt "erschöpft" wäre. Schön auch die Einbindung des Titels.
Zitat:
Die Nächte sind schon lange nicht mehr warm.
In späten Farben leuchten Sonnenstrahlen,
um mit dem melancholisch-zarten Charme
die Welt mit Herbst ganz langsam anzumalen.
Was den ersten Vers betrifft, das war ungefähr zwei Wochen lang so, aber gestern Nacht blieb es lau, als ob der Sommer noch eine letzte "Anstrengung" unternähme. Ganz langsam wird die Welt wirklich mit Herbstfarben angemalt. Wenn ich zur Arbeit gehe, komme ich an einem Haus vorbei, das mit einer bestimmten Sorte Efeu bewachsen ist, welches sich nun leuchtend rot gefärbt hat. Ein "Glanzlicht" hier ist Vers 3. Diese Formulierung gefällt mir besonders gut.

Anmerkung 2: Eigentlich leuchten die Farben durch die Sonnenstrahlen, oder die Sonnenstrahlen "be"leuchten die späten Farben. Hier entnehme ich, dass die Sonnenstrahlen in späten Farben leuchten ... (?)

Etwas Besonderes möchte ich erwähnen: Die Vokale in den Endreimen sind hervorragend gewählt! In Strophe 1 mit ei und e sind es helle Vokale, es ist noch (Spät-)Sommer. In Strophe 2 in das neutrale a im Wechsel mit dem dumpfen o; in Strophe 3 mit au und u ebenso und in Strophe 4 finden sich a und e (hell/dumpf) wieder alternierend:

mehr warm, ...strahlen, Charme(ich "zähle" das e mit, obwohl man es nicht spricht), ...malen.

Das erweckt in mir den Eindruck, als ob dort der Herbst auf seinen Übergang wartet.

Ein schönes Gedicht von dir, das den Ausklang des Sommers und den beginnenden Herbst poetisch und anschaulich zugleich auf gelungene Art beschreibt.

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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