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Alt 24.12.2015, 11:40   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Agneta!

Im lyrischen Kontext ist ein "darin" ebenso gebräuchlich wie ein "worin", zumindest bei Gebrauch älterer Sprachhabung.

Dass ich in S1Z2 das "Volk" pauschal aburteile, liegt wohl daran, dass ich selbst mich nie wirklich als Teil einer Gemeinschaft fühlte, immer Aussenstehender war, der bestenfalls so tat, als würde er dazugehören!
So gesehen hieß es immer: Ich - und die "anderen". Das mag meine Sicht eingeengt haben. Natürlich weiß ich, dass nie das GANZE Volk ein Mob ist oder grölend und skandierend durch die Strassen zieht und Flüchtlingsheime anzündet oder Synagogen! Aber die "schweigende Mehrheit" ist auch schuldig, wenn sie solches zulässt und nicht deutlich genug unterbindet.

In diesem Zusammenhang sei aus den "Moabiter Sonetten" von Albrecht Haushofer zitiert, der 1945 kurz vor der Eroberung Berlins durch die Soviets von SS-Wachen in der Kerkerhaft erschossen wurde. Er hatte als Berater der Dienststelle Ribbentrop begonnen und sich später doch dem Widerstand angeschlossen.
Die 80 Moabiter Sonette hatte er die Monate davor in der Zelle geschrieben!

SCHULD

Ich trage leicht an dem, was das Gericht
mir Schuld benennen will: an Plan und Sorgen.
Verbrecher wär ich, hätt ich für das Morgen
des Volkes nicht geplant aus eigner Pflicht.

Doch schuldig bin ich. Anders als ihr denkt!
Ich musste früher meine Pflicht erkennen,
ich musste schärfer Unheil Unheil nennen,
mein Urteil hab ich viel zu lang gelenkt ...

Ich klage mich in meinem Herzen an:
Ich habe mein Gewissen lang betrogen,
ich hab mich selbst und andere belogen -

ich kannte früh des Jammers ganze Bahn.
Ich hab gewarnt - nicht hart genug und klar!
Und heute weiß ich, was ich schuldig war.


LG, eKy
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