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Alt 19.10.2014, 18:00   #8
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Einverstanden, dann lasst uns entspannt, gelassen und fröhlich
weiter so nett fabulieren. Wie stehts mit den Aufzählungswörtern?
Sind die zu schwierig? Ihr könnt, wenn Ihr wollt, zuerst auch was Leichtes
üben. Wir müssen uns nicht beeilen. Gibt es noch Fragen?


Hallo, Ihr Lieben,

bis jetzt habt Ihr Euch wacker geschlagen. Ich beginne mit Chavis Hexa:

Lassen wir uns inspirieren von Claudis gehobenen Worten.
Xxx Xxx Xx | x Xxx Xxx Xx

Zuerst mal ein für Deine gut leserlichen Ixe. Ich hab Dir nur noch die Zäsur eingetragen. Es ist gut, vor jedem neuen Versfuß ein Leerzeichen zu setzen. Dann kann man die Füße viel besser erkennen als in zusammengewachsenen X-Schlangen.

Die Hauptzäsur stelle ich so dar: |
Nebenzäsuren so: /

Zu einfach gibt es gar nicht! Warum nicht einfach beginnen? Selbstverständlich gibt es in längeren Werken auch hin und wieder mal einen durchgehend daktylischen Vers. Viele Hexametristen nehmen auch gerne Holodaktylen als Einleitungsvers. Es gibt also nix zu meckern.


Eva, bei Dir ist es nur der Aufzählungsvers, bei dem der Wurm drin ist.

"Bösewicht! Folterknecht! Reimefeind..." fluche ich, zeig ihm den Finger.
Xxx / Xxx / Xxx / Xxx | Xxx / Xxx Xx

Hier hast Du die Zäsuren ausnahmslos zwischen den Füßen statt mittendrin. Bei "zeig ihm den Finger" ist das korrekt. Dies ist die oben erwähnte Ausnahme (bukolische Dihärese), die uns immer wieder begegnen wird. Diese Zäsur werde ich immer bD abkürzen. Dann wisst Ihr, was gemeint ist. Die anderen Zäsuren haben auch Namen (z.B. so hübsche wie Penthemimeres oder Kata triton trochaion ), mit denen ich Euch aber nicht unnütz quälen will. Es sei denn, Ihr wollt sie wissen.

So würde es gehen:

"Reimeverächter! Kretin! Dilettant!", ich zeig ihm den Finger.
Xxx Xx / x X / xx X | x Xxx Xx

Der Rest war für den Anfang sehr ordentlich! Dafür auch ein



Ich gebe mal eine kurze Übersicht, was alles den Hexa charakterisiert:

Erkennungsmerkmale: Geht immer betont los und endet mit dem Adoneus

Besonderheiten:

1. In den ersten vier Versfüßen werden vereinzelte Daktylen durch Trochäen ersetzt. Ich sag mal, so ca. ein bis zwei pro Vers, aber immer schön abwechslungsreich, so dass nicht iin jedem Vers der gleiche Fuß verkürzt wird.

2. Jeder Vers hat mindestens eine Zäsur, nach der es unbetont weitergeht. Meistens ist es eine Hauptzäsur, die ungefähr in der Mitte liegt. Manchmal sind es zwei, die den Vers etwa in drei gleiche Teile gliedern. Oft treten zusätzlich kleinere Nebenzäsuren auf.

3. Die einzelnen Wörter geben dem Vers eine Eigenbewegung. Das hatten wir auch schon bei Sappho. Dazu kommen wir später noch genauer, sobald alle ein bisschen Übung im Grundmuster haben.


Fürs erste schlage ich vor, dass wir weiter Zäsuren üben. Am Anfang vielleicht wirklich erstmal die sehr deutlichen ab Komma aufwärts. Was meint Ihr dazu?

Liebe Grüße
Claudi
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (19.10.2014 um 18:12 Uhr)
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