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Alt 08.06.2009, 22:37   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Lieber Kajn,
ein schauriges Gedicht mit schaurigen Bildern. Und dennoch taucht sie auf; die verführerische Schöne, die lebte, um einzig Herzen zu brechen, zu verletzen. Sie schafft es auch dann, wenn es den "Gelockten" bewusst ist.

Ich sehe darin einen, der ihr Opfer wurde und zugleich sie das seine.
Er sah sie verschwinden durch die Kneipentür, er folgte ihr und begann einen Mord. Einen Mord für einen Augenblick Geborgenheit mit Täuschung und Verletzung.
Nur er kennt die Bilder. Nacht, Regen, Blut und das schimmernde Kastanienhaar im Mondlicht.
Er geht noch in die Bar und wird von jenen Bildern verfolgt. Er wird danach den Mond anbellen, weil dieser der einzige Zeuge ist.
Ich staune selbst darüber, was ich schreibe. Es ist die Macht deines Gedichtes.
Es laufen ganze Filme ab.

Ich mag Düsteres. Habe mich mit vollem Risiko einer Fehlinterpretation darauf eingelassen.

Liebe Grüße
Dana


Ein paar Kritteleien lasse ich auch da - die nicht zwingend sind und auf nichts bestehen:

Zitat:
Zitat von Kajn Kokosknusper Beitrag anzeigen
Der Mond schaut tief ins Glas heut,



züchtet Fratzen
in die grauen Fassaden
am Straßenrand.
Es prasselt nieder.

Der Regen spült rote Suppe
den Bordstein entlang.
Schwer auszumachen,
ob es der Schlamm der Stadtbewohner
oder die Kadaver junger Rattenkörper sind.
Die Reinheit des Wassers ist gestört.

Der Mond ist der einzige jetzt,
der dein Kastanienhaar riechen kann,
wenn er seine Nase
für einen Moment
durch den Vorhang aus Regenwolken streckt.

Du süßes Gift der Stadt,
wie vielen hast Du schon das Herz gestohlen?
Wie vielen Männern, wie vielen Frauen,
die gleichfalls deine Opfer waren &

niemand ahnt,
wie schwer ein Herz,
wie schwer die Maske eines Lächelns ist.
Auch der Mond ist deinem Haar verfallen.
Bestätigung schenkt dir
ein Augenblick Geborgenheit,
bevor Du
hinter der Kneipentür verschwunden bist.

Auch heute, wo der Mond ins Glas schaut,
bist Du durch diese Tür verschwunden,
hat dich die Angst vor einer Zärtlichkeit hinausgetrieben.
Ein armer Kerl lehnt jetzt am Tresen, vergeblich
wird er gleich den Mond anbellen,
der doch
sein Nebenbuhler ist.




c 2008
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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