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#1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 4.893
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Winkt mir nun aus jedem Bilde -
Buntheit, die den Sinn betört? So als malte hier die wilde Lebenslust noch ungestört? Klingt es nun aus jedem Klange: Diese letzte Sinfonie, tapfer vor dem Untergange - bang, doch voller Poesie? Herbstlichweite, leergefegte Äcker säumen windbewegte Kronen, die noch purpurn winken, ehe im Herniedersinken Jahresfülle Abschied nimmt. Goldgebändert, sattgetrunken schaukelt dort durch Sonnenfunken loses Blatt, wie vorbestimmt. Seele – zieht es dich ins Weite, landschaftsfroh und stadtbefreit? Mit dem Wind an deiner Seite - wirst du einig mit der Zeit? Füllst du deine späten Tage wie das Land mit goldnem Licht? Oder fällst du nur in Klage und verlierst die klare Sicht? Stiller wird dein Hügelsehnen, da, wo Wolken grau sich dehnen, taubetropfte Hänge schweigen, schwere Früchte Äste neigen: Alles fällt der Erde zu. Schatten streifen durch die Wiesen, und die Formen wechseln, fließen. Jahr verglimmt ins Nichts, wie du. |
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#2 |
ADäquat
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![]() Liebe larin,
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#3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo chavali,
du hast das mit großem feingefühl herausgespürt, was ich da probiert habe: mit worten ein gemälde zu malen! ich hab dafür eine neue technik ausprobiert. ich verrate sie dir: beim mitfahren im auto lasse ich mich von der landschaft berühren - und dann versuche ich einfach nur, passende wörter dazu aufzuschreiben/ zu erfinden. ich mache gewissermassen erstmal ein "brainstorming". ich schrieb also: herbstlichweite, purpurn, goldgebändert, taubetropft, Sonnenfunken, Hügelsehnen, windbewegt, sattgetrunken , landschaftsfroh - alles, was mir halt so beim vorüberfahren in den sinn kam. es empfiehlt sich deshalb immer, irgendwelche zettel mit sich zu führen, sonst muss man taschentücher, servietten, kalenderblätter usw. missbrauchen! ![]() das sind dann die wortbausteine mit denen man zu "basteln" beginnen kann. so entstanden strophe 2 und 4. ( du hast sie sehr gut als die "etwas anderen" isoliert) immer wieder durchlesen und auf den gesamtklang hören ist auch ein gutes mittel, um rauszufinden, was denn noch passen oder fehlen könnte. dabei entdeckte ich, dass diese strophen, nacheinander gelesen, zu dicht, zu schwer und erdrückend sind. deshalb fügte ich die "leichteren" strophen 1+ 3 ein. (die sind auch vom reim her einfacher) so kann man sich beim hören auch immer ein bisschen "erholen". danke für das riesenlob. ![]() ich freue mich. liebe grüße, larin |
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#4 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Liebe larin,
nein, das kann nicht nur am mitgeführten Zettelchen liegen, auf das man als Beifahrer die passenden Wörter notiert. ![]() Gerade habe ich mich bei Walthers "herbstzeitlose" über die übertriebene "Herbstanbetung" ausgelassen, sitze jetzt vor deinem "Gemälde" und muss mir selbst widersprechen. Der Reimwechsel von Strophe zu Strophe gibt dem Bild je nach Dichte die jeweilige Kontur. Äcker und Hügel sind klar umrissen, Sinnen und Seele klingen pastellfarben. Zum Abschluss ein schöner Bezug zum Sein. Habe gern und lange dein Bild angeschaut. Aber, weil es so total ist, warum "Wiesen" und "fließen". (Oder sagen Österreicher "Wießen"?) Kann man die Formen im vorletzten Vers nicht zu Riesen machen? Muss aber nicht - ein gestandener Dicher kann sich das schon erlauben. ![]() Gern gelesen, bewundert und gestaunt. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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#5 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 14.03.2009
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hallo dana,
Zitat:
![]() ich darf dich beruhigen: die österreicher sprechen "Wiesen" auch wie "Wiesen" aus - nur die larin kanns halt nicht besser und hat gehofft, niemand würde die kleine chuzpe bemerken.... ![]() doch wie man sieht: einem aufmerksamen betrachter entgeht rein gar nichts! ![]() jetzt hab ich also doch noch was zum überbrüten.... ![]() dann sag ich mal artig danke und mache mich ans werk... lg,larin |
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#6 | ||
ADäquat
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![]() Hallo larin,
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#7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 30.08.2011
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Hallo larin,
auch ich finde dein Oktobergedicht ganz toll. Was mir besonders gut gefällt, sind deine zusammengesetzten Wörter (Beispiele: herbstlichweit, leergefegt, landschaftsfroh, stadtbefreit) - das weckt viele Assoziationen und vertieft die Stimmung des Herbstes. Besonders stark spricht mich die dritte Strophe an - die Verbindung des Herbstes mit der zeitgebundenen und auch zeitlosen Seele des Menschen. Chavali hat völlig recht - poetisch und sprachgewaltig! Sehr gern gelesen und im Banne (d)einer Herbst-Melancholie! wüstenvogel |
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#8 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo chavali
Zitat:
![]() hallo wüstenvogel, die worte sind, wie gesagt, beim durchfahren der landschaft "eingesammelt" - zunächst bin ich regelrecht überwältigt von der ganzen schönheit und muss mich immerzu fragen: wie ist das hier, wie sieht das aus, wie genau? und dabei komm ich mir vor wie ein kind, das gerade erst sprechen lernt! ich fühle mich der grandiosen natur gegenüber eher sprachlos, denn sprachgewaltig. mein gestammel kann ich dann nur rasch auf dem notizblock einsammeln. der rest ist brainstorming und hirnschmalzausquetschung daheim. (mit etwas "lyrik-kleister") es freut mich aber sehr, wenn ich auch dir die herbstliche landschaft näher bringen konnte, so wie sie mir vor augen stand! liebe grüße, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (03.11.2011 um 17:35 Uhr) |
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#9 |
Eiland-Dichter
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Also, mein Lieber, ich hab es jetzt mehrmals gelesen. Es ist einfach nur wunderschön. Und ich bewundere Dich, wäre ich doch niemals in der Lage, etwas Derartiges zu schreiben. Aber, das ist auch gut so. Könnte es Jeder, wär es nix außergewöhnliches mehr. Ich tröste mich immer damit, meinen verqueren Quark kann auch nicht jeder schreiben.
Liebe Grüße Babsi |
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