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04.10.2014, 10:41 | #1 |
TENEBRAE
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Seelchens Nachtlied
Entuferter Augenblick,
fernes Erahnen aus Dunkelheit: Unter dem Sternenkleid wachsende Ringe am Webstuhl der Dinge. Hoffe ein kleines Glück, raunt ein Ermahnen am Saume der Zeit. Und über alles weit fleht meine Ewigkeit, dass ich sie singe...
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (09.10.2014 um 20:02 Uhr) |
05.10.2014, 20:33 | #2 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
ich hoffe, ich trete nicht ins Fettnäpchen. Könnte dieses "niedliche" Gedicht ebenso in Humor stehen? Aus Dunkelheit (kein Wissen) webe ich mir, oder mir wird angemahnt - ein kleines Glück - wenn nicht hier und jetzt, dann aber in der Ewigkeit danach. Das "Seelchen" lässt mich so denken. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
05.10.2014, 22:23 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Erich,
ein ernsthaftes und schönes Gedicht, von Erich etwas ungewohnt. Um so besser. Mir fällt gerade ein, das man "Und über allem weit" sagen könnte. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
06.10.2014, 20:20 | #4 |
TENEBRAE
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Hi, Dana, Thomas!
Ein lyrisches Experiment (für meine Verhältnisse), inspiriert von Rilke, und zwar von diesem Text: GEBET Ernster Engel aus Ebenholz: Du riesige Ruh. Dein Schweigen schmolz noch nie in den Bränden von Büßerhänden. Flammenumflehter! Deine Beter sind stolz: wie du. Der du versteinst, du über den Blicken beginnender König, erkiese dir ein Geschlecht, dem du gerecht erscheinst, saumsinnender Riese. Du, aller Matten Furchteinflößer, Einer ist größer als du: dein Schatten. Auch wenn ich inhaltlich als Nichtgläubiger nicht übereinstimme, so hat mich der Text doch tief beeindruckt, folgt er doch ganz seiner eigenen Melodie - sozusagen atavistische Lyrik. Es ist kaum ein Schema zu erkennen, und doch rastet jedes Wort dort ein, wo es soll, bewegt dynamisch ein größeres Ganzes in einer ganz der Sprache selbst zugewandten Harmonie, die sich an den Inhalt schmiegt, ihm folgt, ihn hegt und befördert, ganz eins in allem, mit sich und dem frei fließenden, nur dem eigenen Rhythmus folgenden Strom der Worte. - Wunderbar... Vielen Dank für eure positive Auseinandersetzung. Dana - nein, als humorig habe ich es nicht gemeint, aber von Fettnäpfchen kann keine Rede sein. Ich meinte es eher so: Das sinnende LyrIch lauscht in die Nacht und "fühlt" das Werden und Weh der Welt unter dem Leuchten der Sterne. Der gesunde Menschenverstand hindert es, sich darin zu verlieren, allzu Großes zu wollen, zu werden, sich zu verlieren im gewaltigen Spiel der Dinge: Je größer die Wünsche und das erstrebte Glück, desto wahrscheinlicher das Scheitern und der Verlust. Das Lyrich fühlt sich also nachts in die Welt hinaus, wie eins mit sich und der Welt, und seine Seele will sich hinaussingen in diese Gewaltigkeit, will sich selbst verwirklichen, den eigenen kleinen Funken zu einer Flamme singen, die ein Zeichen setzt: Ich bin hier! Ich bin ein Teil von alledem! Seht mein Licht! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (06.10.2014 um 20:22 Uhr) |
22.10.2014, 20:54 | #5 | |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.913
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Zitat:
Servus Erich, puh, du meine Güte, da schwingt ja ein überschäumendes Pathos mit. Aber das muss der Dichter wohl besitzen, obwohl die Sterne auch am Tage leuchten. Jedes Ding hat seinen Platz in Raum und Zeit und somit im Universum eingenommen. Das Eine würde ohne das Andere nicht auskommen, für die "bestehende Gegenwart", so wie sie ist, ist alles voneinander abhängig. Nun ist diese Gegenwart nichts, was man festhalten könnte, sie ist nur fließend wahrnehmbar, kaum gedacht, schon ist sie wieder Vergangenheit. Die Bewegung geht Richtung Zukunft und das heißt Veränderung. Die Zeit misst sich also an den Veränderungen. Ob Sterne oder Lebewesen, alles Existierende hat seinen Zeitraum, d. h. es nimmt für eine bestimmte Zeit einen bestimmten Raum ein. Das Universum vereint Zeit und Raum (und wahrscheinlich noch viel mehr) in sich. Wenn man sich dies aber vereinfacht als vierdimensionales Gebilde vorstellt, dann bleibt jedes Licht in der Unendlichkeit, die einem Universum bleibt, auf jeden Fall erhalten. Jedes Licht ist an seinem Platz und nimmt zu seiner Zeit seinen Raum ein. Ob da noch was drüber kommt, kann ich nicht sagen, ich glaube nicht (), aber so sehe ich mein Licht und mein Teil von alledem. Auch in diese Richtung könnte man deinen Text interpretieren. Auch die ungewöhnliche Darstellungsart hat mir gefallen. Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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23.10.2014, 00:20 | #6 |
TENEBRAE
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Hi, Faldi!
Danke für den ausführlichen Kommi! Als ich den Text schrieb, machte ich mir keine tiefgründigen philosophischen Gedanken, was das soll und wo ich gedanklich hin will - meine Gedichte "passieren" eher, wie sie wollen, oder wie etwas Unbewusstes tief in mir will. Sie gerinnen mir aus Gefühlen, Ahnungen, Ideen, Meinungen, aber eigentlich nie geplant. Auf Metrik und Reime achte ich beim Schreiben mehr als auf den Inhalt - ich bin dabei erstmal schon zufrieden, wenn es sich gut anhört, Hauptsache, es passt in den vorgegebenen rhythmischen Rahmen. Erstaunlicherweise - und niemanden wundert dies mehr als mich - erweist sich so gut wie immer, dass es hinterher im Gesamten gelesen alles Sinn ergibt und irgendwo hinführt, zu einer Weisheit oder einer Ahnung davon, von der ich selbst kaum wusste, aber eine schlüssige Conclusio ergibt. Meine Werke belehren so ihren eigenen Autor wohl am meisten - über sich selbst und wie er das Leben betrachtet oder meistert, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ich habe dies schon oft erklärt, aber kaum einer scheint es mir zu glauben... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
23.10.2014, 11:23 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 181
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Hallo Erich,
also mir gefällt die Art, wie der Text geschrieben ist. Kreationen wie "Webstuhl der Dinge" und "Saume der Zeit" erfreuen mich ungemein. Ich denke, dein lyr.ich ist sich bewusst, dass es nicht übermäßig groß in das Weltgeschehen/Universum eingreifen kann bzw. wird. Und doch weiß es, dass es Spuren hinterlässt und es ein kleiner Teil eines großen Ganzen ist. Wirklich gern gelesen. LG vEdenA
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Mein Buch "Leitersprossen" ISBN-10: 3853060501 ISBN-13: 978-3853060506 - oder per PN ! |
23.10.2014, 15:21 | #8 |
TENEBRAE
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Hi, Vedena!
Du siehst das ganz richtig! Vielen Dank für deine freundlichen Gedanken! LG, eKy
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