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#1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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I
Erkannten wir im Zueinanderfinden auf diesen sonnentrunkenen Alleen einander nicht, war unser Sichverstehen nicht tiefer noch als selbst der größten Linden verschwiegnes Grün? Und auf den langen Wegen, wenn unter Schritten weiße Kiesel knirschen, ein zartes Nahen wie ein scheues Pirschen, wo Schatten fallen wie ein kühler Segen! Auf jener Bank dort war im Schmelz der Worte ein Bund geworden, der ein Leben hielt. Wie seltsam, nun an diesem leeren Orte allein zu stehen - ohne dieses Leben. Wenn Schicksal nur den einen abbefiehlt, was kann es dann dem anderen noch geben? II Vor jenen auferblühten Rosenhecken hast du mich angelächelt, und mein Lieben erwählte dich und war dir ganz verschrieben. Und Rosen sind es, die dich nun bedecken... Aus diesem Schlafe gibt es kein Erwecken, und alle Träume, wo sie noch verblieben, hat nun ein Stillesein mir ausgetrieben, das mich verfolgt daheim aus allen Ecken. Wie ruft mich hier an raunenden Gestaden des Blättermeers dein silberhelles Lachen aus jenen Stunden, die von Gram beladen mich niederwarfen, in den Tag zurück! Erinnerungen, wenn sie selig machen, ermuntern uns zu einem neuen Glück.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (04.07.2015 um 01:54 Uhr) |
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#2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Es ist schon traurig, wenn ein geliebter Lebenspartner nicht mehr ist. Es bleiben nur die Erinnerung an die Zweisamkeit, an die Schönen Stunden und auch an die wo es Kanten und Ecken gab. Die Hauptsache war aber die Gemeinsamkeit.
Das Leben geht weiter, du beschreibst mit eindringlichen Worten die Gedanken des Zurückblickenden. Mir gefällt die Umgebung gut: die Parkbank, das Grüne und das Traurige. ![]() ![]() ![]() Sehr gerne gelesen von sy |
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#3 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Sy!
Sowohl Ort als auch Anlass sind fiktiv - ich habe mich nur in die Lage versetzt und ließ die Gedanken beim Schreiben treiben. Ich hatte nie einen solchen Partner wie oben beschrieben. Schmerzlichen Verlust kenne ich allerdings vom Tod meiner Eltern und anderer Verwandter, guter Freunde - und meiner Katzen. ![]() Am Anfang wusste ich noch gar nichts von der Conclusio - es hätte auch ein reines Liebesgedicht werden können. Aber irgendwie gerät mir fast alles immer zur Trägödie! ![]() ![]() Vielen Dank für deine tröstenden Worte! ![]() LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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#4 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
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Servus Erich,
allein der Gedanke daran ist schon schmerzlich, wie schwer muss es tatsächlich sein, wenn dieser Fall eintritt? Ich kann das an diesem Text sehr gut nachvollziehen und die Wehmut erspüren, die darin liegt. Der Protagonist stellt sich diese Frage am Ende wahrscheinlich zu recht, denn sein Leben hat sich tatsächlich verändert und mancher wird an solcher Sinnlosigkleit verzweifeln. Aber das ist nun mal leider der Lauf der Dinge und wer nicht alt werden möchte, der muss jung sterben... ![]() Aber soweit ist es glücklicherweise noch nicht, und so kann ich diesem melancholischen Text trotz aller Wehmut noch eine positive Seite abgewinnen. Erinnert er doch an die Vergänglichkeit des Seins und ruft trotzdem zeitgleich dazu auf, das Leben so zu nehmen, wie es gerade ist, eben weil man nicht weiß, wie lange dieser Zustand noch andauern wird. Also, jede Minute genießen... ![]() In diesem traurigen Sinne gern gelesen und kommentiert... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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#5 |
ADäquat
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.009
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![]() Lieber Erich,
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. © auf alle meine Texte
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#6 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Faldi, Chavi!
Danke für eure Gedanken! ![]() Natürlich ist die Aussage der obigen Conclusio fatalistisch und depressiv - wer Verlust erlitten und darüber hinweggekommen ist, weiß sehr wohl, dass das Leben noch viel zu bieten hat, trotz des Fehlens eines Teils, der nie ersetzbar sein wird. Aber das soll ja auch nicht sein - man lernt aufzublicken, sich umzusehen und woanders Trost und neue Erfüllung zu finden. Ohne zu vergessen oder zu verdrängen, was war - und was es bedeutete. Ich stelle mir also vor, dass der Verlust des obigen LyrIch noch sehr zeitnah und präsent ist, der Protagonist hat die Situation noch nicht bewältigt (der Besuch des Parks mag eine Art von Therapieansatz sein) und gibt sich noch ganz dem Schmerz hin. Vielleicht setze ich die Geschichte irgendwann in einem 2. Teil (und vielleicht weitere ...) fort - das schreit geradezu nach einer Sonettreihe! Mal sehen, wieviele sich ergeben. Kann aber dauern - im Moment bin ich nicht so üppig "bestrahlt". Vielen Dank für euer Interesse! ![]() LG, eKy PS - Ging doch schneller als erwartet!
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (29.06.2015 um 21:24 Uhr) |
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#7 |
Gast
Beiträge: n/a
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Vor jenen auferblühten Rosenhecken
hast du mich angelächelt, und mein Lieben erwählte dich und war dir ganz verschrieben. Und Rosen sind es, die dich nun bedecken... Aus diesem Schlafe gibt es kein Erwecken, und alle Träume, wo sie noch verblieben, hat nun ein Stillesein mir ausgetrieben, das mich verfolgt daheim aus allen Ecken. Wie ruft mich hier an raunenden Gestaden des Blättermeers dein silberhelles Lachen aus jenen Stunden, die von Gram beladen mich niederwarfen, in den Tag zurück! Erinnerungen, wenn sie selig machen, ermuntern uns zu einem neuen Glück. Das ist eine wunderbares zweites Gedicht zu diesem Thema. Du sagst, es ist fiktiv, das merkt man dem Werk nicht an. Ich kann das Traurigsein spüren, und wenn jemand trauert sind solche Worte tröstend. Es ist ein schönes Thema. ![]() ![]() ![]() LIebe Grüße sy |
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#8 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,
unfassbar die Fähigkeit, so gefühlsnah und berührend zu dichten. ![]() Ich bin nun jene Leserin, die beide Sonette gleichzeitig präsentiert bekommt. Das erste Sonett endet mit einer Frage und das zweite trägt am Ende eine Art sich von selbst ergebende Antwort - als würde kurz ein Sonnenstrahl durchblitzen. Der Schmerz bei einem solchen Verlust ist unsagbar schwer. Ich neige dazu, die große Liebe (auch die zu einem nahen Menschen, z.B eine Großmutter, Eltern oder Freundin) mit einer Sonne zu vergleichen. Sie erlischt nicht mit dem Tod des Menschen. Die Erinnerungen verleihen ihr mit der Zeit eine neue Sichtweise, sie geben das Gelebte in Dankbarkeit und Glückseligkeit zurück. So meine eigene und beobachtete Erfahrung. Allerdings weiß ich nicht, ob man den Tod des eigenen Kindes einmal so verwandelt sehen kann. Sehr gern gelesen und den bewunderten Kykal erkannt. ![]() Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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#9 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Syranie, Dana!
Vielen Dank für euer überschwängliches Lob! Ich hatte nie eine "große Liebe", die Erfüllung gefunden hätte, verbrachte nie viel Zeit mit anderen (meine längste "Beziehung" mit allem Drum und dran dauerte so um die 2-3 Monate!). Aber natürlich habe auch ich - bei aller Sonderbarkeit - Verluste erlitten, die schmerzlich waren: Vater, Mutter und Katzen. Aus diesem Wissen kann ich extrapolieren. Und irgendwie traurig bin ich eigentlich IMMER, das ist bei mir schon seit meiner späteren Kindheit ein gewohnter Lebenszustand. Das hat mannigfaltige Gründe, die meisten davon zu privat für eine öffentliche Erörterung. Aber wer fleißig meine Kommis der letzten Jahre verfolgt hat, hat sicherlich schon einige davon erfahren ... Von daher fällt es mir leicht, mich in solch ein LyrIch hineinzudenken. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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#10 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
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Servus Erich,
also ich hätte dem zweiten Text einen neuen Faden gegönnt, durchaus mit Hinweis auf das erste Sonett. Ich finde, er wäre es wert gewesen und kann auch allein bestehen. Falls du noch mehr Teile dazu schreiben willst, würde ich dir das empfehlen. Dann ändere ich dir gern den Titel hier und verpasse ihm in Klammern (Teil I + II), wenn du magst. ![]() ---------------------- Mir gefällt es in diesem traurigen Sinne sehr gut, was das zweite Sonett transportiert. Zumindest die beiden Quartette kann ich sehr gut nachempfinden. Es ist nur so, dass eine längere Beziehung, so sie denn nun "bis dass der Tod sie scheidet" glücklich und zufrieden gehalten hat, für mich kaum durch ein neues Glück ersetzt werden könnte. Sicherlich kann ich mir vorstellen, "danach" die "kleinen Dinge" des Lebens wahrzunehmen und entsprechend zu genießen, doch immer würde mir dabei der Teil fehlen, mit dem ich das teilen und dem ich das mitteilen konnte, was mich bewegt. Auch die seligen Erinnerungen vermögen daran wahrscheinlich nichts zu ändern, im Gegenteil wüsste ich dann, welch unersetzlicher Teil meiner Selbst mir verloren gegangen wäre. Es wäre mir auch kein Trost, zu sehen, dass es anderen Menschen ähnlich ergeht. Ihnen wünsche ich das genau so wenig wie mir selbst, weil ich zumindest mitfühlen könnte. Natürlich ist es schön, wenn Menschen genesen und ein neues Glück wagen können, das gönne ich ihnen von Herzen gern, aber für meinen Teil könnte ich das jetzt nicht beschwören. Das ist vielleicht auch der Grund, warum ich finde, dass dieses Sonett eigentlich gar nicht so richtig gut hier in der traurigen Abteilung aufgehoben ist. Die Quartette sind tief melancholisch, doch die Terzette geben wieder Anlass zur Hoffnung, weil ja die Erinnerungen an die alte Zeiten wieder zu neuem Glück motivieren. Die Idee finde ich auch gut, denn die Hoffnung entsteht quasi aus sich selbst heraus, bzw. keimt in den eigenen seligen aber eben doch traurigen Gedanken auf. Das ist auch ein sehr schöner Aufruf, das Leben zu genießen. Traurig ist der Text fürwahr, doch letztlich siegt die Hoffnung mit ihrer Ermunterung zu neuem Glück. ![]() Sprachlich elegant, wie immer, und geschmeidig, obwohl ich finde, dass das letzte Terzett durch die vorher durchgängig weiblich fließenden Kadenzen dann doch etwas hart endet. ![]() Gern gelesen und kommentiert... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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