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Alt 12.09.2011, 11:34   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Beiträge: 3.210
Standard Mein Herz

Mein Herz


Am frühen Morgen fiel es aus dem Takt.
Es pumpte mir kein Blut mehr in die Adern!
Mit Welt und Zeit schien es – Protest! – zu hadern:
Am falschen Ende war es angepackt!

Der Hades kam mir nah und, wenn ihr fragt,
Besonders gut hat mir das nicht gefallen.
Statt Worte Formen blieb mir nur ein Lallen,
Die Luft war weg, ich habe mich geplagt,

Mich an das Ufer irgendwie zu retten:
Ich hatte Glück und möchte nicht drauf wetten,
Dass mir's beim nächsten Mal erneut gelingt.

Mein Herz zerriss beinah die schwachen Ketten,
Die uns verankern, wo wir Leben hätten,
Wenn wir es lebten, noch bevor’s verklingt!
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
Alle Beiträge (c) Walther
Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt

Geändert von Walther (14.09.2011 um 21:50 Uhr)
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Alt 12.09.2011, 20:26   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, walther!

Gefällt mir, bis auf 2 Kleinigkeiten:

Das "Protest" würde ich weglassen, der jähe, laute Einschub passt nach meinem Empfinden nicht optimal dorthin,

und in der vorletzten Zeile würd ich schreiben:
"die uns verankern,..." Dein "die da" ist lautmalerisch kein Meisterklang, wenn ich es mal so salopp formulieren darf...

Ansonsten - wie fast alles von dir - SEHR gerne gelesen!

Besondere Gustostückerln: Einstieg und Conclusio!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 12.09.2011, 20:36   #3
Stimme der Zeit
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Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Walther,

ich hoffe doch sehr, dass das LI hier nur ein LI ist, jedenfalls so, wie ansonsten immer bei dir. Also gehe ich mal davon aus.

Zitat:
Am frühen Morgen fiel es aus dem Takt.
Es pumpte Blut nicht mehr in meine Adern!
Mit Welt und Zeit schien es – Protest! – zu hadern:
Am falschen Ende war es angepackt!
So betrachtet gibt es für mich zwei Interpretationsmöglichkeiten. Einmal: Eine Herzattacke (Infarkt). Ich las, dass diese besonders häufig am frühen Morgen beim Aufstehen auftreten, da dann der Körper in Schwung kommen muss. Dieser natürliche Impuls lässt den Blutdruck steigen und es werden Stresshormone ausgeschüttet. Was das berühmte Fass zum Überlaufen bringen kann. (Ja, ich kenne jemanden.)

Der "Protest" erfolgt zwar zu einem bestimmten "Zeitpunkt", aber es waren frühere Faktoren, die ihn auslösten. Man sollte sein Herz nicht nur im "emotionalen" Sinne pfleglich behandeln, denn "am falschen Ende angepackt", kann es schlechte Behandlung sehr übel nehmen ...

Zitat:
Der Hades kam mir nah und, wenn ihr fragt,
Besonders hat mir das nicht grad gefallen.
Statt Worte Formen blieb mir nur ein Lallen,
Die Luft blieb weg, ich habe mich geplagt,
Nun, ich war aus anderen Gründen dem Hades schon mehrere Male nahe (und einmal ca. 1 Minute "drin"), wobei ich sagen muss: "Nahe sein" gefiel mir auch nicht gerade, vom anderen weiß ich nämlich nichts, daher kann ich es nicht beurteilen. Offenbar konnte das LI nicht mehr sprechen, da es keine Luft mehr bekam (Panik?). Da ich allergisches Asthma habe, stelle ich mir das "Sich-Plagen" beim Nach-Luft-Ringen ähnlich vor. (Die Schmerzen natürlich ausgenommen.)

Zitat:
Mit letzter Kraft ans Ufer mich zu retten:
Ich hatte Glück und möchte nicht drauf wetten,
Dass es beim nächsten Mal erneut gelingt.
So erging es der mir bekannten Person ebenfalls. Gerade noch so "davongekommen". Er gab daraufhin das Rauchen sofort auf und stellte die bevorzugt fette Ernährungsweise komplett um. Als eher "träger" Typ begann er nach der Rekonvaleszenz mit Nordern Walking. Er möchte auch nicht wetten ...

Zitat:
Mein Herz zerriss beinah die schwachen Ketten,
Die da verankern, wo wir Leben hätten,
Wenn wir es lebten, noch bevor’s verklingt!
Es kann so schnell "vorbei" sein, denn das, was uns am Leben "hält", ist tatsächlich eine wesentlich "schwächere Kette", als man sich das gemeinhin denkt. Warum also die Zeit mit Lappalien, Ärger und Unnötigkeiten "verschwenden"? Leben und lieben wir den Augenblick. Im nächsten könnte, auch ohne jede "Vorwarnung", einfach Schluss sein. Wenn man dem Sensenmann bereits von seiner Schneide "gehüpft" ist, kann man es nicht mehr so leicht "beiseite schieben", wie es die meisten Menschen tun.

Mit etwas "Fantasie" kann man das Gedicht auch noch anders interpretieren. Das liegt an diesem speziellen Vers:

Zitat:
Am falschen Ende war es angepackt!
Wenn die Liebe (das Herz) am falschen Ende angepackt wird, kann auch sie in "Lebensgefahr" geraten. Auch Liebe kann "sterben". Das ist natürlich die "unwahrscheinlichere" der beiden Möglichkeiten, aber wenn man die Liebe und Leben "synonym" betrachtet, kann man auch hierbei "noch einmal davonkommen". (Diese "Variante" erwähne ich vollständigkeitshalber.)

Da ich dir nichts über ein Sonett erzählen muss (), nur zur Anmerkung zwecks Anti-Inversions-Maßnahmen:

Zitat:
Es pumpte Blut nicht mehr in meine Adern!
Es pumpte mir kein Blut mehr in die Adern! - Vorschlag

Zitat:
Besonders hat mir das nicht grad gefallen.
Das hat mir nicht besonders gut gefallen. - Vorschlag

Zitat:
Mit letzter Kraft ans Ufer mich zu retten:
Eigentlich so: Um mich mit letzter Kraft ans Ufer zu retten - das passt allerdings nicht ins Metrum. Aber wie ich den Vers auch "drehe und wende", es wird nicht "anders". Wie du weißt, greife ich nicht "invasiv" in die Gedichte ein, deshalb ist es deine Entscheidung, ob du daran etwas ändern oder ihn so stehen lassen möchtest.

Mein Herz - das ganze Leben lang pumpt es unaufhörlich, die meiste Zeit über nahezu unbemerkt ...

Ein ausgezeichnete Schilderung, lieber Walther. Ein dickes Lob für die Intensität und die "dichterische Qualität" des Inhalts!

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2011, 21:16   #4
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard

Lb. Erich,

danke für Deinen (noch doppelten ) Ausruf (bzw. Eintrag). Den ersten Hinweis habe ich leider nicht verarbeiten können, da sonst Sinn und Metrum ein kleines Problem haben.

Den zweiten Tip habe ich umgesetzt!

LG W.

Lb. Stimme der Zeit,

Deinen Hinweis habe ich eingearbeitet. Deine launige bzw. persönliche Besprechung hat mich fast beschämt, vielen Dank dafür!

Stay tuned!

LG W.

PS.: Das erste Terzett ist nochmals überarbeitet worden.
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Geändert von Walther (13.09.2011 um 18:18 Uhr)
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
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