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Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

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Alt 17.06.2013, 09:02   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard Der Hahn - ein monosyllabisches Gedicht, Hommage an...

...Robert Gernhardt, den Meister monosyllabischer (einsilbiger) Gedichte

Ein Hahn, der alt und schwach schon ist,
kräht dem zum Trotz noch auf dem Mist.
Er reckt den Kopf, steht da und bläht
erst recht den Hals und kräht und kräht.

Doch schwand ihm Jahr um Jahr die Kraft,
er steht schon lang nicht mehr im Saft
und tut sich schwer von früh bis spät:
Er ächzt und krächzt mehr, als er kräht.

Müd fängt er an um fünf Uhr früh
und schafft bis sechs grad mal ein Ki.
Wie schwoll ihm einst der Kamm voll Stolz!
Das Huhn bleibt cool und denkt: "Was soll's".

Was bleibt dem Hahn, noch groß zu tun?
Fürs Ei im Nest braucht ihn kein Huhn.
So kräht wohl hier und da ein Mann,
der gern noch möcht und doch nicht kann.

Geändert von Friedhelm Götz (17.06.2013 um 18:53 Uhr)
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Alt 17.06.2013, 11:46   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
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Beiträge: 3.375
Standard

Hallo Fridolin,

dein lustiges und trickreiches Gedicht habe ich gerne gelesen. Die Verwendung von nur einsilbigen Wörtern ist eine raffinierte Übung, denn dadurch erfährt man, dass die Betonungen des Metrums nicht allein aus den der Schwere der Silben in den einzelnen Worten abgeleitet sein können - man brauch ja mindestens zwei Silben im Wort, um festzustellen, welche die schwere ist. Wenn also (wie in deinem Gedicht) mit nur einsilbigen Worten ein Metrum hörbar ist, dann muss das Satzgefüge und die Wortart auch eine Rolle bei der Betonung spielen, sozusagen eine zweite Ebene.

Die Form der einsilbigen Gedichte scheint mir (wie jede Form) nur begrenzt verwendbar, da sie zwangsläufig einen stoßenden oder gestauten Rhythmus hat. Für lustige Inhalte, wie in deinem Gedicht, passt das.

Die einzige Stelle, die mir etwas gemogelt erscheint ist "manch Mann" in der vorletzten Zeile, weil da eigentlich "mancher Mann" stehen müsste, das "manch" klingt (im Rahmen der Sprachebene des Gedichts) für meien Geschmack etwas hergeholt.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 17.06.2013, 13:33   #3
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard

Zitat:
Zitat von Thomas Beitrag anzeigen
Hallo Fridolin,

dein lustiges und trickreiches Gedicht habe ich gerne gelesen. Die Verwendung von nur einsilbigen Wörtern ist eine raffinierte Übung, denn dadurch erfährt man, dass die Betonungen des Metrums nicht allein aus den der Schwere der Silben in den einzelnen Worten abgeleitet sein können - man brauch ja mindestens zwei Silben im Wort, um festzustellen, welche die schwere ist. Wenn also (wie in deinem Gedicht) mit nur einsilbigen Worten ein Metrum hörbar ist, dann muss das Satzgefüge und die Wortart auch eine Rolle bei der Betonung spielen, sozusagen eine zweite Ebene.

Die Form der einsilbigen Gedichte scheint mir (wie jede Form) nur begrenzt verwendbar, da sie zwangsläufig einen stoßenden oder gestauten Rhythmus hat. Für lustige Inhalte, wie in deinem Gedicht, passt das.

Die einzige Stelle, die mir etwas gemogelt erscheint ist "manch Mann" in der vorletzten Zeile, weil da eigentlich "mancher Mann" stehen müsste, das "manch" klingt (im Rahmen der Sprachebene des Gedichts) für meien Geschmack etwas hergeholt.

Liebe Grüße
Thomas
Hallo Thomas,

es ist klar, dass die Fixierung auf einsilbige Wörter einen lyrisch einschränken; mich hat die Form dennoch gereizt. Ich habe sie auch für mein Märchen "Der Mond und die Frau in Weiß" benutzt, das ich in Kürze einstelle. Mit dem "manch" am Schluss hast du recht, da müsste "mancher" stehn. Aber die Passage hat bisher niemand gestört, denn es ist doch sehr deutlich, was gemeint ist. In der Umgangssprache wird häufig manch für manches oder mancher eingesetzt

(vgl. Bericht in der Badischen Zeitung vom 17. Juni 2013).

Wie fändest du aber:
So kräht wohl oft gar manch ein Mann,
der gern noch möcht und doch nicht kann.

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

LG Fridolin
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2013, 16:40   #4
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Was wäre mit:

So kräht wohl hier und da ein Mann?

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 17.06.2013, 18:55   #5
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
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Zitat:
Zitat von Thomas Beitrag anzeigen
Was wäre mit:

So kräht wohl hier und da ein Mann?

Liebe Grüße
Thomas
Das ist gut, übernehm ich.

LG Fridolin
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2013, 21:15   #6
Dana
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Lieber Fridolin,

prächtig "abgekräht".

Erst wollte ich einsilbig kommentieren, aber es wollte nicht gelingen. Um so größer meine Bewunderung für die Kunst.

Die Gedichte von Gernhardt haben uns schon oft großen Lesespaß bereitet. Wir haben sie uns vorgelesen und uns vor Lachen fast geschüttelt.

Dein Gedicht könnte man direkt in sein Band "mogeln" und es als "Gernhardt" gelten lassen - so sehr imponiert es mir.

(Auch gern den Mann darin erkannt.)

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 17.06.2013, 21:51   #7
ginTon
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hi fridolin,,

hahaha, ja kräftig abgelacht...wunderbarer Text und präzise
ins schwarze getroffen, also ins schwarze Humorzentrum...

sehr gut...daumen hoch...LG gin
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Ich fühle, also bin ich!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 17.06.2013, 22:07   #8
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
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Dana,

ich glaube auch, dass Robert Gernhardt meine Reimerei gefallen hätte.

Vielen Dank für das Kompliment.

Ginton,
auch dir vielen Dank.

LG Fridolin
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
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