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17.12.2016, 13:52 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.11.2016
Ort: Berlin-Lichtenberg
Beiträge: 180
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Das Rätsel Mensch
Der Weg des Menschen ist oft rätselhaft,
er stolpert bang sich durch die halbe Welt, des Daseins Tücke ist ihm schleierhaft, der dümmste Hund hat ihn schon angebellt. Er windet sich durch seine schwarzen Tage, stets hofft er, dass es wieder heller wird, erhascht im kleinsten Nu die Stimmungslage und nennt es Pech, wenn er sich da mal irrt. Er redet oft vom Glück, das ihm verloren – man redet eben davon, was man sehr vermisst. Er strahlt, er scheint wie zweimal neugeboren, sobald sein schweres Schicksal ihn vergisst. So hofft der Menschensohn noch bis zum Grabe, dass ihm die Vorsehung das Leben richtet, doch bleibt er stets der alte Unglücksrabe, der täglich auf sein Lebensglück verzichtet. |
17.12.2016, 14:49 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Liebe Angelika,
abgesehen davon, dass ich den Begriff „Vorsehung“ nicht mehr so sehr zeitgemäß finde, auch wenn man sich von dem, das ihm negativ anhaftet, mal lösen muss, setze ich deinen (schönen) Zeilen den Beginn eines Zitates von Karl Kraus mit den Versen von mir entgegen, weil gerade zwei wesentliche Ausdrücke identisch sind: Liebe Grüße von pierre. In zweifelhaften Fällen … (nach Karl Kraus) Der Unglückswurm, wenn man ihn fragt, springt nicht vom Turm, weil man ihm sagt, dass Treppensteigen, genauso wie das Spiel der Geigen, geübt sein muss bis zum Verdruss. Und daran hapert’s, kurz und knapp. Denn wer nicht steigt, springt auch nicht ab. Der Unglücksrabe, wie man hört, fragt vor dem Grabe ganz verstört nach einer Zinne und ob sich irgend- wer besinne, ihm einerseits das Spiel der Geigen und andrerseits das Treppensteigen bei guter Füh- rung beizubiegen. Man ist erstaunt und lässt ihn fliegen. Der Wurm durchwühlt die Rasensoden. Die Sicherheit: er bleibt am Boden. Und was hält sei- nen Freund am Leben? Zur rechten Zeit sich zu erheben. |
17.12.2016, 15:02 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.11.2016
Ort: Berlin-Lichtenberg
Beiträge: 180
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Sehr schön, Pierre. Hast du dir also auch Gedanken darüber gemacht, warum uns so oft im Leben was schiefgeht. Man kommt und kommt eben nicht dahinter.
Aber was die Vorsehung angeht: Weil Hitler den Begriff für sich benutzt hat, ist das kein Grund, ein deutsches Wort in anderen Zusammenhängen zu benutzen. Wenn wir alle Wörter, die von den Nazis benutzt wurden, ächten sollten, müssten wir wohl Esperanto lernen. Danke fürs Reinsehen und schöne Weihnachten. Angelika |
18.12.2016, 15:57 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Angelika,
was die Nazizeit anbetrifft, pflichte ich dir bei, zumal auch Papst Pius XI. in seiner Enzyklika „Mit brennender Sorge“ den Begriff Vorsehung erwähnt hat. Bei „völkisch“ z.B. hätten wir uns sicher anders geeinigt. Sonst denke ich, dass die Zeit oder die Art, wie du deine Zeilen anlegen konntest, es für mich vorgesehen hatte, dies alles zu schreiben, das ist doch schon mal was in der Richtung. Dir wünsche ich auch ein schönes Weihnachtsfest und danke! pierre. |
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