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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 27.01.2011, 12:00   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Die Wasser meines Lebens und Sterbens

Ich bin nicht länger aufgestaut,
mir werden alle Sinne weiter,
als ragten sie ins große Nichts:
Ich bin ein Bach, der in Kaskaden
sich hinters Sternbild der Plejaden
weit ausgießt, bis er alles schaut,
und meine Tropfen fallen breiter
im Rauschen meines Angesichts.

Ich bin nicht länger unbewegt,
entströme heiter allen Dingen,
die sich zu Wichtigem erklärten:
Ich falle wie ein Blatt aus Kronen,
die ihre kargen Früchte schonen,
in einen Wind, der sich nie legt,
und ein unendliches Gelingen
trägt es hinfort zu neuen Gärten.

Ich bin nicht länger abgestanden,
ein Plätschern, seltsam hingelogen,
versickernd und vom Sein entweiht:
Ich gehe tiefer nach den Flüssen,
in die wir alle münden müssen;
ich fließe ab aus wunden Landen,
und eines Sternenmeeres Wogen
wiegt meine Wasser aus der Zeit.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (06.03.2018 um 19:22 Uhr)
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Alt 28.01.2011, 23:46   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber eKy,

Leben und Sterben liegen nah beieinander, sie bedingen sich.
Vom Leben wissen wir nur, dass wir sind, um zu sterben.
Das Sterben löst uns von Zeit und Raum - mehr wissen wir nicht.
Gerade diese "Scheinbarkeit", wie sie uns erscheint, erlaubt solch wunderbare Gedichte wie deines hier.

Mir gefallen: die fließende Sprache, die besondere Reimart und die schwebende Leichtigkeit einer tiefen Aussage.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.01.2011, 23:07   #3
Gert-Henrik
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Mensch, Mensch, Mensch -
großes Kino!

Das Werk plätschert regelrecht dahin, ein wunderbarer Ausdruck des Wassers! Das ist auch formal ein beeindruckender Genuss! Soweit ich das lesen kann, holpert keine Silbe; Versanzahl 8 für die männlichen, 9 für die weiblichen Endungen.
Mein einziges Pünktchen: S1V7 das "breiter" - eher Reimschuld - oder verstehe ich den Sinn vielleicht nicht ganz.

Der nun bewegte Beweger in S2V1 machte mich Staunen - wie meinst Du den V?

Die Treppenstufen sind toll (damit die Lachse laichen können?):
abc dd abc - durchgängig !

Von meiner Warte eine 1+ mit *

Das Wasser, das Sterbliche, versickert und der strahlende Narr geht weiter in den nächsten Kreis

LGvL.
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Alt 31.01.2011, 14:43   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Dana!

Vielen Dank fürs satte Lob!

Hi, Lip!

Das mit dem "Plätschern" hast du schön gesagt! Genau darum geht's mir beim Dichten: Den Sprachfluss, die Sprachmelodie! Das muss fließen, klingen...

Tropfen fallen breiter: Physikalisch: Fallende Tropfen flachen sich ab, werden tatsächlich durch den Luftwiderstand breiter, in etwa wie M&Ms.
Metaphorisch übertragen: Breiter im Sinne von "erweitert": weiser, klüger, tiefer...

Die Hebungen usw. hab ich natürlich nicht gezählt - ich könnte da nicht mal männlich und weiblich unterscheiden (...haben die einen ein Zumpferl und die andern nicht?), aber offenbar hat mich mein Rhythmusgefühl diesmal nicht getrogen!

Als "strahlenden Narren" habe ich mich da beim Schreiben nicht gesehen, aber das Bild gefällt mir!

Närrischen Dank und LG,

eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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