31.05.2016, 13:12 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Junge Pferde
Junge Pferde
Du willst ein junges Pferd am Zügel reiten, auf Bahnfiguren es mit stolzen Tritten wie mit Gedanken lenken, und inmitten der lauten Menge soll es ruhig schreiten? Mein lieber Freund, dann lerne es beizeiten: Du bist nicht Herrscher, sondern nur gelitten, und was du forderst musst du dir erbitten. Wie Äolsharfenklänge von den Saiten sich selbsterregt und frei im Wind verbreiten, wird sich das edel Wesen zu dir wenden, vertrauensvoll dir seine Kraft verpfänden, wenn rechtes Maß und Feingefühl dich leiten. Was du erzwingst wird gegen dich sich wenden und sinnlos wirst du Zeit und Kraft verschwenden. Version 1 Junge Pferde Du willst ein junges Pferd am Zügel reiten, auf Bahnfiguren es mit stolzen Tritten wie mit Gedanken lenken, und inmitten der lauten Menge soll es ruhig schreiten? Mein lieber Freund, dann lerne es beizeiten: Du bist nicht Herrscher, sondern nur gelitten, und was du forderst musst du dir erbitten, wie Äolsharfenklänge von den Saiten sich selbsterregt und frei im Wind verbreiten. Was du erzwingst wird gegen dich sich wenden, zwar hältst du noch die Zügel in den Händen, doch wird die Schönheit mit dem Stolz entgleiten; an welken Blüten, die nicht Duft mehr spenden, wirst sinnlos du nur Zeit und Kraft verschwenden. P.S.: Angeregt durch Lailanys "Wilde Pferde"
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (03.06.2016 um 23:26 Uhr) |
31.05.2016, 13:58 | #2 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Thomas!
Trefflich geschrieben! Ungewöhnlich das Enjambement im Übergang von Quaretten zu Terzetten. S2Z2 - Komma am Zeilenende. S4Z1 - Schönheit und Stolz sind zweierlei, darum fände ich den Plural passender: "doch werden Schönheit wie auch Stolz entgleiten," Ich selbst wohne in direkter Nachbarschaft zu einem großen Reitgut. Ich kenne Pferde aus nächster Nähe, habe daher einen weniger romantisierenden Blick auf diese Tiere: Sie riechen streng und sind dumm wie Brot. Dennoch habe ich dein Sonett als schön und wahr empfunden. Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
31.05.2016, 15:18 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Liebe Erich,
vielen Dank für das obligatorische vergessene Komma und den Hinweis auf den Plural, was mich veranlasst hat zu erkennen, dass zwischen Stolz und Schönheit ein Zusammenhang besteht. Wenn man sich ernsthaft mit diesen schönen Geschöpfen abgibt, ist der Blick gar nicht romantisierend. Klar, ein bisschen verrückt muss man schon sein, wenn man sich nicht von diesen tretenden, beißenden, buckelnden und tonnenweise Mist erzeugenden Wesen fern hält. Was die Intelligenz betrifft, so soll man das Denken ja bekanntlich den Pferden überlassen, weil sie einen größeren Kopf haben. Ich glaube "das Enjambement im Übergang von Quaretten zu Terzetten" geht ok, da die ersten 4 Zeilen der Terzette ein "verstecktes" drittes Quartett (gefolgt von einem Abschluss-"Couplet") ist. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
31.05.2016, 17:34 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 10.05.2016
Beiträge: 251
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Hi Thomas,
ich schließe mich Erichs Lob an. Mir gefällt dein "Rat an alle Reiter" Sonett. Es wäre einfach großartig, wenn die vielen Tierquäler, die mit aller Macht den Tieren ihre Willen aufdrängen wollen dies berücksichtigen könnten. Besonders gefällt mir der Satz" was du erzwingst wird gegen dich sich wenden". Liebe Grüße Eva |
01.06.2016, 11:22 | #5 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Thomas,
Ich habe Lailanys Gedicht und nun Deines gelesen. Deines finde ich auch sehr gut, weil es dafür steht, das man niemanden brechen soll, denn dann geht gar nichts mehr. Das gilt für Tier und Mensch. Du hast hier Pferde beschrieben. Pferde sind Fluchttiere, sie schließen sich dem Stärksten,Mutigsten, Klügsten und Schnellsten an. So ist es jedenfalls wenn sie nur unter Ihresgleichen sind. Menschen lieben sie, wenn sie spüren, das sie folgen können, weil der Mensch es gut mit ihnen meint. Pferdesport gibt es in vielen Formen und auch da gibt es Überforderungen von Mensch und Tier. Ich finde es muß die Freude an dem Anderen überwiegen, und dann ergibt sich eine Freundschaft zwischen zwei sehr unterschiedlichen Lebewesen, Mensch und Pferd. Auch wenn eKy sagt, das sie dumm wie Brot sind, wissen sie um vieles schneller als der Mensch, wann man weglaufen muß! eKy, alles gut, es muß ja nicht jeder ein Pferdefreak sein. Ich mag fast alle Tiere außer Haie, Fliegen, nun ja ich gebe zu ein paar eklige fallen mir auch noch ein. Thomas, das Wort: Äols finde ich ungewöhnlich, ich habe nicht immer Wikipädia dabei, oder ein Wörterbuch. Aber ich lerne gerne dazu. Liebe Grüße von der Tier - Mensch - und -Pferdenärrin sy |
03.06.2016, 23:26 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
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Liebe Ophelia und syranie,
vielen Dank ihr Tierfreunde und Pferdenärrinen. Ich habe (angeregt durch meine Reitlehrerinx) einen neue Version eingestellt, die euch hoffentlich auch gefällt. Es ist zusätzlich der positive Aspekt "Vertrauen durch feinfühligen Umgang mit Pferden" hinzugekommen. Liebe Grüße Thomas
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